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Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition)

Titel: Urbat - Der verlorene Bruder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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eine Augenbraue hoch. »Das Luftholen war Teil des Tests. Hast du irgendwas gerochen?«
    »Nun, ja. Hier riecht’s nach saurer Milch. Aber was hat das zu bedeuten?«
    »Hmmm. Wir haben wohl mehr Arbeit vor uns, als ich ursprünglich dachte. Ich hatte angenommen, du hättest zumindest ein paar Jagdinstinkte.«
    Ich war peinlich berührt. »Nein. Ich glaube, ich verstehe jetzt, worauf du hinauswillst.« Ich machte einen weiteren tiefen Atemzug und behielt die Luft ganz hinten in meiner Kehle. Ich konnte nur die saure Milch schmecken,zwang mich aber, die Luft nicht auszuatmen. Ich wollte vor Talbot nicht versagen, wollte nicht, dass er glaubte, ich sei für das Training nicht bereit. Ich wusste, dass ich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich bereits ein bisschen blau angelaufen war, was mich ziemlich ärgerte. Schließlich atmete ich durch die Nase aus. Plötzlich nahm ich einen weiteren Geruch wahr, den ich vorher nicht bemerkt hatte. »Ich schmecke die saure Milch, aber ich rieche noch etwas anderes. So was wie verdorbenes Fleisch vielleicht? Irgendwas Fauliges.«
    »Gut«, befand Talbot. »Oder eigentlich schlecht.«
    »Okay, wenn du denkst, dass ich es nicht richtig gemacht habe, dann zeig mir, wie ich es besser machen kann. Du hattest doch vor, mich zu trainieren, weißt du noch?«
    »Noch nicht. Erst der Test. Den hast du allerdings bestanden. Die saure Milch sagt uns, dass wir’s hier mit ein paar Gelals zu tun haben. Dieser Geruch nach fauligem Fleisch bedeutet, dass außerdem mindest ein Akhkharu hier gewesen ist.«
    »Akh…a … was?«
    »Ak-hay-roo«, wiederholte er betont langsam.
    Ich rümpfte die Nase und machte nicht mal den Versuch, dieses Wort wieder in den Mund zu nehmen.
    »Ja«, sagte Talbot. »Nenn sie einfach Akhs. Ist leichter auszusprechen. Manche Leute bezeichnen sie auch als Vampire.«
    Ich spürte, wie ich die Augen aufriss. »Im Ernst?«
    »Ja, allerdings sind sie was anderes als die klassischenIch-will-dein-Blut-saugen-Vampire.« Talbot zuckte mit den Schultern. »Lass uns verschwinden, bevor hier irgendjemand aufkreuzt. Wir müssen für deinen Test unterwegs noch mal woanders anhalten, bevor ich dich zum Bus zurückbringe.«
    »Und das heißt was?«
    »Sagen wir einfach: Es ist gut, dass du deine Laufschuhe mitgebracht hast.«
    Ein paar Minuten später
     
    Talbot schulterte seinen Rucksack und führte mich zum Ende des Blocks. Die Nase im Wind blieb er an der Ecke stehen. Mit Ausnahme einer alten Frau an einer Bushaltestelle war die Straße leer. »Riechst du das?« Talbot atmete schnell ein.
    Ich folgte seinem Beispiel. »Ja, es ist derselbe Geruch nach saurer Milch und faulem Fleisch.«
    Talbot nickte zustimmend. »Wir sind ihnen auf der Fährte.« Während Talbot weiter die Luft prüfte, fasste er nach meinem Ellbogen und wir überquerten die Straße. »Ja, hier sind sie entlanggegangen. Sie waren zu Fuß unterwegs.«
    »Mit einem dreihundert Kilo schweren Safe?« Meine Stimme drückte weit mehr als nur leisen Zweifel aus.
    »Du darfst die Dämonen nicht unterschätzen, Kiddo. Diese Gelals neulich waren leicht zu erledigen. Zu leicht, wenn du mich fragst.«
    Mein Magen schlug einen kleinen Purzelbaum. Das sollte leicht gewesen sein?
    »Bist du bereit für die nächste Testphase?«
    »Ja. Sicher. Glaub schon.«
    Talbot hielt mich noch immer am Ellbogen fest und zog mich jetzt dicht zu sich heran. Unsere Körper berührten sich fast. Er neigte den Kopf, sodass sein Gesicht dicht über meinem Nacken schwebte, und machte einen langen, tiefen Atemzug. Als er wieder ausatmete, kitzelte die Luft meinen Hals und verursachte mir Gänsehaut auf dem Rücken.
    »Hast du gerade an meinem Haar gerochen?«, fragte ich mit mehr als unsicher klingender Stimme.
    »Ich nehme deinen Geruch auf. Du solltest dir meinen auch merken. Für den Fall, dass wir getrennt werden.«
    »Deinen Geruch aufnehmen?« Ich musste fast lachen und stellte mir vor, ich sei einer dieser Polizeispürhunde, die man am Hemd eines verschwundenen Kindes schnuppern lässt, bevor sie auf die Suche geschickt werden.
    Talbot zog mich noch dichter zu sich heran, sodass meine Lippen beinahe über seinen Nacken strichen. Seine Hand hielt meinen Ellbogen fest umklammert. Ich machte einen tiefen Atemzug und behielt die Luft ganz hinten in der Kehle. Talbot roch nach Pfefferminzkaugummi, frischem Sägemehl und etwas anderem, was ich ohne meinen jetzt einsetzenden Wolfssinn nicht hätte wahrnehmen können. Er roch wie meine Hündin Daisy, wenn

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