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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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wollen?«
    Dieses Mal konnte ich verstehen, was mein Vater meinte. Ich wusste, dass Gabriel in Schwierigkeiten steckte, weil er vor ein paar Wochen nicht zu Sirhan zurückgekehrt war – mit mir als unfreiwilligem Gast. Wenn wir jetzt also Gabriel losschickten, um einen Mondstein von Sirhan zu erbitten, dann hatte ich ernsthafte Zweifel, dass wir ihn jemals wiedersehen würden. Ich wusste nicht, was Sirhan von mir wollte. Aber allein die Tatsache, dass er Gabriel befohlen hatte, mich zu ihm zu bringen, führte dazu, dass ich ihn manchmal mehr fürchtete als Caleb. Wenn ich zu Sirhan ginge, würde ich wahrscheinlich nicht die Erlaubnis bekommen, wieder zurückzukehren. Und dazu kam außerdem, dass Daniel von Sirhans Rudel nicht nur deshalb ausgeschlossen war, weil er Calebs Sohn war, sondern auch, weil Sirhan einen wahren Alpha in ihm erkannte. Ich hatte keine Ahnung, was sie nun mit Daniel anstellen würden, nachdem er seine Natur als wahrer Alpha akzeptiert hatte. Womöglich betrachtete Sirhan Daniel als die größte Bedrohung.
    »Wenn du mich zum Lagerhaus gehen lässt, fahre ich nicht zu Sirhan. Aber ich muss bald gehen. Wenn Daniel jetzt noch weiter in die Wälder hineinläuft, dann fürchte ich, dass er überhaupt nicht mehr zurückkommt.« Wir hatten ihn letzte Nacht wieder heulen hören, doch dieses Mal schien es von viel weiter entfernt zu kommen. Ich hatte Marcos und Ryan losgeschickt, um ihn zu beruhigen, und sie hatten mir berichtet, dass sie fast eine halbe Stunde mit Höchstgeschwindigkeit hatten rennen müssen, um ihn in den Tiefen der Wälder aufzuspüren.
    Dad seufzte. »Dann lass mich für dich gehen.«
    »Das ist eine schreckliche Idee, Paul«, sagte Gabriel. »Wenn irgendjemand geht, dann sollte ich es sein.«
    »Du und die Mädchen haben morgen Schule. Ich werde zum Lagerhaus gehen. Ich kann mich zumindest umsehen und finde vielleicht etwas.«
    »Auf keinen Fall. Du hast keinerlei besondere Kräfte. Das wäre sogar viel gefährlicher, als wenn ich ginge«, sagte ich und konnte kaum glauben, wie schnell diese Unterhaltung ins Absurde abgedriftet war. Ich war daran gewöhnt, dass Dad mich zu überzeugen versuchte, nicht allein an gefährlichen Orten herumzulaufen – aber die umgekehrte Situation ließ mich plötzlich verstehen, wieso er sich immer solche Sorgen machte. »Was ist, wenn dort irgendjemand auf der Lauer liegt …?«
    »Dann siehst du also ein, wie gefährlich es ist?« Dad verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ich öffnete den Mund, konnte aber nichts erwidern.
    »Ich werde ihn begleiten«, sagte eine vertraute Stimme, die von Dads Bürotür herüberklang.
    Ich wirbelte herum und entdeckte Talbot. Er trug seine blaue Lieblings-Baseballmütze und hielt eine aus der Küche stammende Schüssel in der Hand, die mit Kieselsteinen vom Parkplatz gefüllt war. Der Daumen seiner anderen Hand steckte in der Schlaufe direkt neben seiner Texas-Ranger-Gürtelschnalle. Er sah mich an wie jemand, der wusste, dass er gerade eine Party gestört hatte, zu der er nicht eingeladen war.
    Ich machte ein finsteres Gesicht. »Was zum Teufel will er hier?«
    »Ebenfalls Guten Abend, Kiddo«, sagte er, tippte zur Begrüßung an seine Baseballmütze und winkte dann April zu.
    Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihm gesagt hatte, was ich beim nächsten Mal tun würde, wenn er mich wieder ›Kiddo‹ nannte.
    »Ich komme mit Geschenken«, sagte er und deutete auf die Schüssel. »Die Jungs da draußen sahen aus, als würden sie nicht mehr lange machen. Ich hab sie nach Hause geschickt. Marcos und ich übernehmen für eine Weile den Steinsammeldienst.«
    Als er nach Hause sagte, meinte er vermutlich Maryanne Dukes altes Haus, wo sich die Jungen noch so lange aufhielten, bis Dad und ich herausgefunden hätten, was wir mit fünf obdachlosen Werwolf-Teenagern anfangen könnten.
    »Das erklärt aber nicht, wieso du überhaupt hergekommen bist«, sagte ich. »Ich hab dir doch gesagt, dass du mir vom Leib bleiben sollst.«
    »Ich habe Talbot gebeten, die Nachtschicht bei Jude zu übernehmen«, sagte Gabriel. »Ich muss mich ein bisschen ausruhen, bevor ich es morgen wieder mit ein paar hundert Highschool-Schülern zu tun bekomme.«
    Er unterdrückte ein Gähnen, das so wirkte, als wäre es allein beim Gedanken an die Schule in ihm hochgekrochen. Noch immer konnte ich nur schwer verstehen, wieso Dad einen über achthundert Jahre alten Werwolf engagiert hatte, um

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