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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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eine Injektion vorbereitete. Dad zeigte keinerlei Reaktion, als sie ihm die Nadel in die Vene stach. Ich versuchte mir einzureden, dass er nur schlief. Versuchte nicht daran zu denken, wie leblos er wirkte.
    »Daddy?« Seit meinem achten Geburtstag, hatte ich ihn nicht mehr so genannt.
    Die Sanitäterin blickte von einem Beutel Flüssigkeit auf, den sie an die Injektionsnadel anschloss.
    »Das ist seine Tochter«, sagte die Frau, die mich herbeigerufen hatte, bevor die andere gegen meine Anwesenheit protestieren konnte.
    Die Sanitäterin im Wagen nickte. »Ich heiße Jen, Schätzchen. Wie ist dein Name?« Ihre Stimme klang gleichermaßen beruhigend wie eindringlich.
    »Grace«, sagte ich mit kaum hörbarer Stimme. »Wieso sind Sie noch nicht losgefahren?«
    »Wir haben die Notfallversorgung eingeleitet und tun, was wir können. Er hat Glück, ich bin berechtigt, ihm Schmerzmittel zu geben, bevor er auf die Intensivstation kommt.«
    Ich atmete viel zu schnell.
    »Ist dein Vater gegen irgendwelche Medikamente allergisch?«
    »Ähm, ich …« Mein Kopf fühlte sich leer an und mein Gehirn weigerte sich plötzlich zu arbeiten. Ich wusste, dass er gegen irgendwas allergisch war, konnte mich jedoch nicht mehr erinnern, wogegen. Mein Bewusstsein nahm nur wahr, dass sich die Brust meines Vaters trotz Sauerstoffpumpe kaum zu bewegen schien. Meine eigene Atmung hingegen war so heftig, dass ich schon glaubte, zu hyperventilieren.
    Plötzlich spürte ich die Anwesenheit einer weiteren Person neben mir. Ich blickte auf und entdeckte Talbot, der in eine dicke Decke gewickelt war, die helfen sollte, den Schock abzumildern. Sein Gesicht war rußgeschwärzt und seine zerzausten Haare waren ganz grau von Aschestaub.
    Er legte mir die Hand auf den Rücken. »Tief einatmen, Kiddo. Du bist keine große Hilfe, wenn du umkippst.«
    Ich nickte, atmete ein paar Mal tief durch und ließ meine Heilungskräfte hinunter in meine brennende Kehle fließen. »Penicillin.« Plötzlich erinnerte ich mich, wieso meine Mutter nie zugelassen hatte, dass ein Arzt uns Kindern das Mittel verschrieb – für den Fall, dass wir genauso allergisch dagegen waren wie mein Vater.
    »Was ist seine Blutgruppe?«
    »B negativ.«
    »Hast du dieselbe? Sie müssen im Krankenhaus vielleicht eine Transfusion machen.«
    »Transfusion?«
    Ich sah Talbot an – und hatte nur noch eine Frage im Kopf. Wenn Dad eine Transfusion mit meinem Blut bekäme, würde er dann auch dem Werwolffluch erliegen? Talbot warf mir einen Blick zu, so als hätte er meine unausgesprochene Frage gehört. Seine Augen schienen zu sagen: Ich weiß es leider nicht.
    »Nein«, log ich. Es war einfach zu riskant.
    »Sonst jemand in deiner Familie? Seine Blutgruppe ist ziemlich selten.«
    Jude, dachte ich. Als Krankenschwester hatte Mom darauf bestanden, dass wir alle die Blutgruppen unserer Geschwister kannten. Sie trug sie immer auf laminierten Kärtchen in ihrer Geldbörse mit sich herum.
    »Nein«, log ich noch einmal. Judes Blut wäre sogar noch viel gefährlicher; schließlich hatte er sich schon einmal vollständig in einen Werwolf verwandelt.
    »Mist«, fluchte Jen in sich hinein. »Hoffentlich haben sie im Krankenhaus genug davon.«
    Wie viel Blut braucht er? Warum bewegt er sich immer noch nicht? »Wie schlecht geht es ihm?«
    »Sein Zustand ist kritisch«, erwiderte sie und nahm eine lange Nadel in die Hand. Ich wollte gar nicht wissen, wozu die gut war. »Dein Vater muss durch die Explosion ein paar Meter durch die Luft geflogen sein. Es gibt Anzeichen für innere Blutungen. Ich versteh immer noch nicht, wie ihr anderen da bloß mit ’nem Kratzer rausgekommen seid.« Sie nickte mir und Talbot zu. »Ihr hattet verdammtes Glück.«
    Talbot zog den Kopf ein. »Ja, der Rest von uns hatte Glück.«
    Ich sah zu ihm und wunderte mich über den Unterton in seiner Stimme. Dann fiel es mir wieder ein … Marcos war mit den anderen in das Gebäude gegangen. Jetzt war er tot. Und Talbot wollte nicht, dass ich es erwähnte. Marcos war tot, und es wäre wohl besser, wenn niemand erfuhr, dass er je existiert hatte.
    Und du bist diejenige, die ihn in den Tod geschickt hat, sagte der Wolf in meinem Kopf.
    Ich wusste nicht, wie lange ich noch würde stehen können. Meine Knie waren weich und der Boden unter meinen Füßen fühlte sich plötzlich schief an. Nur Talbots Hand auf meinem Rücken schien mich noch aufrecht zu halten.
    Ich hatte Marcos nur eine Woche gekannt, und jetzt war er nicht mehr da.
    »Wir

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