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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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Adrenalin schoss in meine Muskeln. Ich lenkte meine Kräfte in das gesunde Bein. Nein!, schrie der Wolf, als ich dem brennenden Holzbalken einen Tritt verpasste und die Flammen an meinem Hosenbein züngelten. Durch die Wucht des Tritts bekam der Balken einen Riss. Ein weiterer Tritt ließ ihn schließlich völlig zerbersten, und ein Funkenregen wirbelte auf. Lauf weg! Mach, dass du rauskommst! Ich hielt die Jacke wie ein Schutzschild vor mich und trat durch die Öffnung in der Blockade, um zu Talbot zu gelangen. Dann zog ich meinen Vater aus seinen Armen.
    »Der Rauch … zu viel.« Talbot hustete. Sein Kopf fiel nach hinten.
    »Bleib dicht bei mir! Ich kann nicht euch beide tragen.«
    Ich zog Talbot zu mir heran. Er klammerte sich an meinem Arm fest, während ich all meine übernatürlichen Kräfte mobilisierte und meinen Vater hochzuheben versuchte. Aber der Sauerstoffmangel hatte mir offenbar schwer zugesetzt. Denn Dad fühlte sich plötzlich wie eine große leblose Puppe an, sackte in sich zusammen und erdrückte mich fast mit dem Gewicht seines toten Körpers.
    Toter Körper … Nein. Das wusste ich nicht. Er ist nur bewusstlos, versuchte ich mir einzureden.
    Ich machte drei unsichere Schritte, trug meinen Vater und zog Talbot neben mir her. Ich konnte angesichts des dichten Rauchs kaum geradeaus sehen, hörte aber Talbot würgen und schnaufen.
    »Und Marcos?«, fragte ich, als mir auffiel, dass er fehlte. »Wo ist Marcos?«
    Talbot schüttelte den Kopf.
    Zuerst war ich verwirrt, wusste aber dann, was seine Geste zu bedeuten hatte.
    Marcos war tot.
    Ich hatte keine Zeit, irgendwie darauf zu reagieren. Ein lautes Krachen über meinem Kopf warnte mich, dass ein weiterer Teil der Korridordecke einzustürzen drohte – und uns unter sich begraben würde. Ich wandelte meine Gefühle in einen weiteren Kraftschub um und rannte mit Dad in meinen Armen und Talbot hinter mir auf den Ausgang zu. Mein linker Knöchel tat höllisch weh und drohte zum dritten Mal in einer Woche zu brechen, und gerade als ich dachte, keinen Schritt mehr weiterzukommen, erschienen Brent, Ryan und Zach am Ende des Korridors. Ich kniff meine vom Qualm brennenden Augen zusammen und fragte mich, ob es sich dabei um ein Wunder oder eine Täuschung handelte.
    »Hilfe«, keuchte ich.
    Zuerst kamen die Jungen zögernd auf uns zu, so als versuchten die Wölfe in ihrem Innern sie vor dem Feuer zurückzuhalten. Doch dann schienen sie all ihren Mut zusammenzunehmen. Ryan und Brent stützten Talbot, und Zach nahm Dad aus meinen Armen. Zusammen zogen wir sie aus dem Korridor, gerade rechtzeitig, bevor die Decke hinter uns einstürzte.
    Später
    Vier Streifenwagen und drei große Löschfahrzeuge standen vor dem brennenden Gebäude auf der Straße. Die weiß-roten, blitzenden Warnlichter vermischten sich mit den gelb-orangefarbenen Flammen und schufen ein grellbuntes Bild, während ich durch die geöffneten Hecktüren eines Notarztwagens auf die Szene zurückblickte. Mein Atem kondensierte hinter der Sauerstoffmaske, die frische Luft durch meine brennende Kehle und in meine schmerzende Lunge pumpte.
    Dad lag in dem Notarztwagen gleich nebenan. Ich ertrug es kaum, dass ich nicht sehen konnte, was sie mit ihm anstellten. Wieso waren sie noch nicht zur Notaufnahme gefahren? Ich erinnerte mich plötzlich in einer Fernsehsendung einmal gehört zu haben, dass die Rettungssanitäter den Notarztwagen nicht bewegen durften, solange sie einen Defibrillator benutzten. Oh, mein Gott! Ich riss mir die Maske vom Gesicht. Ich wollte eben aus dem Wagen klettern, als einer der Sanitäter, die mich behandelt hatten, meinen Arm packte.
    »Sie können noch nicht gehen, Miss.«
    Ohne nachzudenken, stieß ich ihn weg – härter als beabsichtigt – und er fiel auf die Tragbahre, die ich gerade verlassen hatte. »Ich muss zu meinem Vater«, sagte ich und kletterte aus dem Wagen.
    »Nein, Miss«, ein Feuerwehrmann versuchte mich aufzuhalten, »gehen Sie zurück.«
    »Aber er ist mein Vater!« Ich lief an ihm vorbei zu dem anderen Notarztwagen.
    »Lasst sie durch«, rief eine Rettungssanitäterin. »Sie wird hier gebraucht.«
    Die Frau winkte mich heran. Ich folgte ihr zur geöffneten Hecktür des Wagens und wäre fast umgefallen, als ich sah, welche Szene sich dort vor meinen Augen abspielte. Die beiden Sanitäter bearbeiteten meinen bewusstlosen Vater, der bewegungslos und angeschnallt auf der Tragbahre lag. Einer hielt ihm eine Sauerstoffmaske vors Gesicht, während seine Kollegin

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