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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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verdammter Hur…« Ich schluckte den Rest des Satzes herunter.
    »Aber dein Zorn geht noch viel tiefer. Die Ursache für den Zorn, den ich in dir gespürt habe, liegt viel weiter zurück.« Gabriel holte tief Luft und sah mir direkt in die Augen. »Bist du zornig auf Daniel?«
    »Nein.«
    »Bist du dir sicher? Es ist gut möglich, dass du ihm etwas übel nimmst.«
    »Etwas übel nehmen? Wie könnte ich wütend auf jemanden sein, der alles für mich geopfert hat? Er war derjenige, der entkommen sollte. Ich habe ihm das Versprechen abgenommen, aus dem Lagerhaus zu fliehen, wenn sich die Gelegenheit dazu böte. Aber stattdessen hat er versucht, mich zu retten. Wie kann ich es ihm dann übel nehmen, dass er nicht hier ist?«
    Und da war es, direkt unter der Oberfläche. Gabriel hatte nur daran kratzen müssen, und schon quoll alles hervor wie Blut aus einer Wunde. Ich war zornig auf Daniel. Ein Teil von mir nahm es ihm übel, dass er nicht bei mir war. Er war derjenige, der mich allein gelassen hatte. Er hätte an diesem Tag mit mir im Krankenhaus sein, seine Arme um mich legen und mir versichern müssen, dass mein Vater wieder gesund wurde. Ich weiß, es war völlig irrational. Er konnte nichts dafür, dass er nicht bei mir war.
    Wenn Daniel hier gewesen wäre, dann wäre dein Vater nicht zum Lagerhaus gefahren. Es ist seine Schuld, dass dein Vater verletzt wurde.
    Verdammt.
    Ich wusste zwar, dass der Wolf diese Worte gesagt hatte, aber nur deswegen, weil er den tief in meinem Unterbewusstsein verborgenen Gedanken aufgedeckt hatte. Wie war es nur möglich, dass ich so etwas Schreckliches denken konnte? Meine Augen wurden feucht.
    »Warum bin ich so wütend auf ihn? Das darf nicht sein. Er hat alles für mich geopfert.«
    »Weil es nicht vorgesehen war, dass er sich selbst für dich opfert. Es war nicht vorgesehen, dass er versuchte, dich zu retten.«
    »Er hat mir versprochen zu fliehen, wenn er die Gelegenheit dazu bekäme. Er sollte mich sterben lassen, damit er sich selbst und meine Familie retten konnte. Aber dieses Versprechen hat er gebrochen. Er hat sich über diese Brüstung hinabgestürzt, um mich zu retten, und wurde dann in den weißen Wolf verwandelt.«
    »Und jetzt sitzt er in dieser Gestalt fest.«
    Und deswegen bin ich so wütend auf ihn. »Macht mich das zu einer scheußlichen Person?«
    »Es macht dich menschlich.« Gabriel legte mir eine Hand auf die Schulter. »Aber denk mal darüber nach, Grace. Du und Daniel, ihr seid viel stärker miteinander verbunden, als wir es im Krankenhaus waren. Du kannst fühlen, was er fühlt. Du weißt, dass er einen Mondstein braucht und dass sich ein Teil von ihm immer weiter zurückzieht. Aber hast du schon mal daran gedacht, dass er auch fühlen kann, was du fühlst? Vielleicht ist es ja gerade dein Zorn, der ihn immer weiter wegtreibt?«
    Diese Worte verletzten mich so sehr, dass Gabriel genauso gut einen silbernen Dolch in mein Herz gestoßen haben könnte. »Glaubst du das wirklich?«
    »Es ist nur eine Überlegung. Dennoch glaube ich, dass du einen Weg finden musst, wie du ihm vergeben kannst – bevor es zu spät ist. Überlege dir, wie du allen vergeben kannst, bevor nur noch der Wolf in deinem Kopf übrig bleibt, um dir Gesellschaft zu leisten. Daniel. Deinem Vater. Deiner Mutter. Deinem Bruder …«
    Ich wich seinem Blick aus.
    »Gott.«
    »Gott?« Ich sah Gabriel wieder an. »Ich habe nie gesagt, dass ich wütend auf Gott bin.«
    »Das brauchtest du auch gar nicht. Im Krankenhaus konnte ich spüren, was dein Herz bewegt, und gerade eben hast du gesagt, dass Daniel ›in einen weißen Wolf verwandelt wurde‹, und nicht, dass ›er sich in einen weißen Wolf verwandelt hat‹. So, als würdest du irgendjemandem, einer äußeren Kraft, die Schuld daran geben. Du gibst Gott die Schuld.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Hatte er wirklich so tief in mein Herz geblickt?
    »Sag mir, mein Kind«, fuhr er fort und klang dabei so, als würde er einem Sünder die Beichte abnehmen, »du warst in dieser Woche mit vielfältigen Herausforderung konfrontiert, hast du Gott um Hilfe gebeten?«
    Ich kniff die Augen zusammen. Das war eine sehr zudringliche Frage, die den Wolf in mir böse Beleidigungen fauchen ließ. Ich schüttelte den Kopf, um ihn loszuwerden. »Nein«, erwiderte ich leise.
    »Vergiss nicht, wer du bist, Grace Divine. Dein Vater ist ein Pastor, und du sprichst gerade mit einem achthundert Jahre alten Mönch, aber ER« – Gabriel zeigte

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