Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
Vom Netzwerk:
lief er die Stufen hinunter und verschwand aus meinem Sichtfeld.
    Während ich das Küchenpapier auf meine schmerzende Wunde drückte und mich auf ihre Verheilung konzentrierte, stellte ich mich auf die Zehenspitzen und schielte aus dem Fenster. Ich konnte ihn nicht sehen. Ich machte einen Schritt rückwärts und merkte plötzlich, dass ich Tante Carol fast auf die Füße getreten hätte.
    »Was machst du da?«, fragte sie.
    »Nichts«, antwortete ich und hielt meinen Finger hoch, der immer noch von dem blutigen Küchenpapier umwickelt war. »Ich hab mich geschnitten.«
    Carol hob die Augenbrauen. Sie wollte etwas erwidern, wurde jedoch vom Sheriff unterbrochen, der gerade wieder in den Eingangsbereich kam.
    »Alles durchsucht?«, fragte er. Ich hörte ein blechernes Rauschen und vermutete, dass er in ein Funkgerät sprach.
    »Alles durchsucht«, antworte eine Stimme mit unverkennbar enttäuschtem Unterton, der nur von Hilfssheriff Marsh stammen konnte. »Nichts Außergewöhnliches zu sehen.«
    Wie war es möglich, dass er nichts gefunden hatte?
    »Tut mir leid, dass wir Sie belästigt haben, Ma’am«, sagte Sheriff Wright zu Tante Carol. »Scheint alles in Ordnung zu sein.«
    »Was haben Sie denn erwartet?«, fauchte sie ihn an. »Also wirklich!«
    »Es tut mir schrecklich leid. Aber es wäre wirklich nachlässig, wenn ich in dieser Sache nicht jede Spur verfolgte. Gestern Nacht war der ganze Wald voller Jäger, aber dieser Wolf konnte trotzdem entkommen. Ich möchte nur verhindern, dass sich hier irgendjemand aus der Stadt in Gefahr begibt.«
    »Nana. Ich will Nana«, heulte James. Der mangelnde Schlaf war seiner Stimme deutlich anzumerken.
    Während Tante Carol den Sheriff zur Vordertür hinausbegleitete, nahm ich ein Buttermesser und schnitt eine weitere Banane in Stücke. Jeder Muskel in meinem Körper war angespannt, bis ich die Polizisten schließlich wegfahren hörte. Aber auch dann konnte ich noch nicht in den Hof flitzen, um nachzusehen, weshalb Marsh die Waffen nicht gefunden hatte. Stattdessen musste ich einen langen Vortrag von Tante Carol über mich ergehen lassen, die sich über das Kleinstadtleben und die idiotische Stadtverwaltung von Rose Crest aufregte.
    Ihr Vortrag schien nicht enden zu wollen, als ich plötzlich bemerkte, dass James eingeschlafen war. Sein Kopf ruhte auf der Müslischüssel und den Bananen.
    »Ich denke, dass du James mit nach oben nehmen solltest. Dann könnt ihr euch erst mal ordentlich ausruhen«, schlug ich Tante Carol vor. »Nach der ganzen Fahrerei habt ihr das bestimmt nötig.«
    Tante Carol gähnte und nahm James auf den Arm. Sobald sie nach oben gegangen waren, flitzte ich aus der Küche und lief auf die Veranda. Die Neugier brachte mich fast um. Wieso hatte Marsh die Waffen nicht gefunden?
    Ich wollte gerade die Verandastufen hinuntergehen, als ich jemanden meinen Namen flüstern hörte. Ich sah nach oben und entdeckte Daniel, der auf dem Dachvorsprung hockte. Dort hatte er sich also versteckt!
    Er stand auf. Seine nackten Zehen ragten über die Dachkante. Wäre er ein normaler Mensch gewesen, hätte ich mir Sorgen gemacht, dass er vielleicht herunterfallen könnte. Aber so beobachtete ich mit schweigender Bewunderung, wie er sich mit den Zehen abstieß und einen Salto vollführte, bevor er lautlos und in geduckter Position auf dem Rasen landete. Es erinnerte mich an das erste Mal, als er mir von seinen Kräften erzählt hatte. Damals hatte er ein ähnliches Kunststück gemacht.
    »Angeber!«, sagte ich sarkastisch, konnte aber ein anerkennendes Lächeln nicht unterdrücken. Ich hätte ihm wirklich den ganzen Tag bei solchen Sachen zuschauen können.
    »Ach, komm schon. Du fährst doch total darauf ab.« Ich hätte ihm gerne sofort sein spöttisches Grinsen vom Gesicht abgeküsst. Wie hatte ich bloß eine ganze Woche ohne ihn überleben können?
    »Stimmt«, sagte ich und legte eine Hand auf meine Hüfte. »Der Sheriff ist vielleicht weg, aber noch immer sind Leute im Haus.«
    »Jetzt hast du recht.« Er duckte sich und trat aus dem Sichtfeld des Küchenfensters. »Alles okay mit dir?« Er deutete auf das blutdurchtränkte Küchenpapier, das immer noch um meinen Finger gewickelt war.
    »Nur ein kleiner Schnitt«, sagte ich, zog das Papier von meinem Finger und zeigte ihm die bereits verheilte Wunde. Nicht mal eine kleine rosa Narbe zeugte noch davon, dass ich mich geschnitten hatte.
    »Du schaffst es immer besser, dich selbst zu heilen«, sagte er.
    Die Fähigkeit zum

Weitere Kostenlose Bücher