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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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es jetzt nicht erkennen, aber ich habe es gesehen, als sie vor das Haus gefahren kamen. Auf dem Kühlergrill der Autos ist ein stilisierter Wolfskopf angebracht. Als mich Sirhans Wachen damals auf ihrem Land entdeckt haben, wurde ich in so einen Wagen gestoßen. Und der Wagen da« – Dad zeigte auf ein kleineres Fahrzeug in der Mitte –, »gehört Sirhan. Er hat mich und Gabriel damals höchstpersönlich zur Grenze seines Territoriums gebracht, nachdem er entschieden hatte, mich gehen zu lassen. Und das wohl anscheinend nur, weil er dich wollte …«
    Plötzlich erloschen die Scheinwerfer.
    »Ahhh!«, stöhnte ich. Meine Augen fingen an zu tränen, und der plötzliche Lichtwechsel ließ mich – und alle anderen – kurzzeitig erblinden.
    Ich hörte ein paar schnelle Bewegungen. Sekunden später wurden die Scheinwerfer des Autos in der Mitte wieder eingeschaltet – und ließen die Silhouetten von mindestens vierzig Personen in unserem Vorgarten deutlich hervortreten.
    Ich konnte ihre Gesichter nicht erkennen. Im Scheinwerferlicht wirkten alle wie große, unförmige Schatten. Jeder Einzelne schien etwas Langes und Spitzes in der Hand zu halten. Eine der Gestalten kam einen Schritt näher. Das Licht wurde von der Spitze des Gegenstands in seiner Hand reflektiert. Es war ein Speer. Die Spitze war aus einem glänzenden Metall gefertigt – zweifellos Silber. Der Mann trug so etwas wie ein Gewand oder eine Robe. Ich musste sofort an den Sensenmann von der Geisterfarm denken.
    »Gebt uns, was wir haben wollen«, sagte der Mann mit einer tiefen, grollenden Stimme.
    Daniel nahm meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Ohne ein Wort zu sagen, traten die verlorenen Jungs näher zu uns heran und schienen die Lücken zu schließen. Ich konnte sehen, wie sich die Muskeln in ihren Armen und Beinen spannten, so als warteten sie auf den ersten Befehl von Daniel oder mir über das Geländer zu springen und anzugreifen. Die Anspannung war förmlich zu riechen. Ich wusste nicht, was passieren würde, wenn sie sich direkt vor unserer Haustür in Wölfe verwandelten.
    Daniel hob die Hand und machte den Jungen ein Zeichen, sich zu beruhigen. »Ich fürchte, du musst dich etwas präziser ausdrücken«, sagte er zu dem Speerträger. Seine Stimme klang angesichts der Situation viel zu ruhig.
    Die dunkle Truppe schien wachsam zu werden. »Gebt uns, was wir haben wollen«, wiederholte der Mann mit dem Speer.
    War das etwa das Einzige, was ihm zu sagen befohlen worden war?
    »Und noch einmal: Etwas präziser bitte.« Daniel streckte seine Schultern. »Du wolltest Gabriel. Aber er ist bereits zu dir zurückgekehrt. War das nicht die Abmachung? Du bekommst Gabriel und hältst dich dafür von uns fern?«
    »Aber wo ist Gabriel?«, flüsterte ich Daniel zu. »Vielleicht ist ihm irgendwas passiert. Vielleicht hat er es nicht zurückgeschafft.«
    Der Mann mit dem Speer legte seine Hand ans Ohr. Offenbar lauschte er für einen Moment. Sprach da jemand über ein Funkgerät mit ihm?
    Er sagte etwas zu dem Mann neben ihm. Zwei weitere Männer liefen zu einem der SUVs und rissen die Tür auf. Irgendetwas fiel aus dem Wageninnern heraus und landete in einem unförmigen Haufen auf dem Pflaster. Ich konnte nicht erkennen, was es war. Bis ich jemanden stöhnen hörte.
    »Gabriel«, rief ich. »Nein.«
    Der unförmige Haufen bewegte sich, als Gabriel den Kopf vom Pflaster anhob. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich bin nicht früh genug aufgebrochen. Daniel, ich …«
    »Sirhan Etlu spricht«, sagte der erste Speerträger. »Sirhan Etlu vom Etlu-Clan spricht, und alle hören zu …«
    Die Scheinwerfer des kleineren Wagens gingen wieder aus. Ich musste jedes Mal die Augen zusammenkneifen, um mich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Als ich deutlicher sehen konnte, erkannte ich, dass jeder in dieser vierzig Mann starken Truppe eine Samtrobe über der normalen Straßenkleidung trug. Die Kapuze der Gewänder verdeckte ihre Gesichter. Fast alle Roben waren von einem tiefen Saphirblau, abgesehen von denen der zehn Speerträger in der ersten Reihe. Ihre Gewänder waren smaragdgrün. Die einzige weibliche Person in der Menge war eine junge Frau, die zu den zehn grünen Speerträgern gehörte. Ihre Kapuze war zurückgezogen, sodass ich ihre feinen Gesichtszüge und ihre tropfenförmigen Ohrringe erkennen konnte. Ich konnte mir nicht helfen und musste sie anstarren. Noch nie zuvor hatte ich einen anderen weiblichen Urbat gesehen.
    Slades

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