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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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konnte, wieso eigentlich.
    Ich beugte mich vor, drückte einen Kuss auf sein Schulterblatt und streichelte seine Muskeln unter der Haut. »Danke«, flüsterte ich.
    Er seufzte. Dann stand er auf und trat einen Schritt zurück, so als könne eine einzige weitere Berührung von mir dazu führen, dass er die Kontrolle verlor. Ich wusste ganz genau, was er fühlte. »Ich sollte mir mal ein Hemd oder so was anziehen«, sagte er. »Wie spät ist es?«
    Ich sah auf die Uhr. »Wow. Schon fast neun. Da werden wir’s wohl heute nicht pünktlich in die Schule schaffen.« Ich musste lachen. Schön wär’s.
    Daniel lachte ebenfalls. »Wahrscheinlich können wir so gegen Mittag mal unseren Spießrutenlauf machen.«
    »Es gibt nichts, wessen wir uns schämen müssten.« Ich zog die Bettdecke von meinen Beinen weg und rutschte zum Fußende des Bettes, dort wo Daniel jetzt stand. Ich biss mir auf die Lippe und wusste nicht recht, wie ich formulieren sollte, was mir gerade im Kopf herumging. »Apropos Voraussetzungen …? Die Nacht im Lagerhaus, als wir in Calebs Kerker eingesperrt waren – woran erinnerst du dich da?«
    »Nur Bruchstücke. Meine Erinnerung ist sehr lückenhaft. Als hätte ich ein Puzzle im Kopf, aber nicht alle Teile, um es zusammenzusetzen.«
    »Weißt du noch, dass du mich gefragt hast, ob …?«
    Ich dich heiraten möchte? Ich konnte es nicht laut aussprechen. Was wäre, wenn er gar nicht wirklich beabsichtig hatte, mich zu fragen? Wenn er es aus schierer Panik getan hätte? Um mir nicht die Hoffnung auf eine Zukunft zu nehmen. Und was, wenn er sich überhaupt nicht daran erinnerte? Und mich für verrückt erklären würde, wenn ich es behauptete?
    Daniel kam näher. Er beugte sich vor und legte die Hände auf die Außenseite meiner Beine. Meine Haut kribbelte unwillkürlich.
    »Woran soll ich mich erinnern?«, fragte er. Mein Herz sank mir in die Kniekehlen. Ich war anscheinend mit jemandem verlobt, der sich nicht mal daran erinnerte, mich gefragt zu haben. Der vielleicht auch gar nicht wirklich hatte fragen wollen. Vielleicht hatte sein Gedächtnis die Erinnerung ja absichtlich verdrängt.
    »Nichts«, erwiderte ich und wich zurück.
    »Nein, Grace«, sagte Daniel und griff nach meinen Armen. Als er mich hochzog, sodass ich vor ihm stand und nicht weglaufen konnte, breitete sich ein schmerzerfüllter Ausdruck auf seinem Gesicht aus. »Was immer du mich fragen wolltest, es ist dir wichtig. Ich kann es sehen. Bitte verschweige nichts vor mir. So läuft das nicht mit uns. Nicht mehr. Wir sind zusammen. Egal, was auch passiert.«
    Ich konnte spüren, dass er es ernst meinte. Auch wenn er sich nicht an unsere Verlobung erinnerte, wäre ihm diese Vorstellung vielleicht doch nicht völlig absurd vorgekommen. »Ich wollte nur … also, als wir da eingesperrt waren … hast du mich gefragt … Was zum Teufel?« Erschrocken wich ich zurück und stieß mir die Hüfte an der Bettkante. Mein Gehör hatte plötzlich ein ungewöhnliches Geräusch vernommen und mich davon abgehalten, meinen Satz zu beenden.
    Daniel lachte und ließ meine Arme los. »So was Komisches soll ich gefragt haben?«
    Ich hob die Hand und bedeutete ihm, still zu sein. Dann leitete ich meine Kräfte zu meinem Gehör. Ich spürte ein leichtes Vibrieren meines Trommelfells, gerade rechtzeitig, um das Geräusch noch deutlicher zu hören. Jetzt wusste ich, was es war – eine Autotür, die erst geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. Draußen in unserer Einfahrt.
    Dann nahm ich ein weiteres Geräusch wahr, das ich ohne meine Superkräfte niemals gehört hätte: ein Schlüssel, der in die Vordertür gesteckt wurde.
    Daniels Augen wurden groß. Er hatte es auch gehört. »Wer …?«, flüsterte er.
    »Ich weiß nicht.« Meine Muskeln verspannten sich. »Meine Eltern sind beide im Krankenhaus …«
    Ein quietschendes Geräusch verkündete das Öffnen der Haustür. Dann trat jemand über die Türschwelle. Ich bekam Gänsehaut. Wer konnte ins Haus gekommen sein? Woher hatten sie den Schlüssel?
    Plötzlich hatte ich ein Bild von Caleb und seinen Jungen vor Augen. Kamen sie etwa, um uns zu holen …?
    »James, zieh nicht die Decke über den Boden«, hörte ich jemanden rufen.
    Erleichtert atmete ich auf. »Tante Carol«, sagte ich zu Daniel. Ich lief zum Fenster und sah ihren gelben Subaru mit geöffnetem Kofferraum in der Einfahrt stehen. Charity nahm gerade eine Tasche vom Rücksitz, und James schleifte seine Decke über den von Blättern bedeckten

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