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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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klingelte sechs Mal, dann schaltete sich die Mailbox ein. Ich hinterließ eine Warnung und wählte dann die Nummer wieder und wieder. »Warum gehst du nicht dran?«
    Slade zwängte den Wagen an zwei Sattelzügen vorbei, überholte sie und schnitt einen der beiden, als er auf die andere Spur wechselte. Wahrscheinlich hatte Caleb auch ihn ausgewählt, weil ›er es echt draufhatte‹. Ich hielt mir den Bauch, als der Wagen in einem scharfen Winkel nach rechts in die Ausfahrt abbog. Aber noch immer waren wir ungefähr fünf Minuten vom Lagerhaus entfernt. Ich klappte mein Handy auf, um Talbot ein paar SMS zu schicken – irgendwas, das seine Aufmerksamkeit erregen würde – als das Telefon in meiner Hand plötzlich zu klingeln anfing.
    Talbots Nummer erschien auf dem Display. Ich war so erleichtert, dass ich es fast nicht geschafft hätte, rechtzeitig dranzugehen.
    »Talbot!«, schrie ich ins Handy. »Gott sei Dank …«
    »Wow. Zwanzig verpasste Anrufe? Und dann behauptest du, mich nicht leiden zu können …«
    »Halt die Klappe«, sagte ich. »Hör zu, ihr dürft nicht ins Lagerhaus hineingehen. Ihr dürft nicht …«
    »Wir sind schon da. Ich passe hier draußen auf, während die anderen reingehen.«
    »Nein! Da ist eine Bombe. Lass sie auf keinen Fall reingehen.«
    »Was ist da? Tut mir leid, die Verbindung ist schlecht. Ich bin in dem unterirdischen Gang zwischen … Depot und … Lagerhaus. Augenblick mal.«
    Ich konnte an seiner entfernt klingenden Stimme hören, dass er das Handy vom Ohr genommen hatte. Ich schrie, so laut ich konnte, in der Hoffnung, dass er mich hören würde. »Nein! Hör mir zu …«
    »Geht ruhig weiter. Es ist bloß Grace«, hörte ich am anderen Ende der Leitung Talbot jemandem zurufen.
    »Da ist eine …« Aber ich hatte keine Gelegenheit, meinen Satz zu beenden. Das brauchte ich auch nicht. Denn ich hörte, was geschehen war: eine schreckliche Explosion, vermischt mit einem Geräusch, bei dem es sich nur um einen menschlichen Schrei handeln konnte. Dann war die Verbindung unterbrochen.
    Zwanzig entsetzliche Minuten später
    Fast im selben Moment konnte ich den Rauch ein paar Häuserblocks weiter aufsteigen sehen. Slade trat das Gaspedal durch und der Wagen raste wie eine Rakete durch die Straßen. Für mich allerdings fühlte es sich an, als wäre es unmöglich gewesen, noch langsamer zu fahren.
    Ich weiß nicht, wie ich in der Lage war, so zu reagieren, wie ich reagierte. Ich weiß nicht, wie ich so geistesgegenwärtig sein und die Polizei rufen konnte, doch ich tat es. Ich weiß auch nicht, ob sie irgendetwas von meinem Gestammel verstanden, doch ich schaffte es, alles Nötige in mein Handy hineinzuschreien. Dann fiel es mir aus den zitternden Händen.
    Noch bevor Slade den Wagen einen halben Block vor dem Lagerhaus zum Stehen gebracht hatte, war ich hinausgesprungen. Die Schaulustigen standen auf der Straße und starrten fasziniert auf dieses Ereignis, das zu beobachten ich kaum aushielt. Das ehemalige Lagerhaus bestand nur noch aus einem Haufen brennender Trümmer. Die Straße war von Explosionsschutt überzogen und die Flammenzungen loderten an den Überresten des Gebäudes zum Himmel empor. Sogar in dieser Entfernung bekam ich von dem schwarzen Rauch und der Asche einen Hustenanfall.
    Wie könnte irgendjemand diese Explosion überlebt haben?
    »Dad!«, schrie ich und suchte in der Menge der Zuschauer nach seinem Gesicht. »Talbot!«
    Wo waren sie?
    »Los, kommt«, rief ich Brent und Slade zu. »Wir müssen sie suchen.« Ich begann, auf das Lagerhaus zuzusteuern, und glaubte, die Jungen würden mir folgen, doch als ich mich umdrehte, um etwas zu ihnen zu sagen, stellte ich fest, dass sich keiner von ihnen vom Auto wegbewegt hatte.
    Ich riss die Fahrertür auf. »Kommt schon, hab ich gesagt. Das ist ein Befehl.«
    »Ich kann nicht«, erwiderte Slade. Er klammerte sich verzweifelt am Lenkrad fest, so als rechnete er damit, dass ich ihn aus dem Wagen herauszerren würde. Er schien um sein Leben zu fürchten und starrte wie hypnotisiert auf den tödlichen Tanz der Flammen.
    »Was soll das heißen, du kannst nicht? Ich brauche deine Hilfe.«
    Slade schüttelte bloß den Kopf und blickte weiter auf die Flammen. Ich sah Brent an. Sein Gesicht war weißer als Raureif am Morgen. Und dann wurde mir klar, was los war. In all den Büchern, die wir durchforstet hatten, war ich irgendwo auf etwas gestoßen, das ich eigentlich nur für einen Mythos gehalten hatte – Werwölfe hatten angeblich

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