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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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schmerzende Müdigkeit erfüllte meinen Körper – die Nebenwirkungen des Heilungsprozesses. Ich versuchte jedoch, mir nichts anmerken zu lassen und trat auf Sirhans Wagen zu. Die Speerträger versuchten nicht mal, mich aufzuhalten.
    »Du weißt, wer ich bin«, rief ich Sirhan zu. »Und ich weiß genau, was du willst, alter Mann. Aber ich werde es dir nicht geben, solange du mir nicht garantierst, dass du Daniel freilässt und der Rest meines Rudels, meiner Familie, unbehelligt davonkommt.«
    »Komm näher.« Sirhans Stimme lockte mich zum Wagen.
    Betont lässig trat ich an das geöffnete Seitenfenster. Mir fiel sofort auf, dass die Hand, die ich schon vorher gesehen hatte, tatsächlich nicht menschlich war. Sie war grau und lederartig, überzogen von kurzen grau-schwarzen Haaren. Nein, es war Fell. Die Finger waren für einen Menschen ungewöhnlich lang und wirkten mit den scharfen, klauenartigen Nägeln sogar noch größer. Sirhans Hand war eine bizarre Mischung aus menschlicher Hand und Wolfsklaue.
    »Sieh mich an, Kind«, sagte er.
    Ich richtete den Blick auf sein Gesicht hinter dem geöffneten Fenster. Ich konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken. Doch meine Augen wurden groß, als ich im Halbdunkel den Anblick erkennen konnte, der sich mir bot:
    Auch sein Gesicht war eine groteske Mischung aus Tier und Mensch. Er hatte gelbe Augen, und anstatt einer normalen Nase und Wangenknochen sah ich eine Schnauze. Seine tief an den Seiten liegenden Ohren liefen an den Enden spitz zu.
    »Fürchtest du dich vor mir, mein Kind?«, fragte er. Sein schwarzer Gaumen verfügte über spitze Zähne – es war, als würde ich einem Wolf direkt ins Maul starren.
    »Nein«, sagte ich.
    »Dann sag mir, was ich deiner Meinung nach haben will. Was könntest du mir geben, um die Sicherheit deiner Familie nicht zu gefährden?«
    Ich betrachtete ihn eingehender. Er war nicht nur eine Mischung aus Mensch und Tier, sondern sein Körper sah auch verfallen und zerbrechlich aus. Ein dünner Plastikschlauch mit zwei kleinen Öffnungen hing um seinen Hals. Ich hatte so etwas schon mal im Krankenhaus gesehen – es war eine Sauerstoffvorrichtung. Er musste sie von seinen tierischen Nasenlöchern entfernt haben, um mit mir sprechen zu können.
    »Du stirbst«, sagte ich. »Und du willst deine Seele vom Wolf befreien, bevor du gehst. Menschen zu heilen ist nicht das Einzige, was ich kann. Das weißt du sicher, denn sonst wärst du nicht hergekommen. Wenn du meine Forderungen erfüllst, dann werde ich dafür sorgen, dass du vom Fluch des Wolfs befreit wirst.«

KAPITEL 28
    Wölfe vor der Haustür
    Zehn Minuten später, in Sirhans Wagen
    Der Geruch von Verwesung und Wolf drang in meine Sinne, als ich mich in Sirhans Limousine neben den alten Urbat setzte. Sirhans Auto war keine Limousine von der Art, in der die Prominenten nachts durch Hollywood kurven. Es gab nur Platz für vier Leute: den Fahrer, einen vorne sitzenden Wächter sowie für Sirhan und mich. Das Leder, mit dem die Sitze überzogen waren, war so weich, dass ich plötzlich verstand, wieso manche Menschen feines Leder mit Butter verglichen. Ich hatte noch nie in einem so schönen Wagen gesessen, fand aber keinen rechten Gefallen daran. Sirhans Geruch war kaum zu ertragen, und noch dazu konnte ich wegen der dunkel getönten Scheiben nicht erkennen, ob Daniel und die anderen uns wie vereinbart folgten.
    Meine Fingernägel bohrten sich in meine Haut, als ich die Arme vor der Brust verschränkte. Es half nicht viel, dass mich Sirhans mühsame Atemzüge an Darth Vader erinnerten. Er sprach nicht weiter mit mir, warf nur gelegentliche Blicke in meine Richtung und lachte, bis ihn schließlich ein Hustenanfall überkam.
    Auf Dads Initiative hatte Sirhan zugestimmt, unsere Verhandlungen an einem anderen Ort fortzusetzen – abseits von neugierigen Nachbarn, die angesichts des Spektakels vor unserem Haus schon aus den Fenstern spähten. Meinen Eltern würde es sicherlich nicht leichtfallen zu erklären, was genau sich bei uns abgespielt hatte. Aber zweifellos würde mein Vater den Nachbarn erzählen, dass wir für ein weihnachtliches Historienspiel geprobt hatten. Das Problem dabei war nur, dass er dann darauf bestehen würde, dass wir dieses Weihnachtsspiel in diesem Jahr auch tatsächlich aufführten, damit er nicht der Lüge überführt werden könnte.
    Na toll, dachte ich. Genau das, worauf ich mich schon freue.
    Ich spürte ein plötzliches Ziehen im Herzen und musste feststellen, dass

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