Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
Vom Netzwerk:
Aufmerksamkeit hingegen hatte sich auf etwas völlig anderes gerichtet. Er deutete auf den kleineren Wagen zwischen den SUVs. »Das ist ein Aston Martin«, flüsterte er anerkennend.
    Die zehn vordersten Speerträger richteten ihre Waffen auf ihn. »Sirhan Etlu spricht, und du wirst zuhören«, sagte der Hauptmann mit fester Stimme.
    Plötzlich sah ich, wie eine Hand aus dem hinteren Seitenfenster der Sportlimousine herausgestreckt wurde. Ich hätte sie gar nicht gesehen, wenn nicht das Licht des fast vollen Monds von einem großen Ring an einem der Finger reflektiert worden wäre. Irgendetwas an der Form dieser Hand wirkte nicht wirklich … menschlich.
    »Gabriel hat mich enttäuscht«, klang eine Stimme aus dem Wagen. Sie war gleichermaßen laut und krächzend. Befehlend. Eine solche Macht schwang in dieser Stimme mit, dass meine Knie plötzlich weich wurden. Beinahe verspürte ich den Impuls, mich vor dem Besitzer dieser Stimme zu verneigen.
    Auch die Gruppe der Robenträger schien dieses Gefühl zu verspüren, denn sie drehten sich um, gingen auf die Knie und beugten die Köpfe in Richtung des Wagens.
    »Wäre er wirklich loyal gewesen«, fuhr die Kommandostimme fort, »dann wäre er in dem Moment zurückgekommen, als ihm die Boten mein Ultimatum überbracht haben.«
    Gabriel stöhnte und neigte den Kopf.
    »Doch er zögerte und zeigte damit, wem seine wahre Loyalität gilt. Ich bin gekommen, um mich selbst davon zu überzeugen, wem die Ergebenheit meines eigenen Beta gehört. Bringt die ›Göttliche‹ zu mir.«
    Daniel ließ meine Hand los und trat einen Schritt vor.
    »Nicht«, flüsterte ich ihm zu.
    »Vielleicht könnte sich dein Beta ja loyaler verhalten, wenn du ihn nicht so barbarisch behandeln würdest«, sagte Daniel und richtete sich gerade auf. Seine Gestalt war noch nie größer gewesen.
    Und wieder spürte ich dieses seltsame Gefühl in den Knien, das fast dazu führte, dass ich mich verneigte. Aber dieses Mal vor Daniel. Die verlorenen Jungs ließen sich auf der Veranda auf ein Knie herunter und beugten die Köpfe. Ein Zeichen ihrer Ergebenheit gegenüber Daniel. Ich blickte kurz über die Schulter und sah, dass sogar Jude den Kopf geneigt hatte. Noch erstaunter allerdings war ich, als zwei der in Roben gekleideten Männer aus der Menge sich ebenfalls vor ihm verneigten.
    »Deine Zeit als Alpha geht dem Ende zu, Sirhan«, sagte Talbot mit einem Lachen. Auch er hatte jetzt eine sich Daniel unterordnende Position eingenommen.
    Doch offensichtlich hatte diese Bemerkung gesessen.
    »Packt ihn!«, brüllte die Stimme, die anscheinend zu Sirhan gehörte. »Packt den Kalbi-Jungen, bevor er meine Autorität noch weiter untergräbt.«
    Eine Gruppe der Schwertträger stürzte in Daniels Richtung. Er stand dicht am Rand der Verandastufen. Die verlorenen Jungs knurrten und nahmen eine Verteidigungsposition ein. Sie waren bereit, wen auch immer anzugreifen, der sich Daniel zu bemächtigen versuchte. Eine Stimme in meinem Innern schrie laut auf. Ich fürchtete eine blutige Schlacht direkt vor unserer Haustür. Was würde mit meiner Familie geschehen? Mit unseren Nachbarn?
    »Nein«, rief Daniel.
    Die verlorenen Jungs sowie die Speerträger hielten abrupt inne.
    Daniel hob die Hand. »Ich gehe freiwillig mit ihnen.«
    Nein, Daniel!, dachte ich, als zwei der Wächter seine Arme packten.
    Rechts von mir ertönte ein Schrei. Völlig entsetzt musste ich zusehen, wie Ryan über das Geländer der Veranda hechtete und auf die beiden Gestalten zustürzte. Mit seinem Pfahl holte er nach der ersten aus – es war die junge Frau, die mir schon aufgefallen war – und verletzte sie mit seiner Waffe am Ohr. Sie schrie und presste die Hand an den Kopf. Blut quoll aus der Wunde hervor – ihr Ohr hing nur noch an einem Fetzen Haut herab.
    Ein weiterer Wächter hob seine Waffe und knallte Ryan die flache Seite der silbernen Speerspitze vors Gesicht. Ryan stürzte zu Boden. Sein Winseln ließ mich erschaudern. Eine blasige rote Brandwunde in Form der Speerspitze prangte auf seiner Wange.
    »Aufhören!«, rief Daniel, als der Wächter zu einem weiteren Schlag ansetzte. »Er ist nur ein Junge.«
    Der Mann blitzte Ryan wütend an, hörte jedoch auf Daniels Kommando und ließ den Speer sinken.
    »Ich will, dass sich alle ruhig verhalten«, sagte Daniel. »Ich bin Sirhans Gefangener und werde nicht zulassen, dass irgendwer an meiner Stelle verletzt wird. Nicht heute Nacht.«
    »Halt!«, sagte ich und lief die Verandastufen hinunter.

Weitere Kostenlose Bücher