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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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wenig zu tun hatten, dass sich mir der Kopf drehte. Ich setzte mich auf, und kleine Sterne tanzten vor meinen Augen. Als ich meinen Blick fokussierte, erkannte ich die rosa Farbe meiner Bettwäsche und seufzte erleichtert. Ich war in meinem eigenen Bett. Zu Hause. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie ich hierhergekommen war. Nur vage konnte ich mich noch erinnern, dass ich mit Dad und Daniel in einen Aufzug gestiegen war.
    Aber wo waren sie jetzt?
    Ein Chor aus lachenden Stimmen drang aus dem Erdgeschoss zu mir empor und beantwortete meine Frage.
    Ich holte tief Luft und sog den Duft ein, der sich in mein Schlafzimmer geschlichen hatte. Gebratener Schinken. Eier. Pfannkuchen. Und der süße Geruch von Ahornsirup, der langsam auf dem Ofen erhitzt wird.
    Irgendjemand kochte dort unten.
    Seit Mom nicht mehr da war, hatte niemand mehr in diesem Haus gekocht.
    Das fröhliche Gelächter schallte unvermindert über die Treppe und den Flur in mein Zimmer. Es waren allerdings viel zu viele Stimmen in diesem Chor, als dass sie nur von Daniel und meinem Vater stammen konnten. Ich atmete noch einmal tief ein und registrierte einen mittlerweile vertrauten, leichten Geruch in der Luft – wie ein in der Sonne liegender Hund, vermischt mit dem typischen Aroma von Jungen . Es waren eindeutig Werwölfe im Haus. Und nicht nur Daniel. Es mussten da unten mehrere anwesend sein.
    Obwohl es mir schwerfiel, meinen schwachen und schmerzenden Körper aufzurichten, überwog doch die Neugier. Noch dazu kam das nagende Hungergefühl, das von den Essensdüften ausgelöst wurde. Wann hatte ich eigentlich zum letzten Mal etwas gegessen? Ich quälte mich aus dem Bett, zog mir frische Sachen an und lief auf Zehenspitzen die Treppe hinunter. Das Esszimmer war zum Bersten gefüllt, nicht nur mit Essen.
    Daniel, mein Vater, Charity, James, Brent, Ryan, Zach, Slade und sogar Talbot hatten sich um den Tisch versammelt und bedienten sich an Platten und Tellern, die mit den verschiedensten Frühstücksköstlichkeiten geradezu überhäuft waren.
    »Sie ist wach«, sagte mein Vater, als er mich in der Tür entdeckte.
    Die Versammlung am Tisch klatschte Beifall.
    »Komm zu uns.« Er winkte mich hinein.
    Sowohl Daniel als Talbot standen auf, als ich den Raum betrat. Daniel kam zu mir, schloss mich in seine Arme und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Wie geht’s dir? Du bist im Krankenhaus ohnmächtig geworden.«
    »Ich bin müde und hungrig«, sagte ich.
    »Setz dich und iss was.« Daniel deutete auf den freien Platz zwischen seinem und Charitys. Meine Schwester reichte dem tätowierten Slade gerade einen Krug Orangensaft. Der kleine James kreischte vergnügt, als er Talbot eine Handvoll Rührei ins Gesicht warf. Talbot lachte und wischte das Ei von seiner Baseballmütze.
    Ich kniff mir in den Arm. Fest. Ist es nicht das, was man tun soll, wenn man glaubt zu träumen? Meine beiden Welten – die der Urbats und meine menschliche Familie – waren schließlich aufeinandergetroffen. Doch anstatt der Explosion, die ich eigentlich erwartet hätte, waren die Welten zusammengeschmolzen und brachen gemeinsam das Brot. »Was um Himmels willen ist hier eigentlich los?«
    »Es gibt Frühstück zum Abendessen«, sagte plötzlich eine Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich hastig um. Vor mir stand meine Mutter. Sie hielt ein Tablett mit dampfenden Muffins in der Hand. Meine Kinnlade klappte herunter. Wie kam sie hierher?
    »Dein Lieblingsessen«, sagte sie. »Ich hatte gehofft, dass der Duft dich aufwecken würde.« Mir fiel auf, dass ihre Finger noch immer sehr dünn waren, doch abgesehen davon hatte sie keine Ähnlichkeit mehr mit der leeren Hülle, die ich gesehen hatte, als ich am Montag bei ihr gewesen war.
    »Mom? Aber … wieso …« Unscharfe Erinnerungsbilder kamen mir plötzlich ins Bewusstsein. Daniel und ich über meine Mutter gebeugt, die in ihrem Bett auf der psychiatrischen Station liegt. Das Gefühl der Kraft, die durch meine Hände strömt. Und dann erinnerte ich mich auch, dass ich ohnmächtig geworden und auf dem harten Linoleumboden gelandet war. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Ungefähr zehn Stunden«, erwiderte Daniel. »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so erschöpft war. Ich glaube nicht, dass du noch einmal zwei Menschen an einem Tag heilen solltest. Also bilde dir nicht ein, dass du herumlaufen und ganze Krankenhausstationen auf einmal gesund machen kannst.«
    Meine Wangen röteten sich. So etwas in der Art hatte ich mir tatsächlich

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