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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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Religionsunterricht an einer christlichen Privatschule zu geben. Noch schwerer fiel es mir allerdings zu begreifen, wieso Dad und Gabriel Talbot vertrauen konnten – so, als hätte er niemals etwas mit Caleb zu tun gehabt.
    »Lässt du ihn jetzt den Babysitter bei Jude spielen?«
    Ich hatte durchaus nichts dagegen, dass Jude einen Aufpasser hatte … solange er sich noch an seine Rückkehr nach Rose Crest gewöhnen musste. Ich war nur nicht der Meinung, dass diese Person Talbot sein sollte. Zwar hatte sich herausgestellt, dass Talbot Gabriels Ur-Ur-Ur-multipliziert-mit-x-Großneffe war, doch ich hoffte, dass sich die plötzliche familiäre Verpflichtung, die Gabriel ihm gegenüber verspürte, am Ende nicht als fatal erwies.
    »Vielen Dank, Talbot«, sagte Dad und ignorierte meine Bemerkung. »Ich nehme dein Angebot, mich zum Lagerhaus zu begleiten, gerne an.« Er hob ein paar Bücher vom Schreibtisch auf und stopfte sie in seine Aktentasche. »Dann wäre das also geklärt. Grace, du lässt dich jetzt von April nach Hause fahren, damit du vor dem Schulbeginn morgen etwas schlafen kannst. Ich muss morgen früh ein paar Besuche im Pflegeheim machen, und dann werden Talbot und ich gegen Mittag zum Lagerhaus fahren. Ich möchte sichergehen, dass wir da vor Anbruch der Dunkelheit wieder rauskommen.«
    »Klingt gut«, sagte Talbot.
    »Aber…«, versuchte ich zu protestieren.
    »Ich sagte, die Sache ist geklärt.« Dad klappte seine Aktentasche zu und warf mir einen Blick zu, der besagte, dass überhaupt niemand zum Lagerhaus fahren würde, wenn ich jetzt nicht Ruhe gäbe. Dann wurde sein Gesichtsausdruck weicher. »Lass mich das für dich erledigen, Grace. Lass mich dein Vater sein und dich beschützen, solange ich es noch kann. Lass mich dafür sorgen, dass Daniel eine Zukunft hat, zu der er zurückkehren kann.«
    »In Ordnung«, sagte ich leise. »Marcos ist doch noch da draußen, oder?«
    Talbot nickte.
    »Bittet ihn, euch zu begleiten.« Ich wollte es zwar nicht laut sagen, aber ich wollte auf keinen Fall, dass mein Vater allein mit Talbot irgendwohin ging.
    »Okay«, sagte Dad.
    Ich nahm meine Jacke.
    »Vielleicht solltest du noch schnell deinen Bruder besuchen«, sagte Dad. »Ich glaube, er würde sich sehr freuen, dich zu sehen.«
    »Nicht heute Abend«, erwiderte ich leise. Dann machte ich einen großen Bogen um Talbot und verließ das Büro.
    April sammelte ihre Sachen zusammen und folgte mir in die Vorhalle, blieb jedoch an der Treppe stehen, die in den Keller hinunterführte, wo Jude zur Beobachtung untergebracht – oder gefangen – war.
    »Ich bringe Jude ein bisschen was zu essen.« April deutete auf die Papiertüte vom Rose Crest Café . »Willst du nicht mit mir kommen? Dein Dad hat recht. Jude würde dich bestimmt gerne sehen.«
    Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich an die Wand. »Ich warte noch ein bisschen ab.«
    »Jetzt hast du die letzten paar Tage praktisch hier in der Pfarrkirche gewohnt und bist nicht ein Mal unten gewesen, um ihn zu besuchen? Nach allem, was du durchgemacht hast, um ihn wiederzufinden, sieht es dir gar nicht ähnlich, ihn so völlig zu ignorieren.«
    »Ich weiß.« Es war überhaupt nicht besonders Grace-typisch. Es war nur so, dass – als er im Lagerhaus darum gebettelt hatte, mit nach Hause kommen zu dürfen – irgendetwas in den Augen meines Bruders aufblitzte, das mir Angst gemacht hatte. Es schienen überhaupt nicht mehr seine Augen gewesen zu sein. So, als wäre mein Bruder gar nicht mehr mein Bruder. Ich wusste nicht, ob es nur eine Spiegelung seiner Gefühle gewesen war – Schuld, Wut, Reue –, oder ob seine Augen mir gesagt hatten, dass wir ein Monster anstatt Jude mit uns nach Hause nehmen würden.
    Ich war noch nicht bereit, ihn zu besuchen, weil ich Angst davor hatte, was ich womöglich finden würde, wenn ich ihm wieder in die Augen sah.
    Was wäre, wenn ich meinen Bruder in diesen Augen gar nicht mehr wiedererkennen könnte?
    April lächelte mich traurig an und trat auf die Treppe zu.
    »Sei vorsichtig«, sagte ich. »Wir wissen noch immer nicht, warum Jude mit nach Hause kommen wollte. Ich möchte nicht, dass du verletzt wirst. Körperlich oder seelisch. «
    April nickte, und ich fühlte mich irgendwie schuldig, als ich sie ohne mich gehen ließ.
    »Grace?«
    Ich seufzte laut und wandte mich demonstrativ von Talbot ab. Er war uns in die Vorhalle gefolgt – ich hätte wissen müssen, dass ich ihn so schnell nicht loswerden konnte. Ich presste die Lippen

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