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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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vorgestellt.
    »Und warum bist du so fit?«, fragte ich Daniel. Er war schließlich auch an den beiden Heilungen beteiligt gewesen.
    »Nachdem wir hierherkamen, habe ich gute vier Stunden geschlafen. Du darfst nicht vergessen, dass du den größten Anteil geleistet hast. Ich habe dich nur unterstützt.«
    »Wie man hört, hast du wahre Wunder vollbracht«, sagte Talbot.
    Ich drehte mich wieder zu meiner Mutter um, nahm sie fest in die Arme und küsste ihre Wange. Beinahe wäre ihr das Tablett mit den Muffins aus der Hand gefallen.
    »Ich habe gehört, was du zu mir gesagt hast«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Als du mich vor ein paar Tagen besucht hast. Dass du eine Mutter brauchst. Dass ihr alle eine Mutter braucht. Ich weiß, ich darf jetzt nicht mehr versuchen, perfekt zu sein, aber ich werde mein Bestes geben, um das zu sein, was ihr braucht.« Mir fiel auf, dass ihr Haar zwar sauber und gewaschen war, jedoch in Strähnen und ungekämmt herunterhing. Und unter Dads Küss-den-Koch- Schürze trug sie eine ungebügelte Bluse. Sogar ein paar der Muffins auf dem Tablett waren brauner geworden, als meine Mutter es in der Vergangenheit für akzeptabel gehalten hätte. Ich war sehr erleichtert.
    Zwar war sie nicht perfekt, aber sie war Mom .
    »Jetzt iss was«, sagte sie und scheuchte mich in einem ziemlich mütterlichen Tonfall zu meinem Platz. »Du musst wieder zu Kräften kommen.«
    »Wo ist eigentlich Tante Carol?«, fragte ich. Ich war den ganzen Tag und die ganze Nacht unterwegs gewesen, ohne sie anzurufen, und hatte schon befürchtet, dass sie wütend auf mich wäre.
    »Sie ist schon gefahren«, sagte Dad. »Carol war ein wenig … überwältigt angesichts unserer Rückkehr. Manche Menschen können mit solchen Wundern nicht so gut umgehen.«
    »Es wäre nicht erstaunlich, wenn sie behauptete, dass du deinen Unfall nur vorgetäuscht hast, um mal ein paar Tage auszuspannen«, sagte Mom. Noch nie hatte ich sie so über ihre Schwester reden hören.
    »Das hat sie wohl von Grandma geerbt.« Ich saß am Tisch und schaufelte haufenweise Essen in mich hinein, das die anderen in meine Richtung schoben: Pfannkuchen mit Schokoladenstreuseln, Eier, gebratenen Speck und Unmengen Muffins.
    Der Einzige, der an dieser fast nur mit Jungen besetzten Tafel noch mehr aß als ich, war Slade. Er schaufelte das Essen in sich hinein, als hätte er seine Henkersmahlzeit serviert bekommen.
    Neben mir kicherte Charity. Ich fürchtete schon, dass sie sich über meine mangelnden Tischmanieren lustig machte, doch dann sah ich, dass sie Ryan anschaute, der ihr schräg gegenübersaß. Ein breites, dümmliches Grinsen saß auf seinem Gesicht. Ich nahm einen Bananen-Nuss-Muffin und warf ihn in seine Richtung. Er prallte von seiner Stirn ab und landete auf einem fast leeren Teller mit Schinken. Aber immerhin hatte ich damit sein blödes Hundewelpengrinsen vertrieben. Er blinzelte mich an.
    »Komm. Bloß. Nicht. Auf. Die. Idee.« Ich nahm einen weiteren Muffin und zielte wie mit einem Baseball auf Ryan.
    »Ich hab nicht … äh, ich meine, … ich hab … Aber, ähm … Deine Schwester ist niedlich …«, stotterte Ryan und wischte sich die Muffinkrümel von der Stirn.
    Charity wurde so rot wie die Himbeermarmelade auf ihrem Pfannkuchen.
    Die anderen brachen in Gelächter aus. Ich täuschte vor, den nächsten Muffin zu werfen, was Ryan zusammenzucken ließ. Aber stattdessen biss ich herzhaft hinein und lehnte meinen Kopf an Daniels Schulter. Er legte seinen Arm um mich. Einen Moment lang lachten alle durcheinander, doch ich ließ meinen Blick auf dem halb aufgegessenen Pfannkuchen auf Daniels Teller ruhen. Muffins waren vielleicht meine Leibspeise, aber Moms Pfannkuchen waren das Lieblingsessen meines ältesten Bruders.
    Daniel beugte sich zu mir. »Er sollte auch hier sein, findest du nicht?«, fragte er leise, so als hätte er genau dasselbe wie ich gefühlt. Was wohl auch so war.
    Ich nickte.
    »Dann heißt das wohl, dass du bereit bist«, flüsterte er. »Es wird langsam Zeit, sich mit Jude zu versöhnen.«

KAPITEL 26
    Augenblick der Wahrheit
    Donnerstagabend, gegen halb acht
    Daniel und ich fuhren langsam zur Pfarrkirche. Ein fast voller Mond erhob sich über den Hügeln von Rose Crest und strahlte in einem gespenstischen Licht, das von den Wolken am nächtlichen Himmel reflektiert wurde. Wie ein Ölgemälde, das darauf wartete, gemalt zu werden. Ich fragte mich, wann ich wohl die Zeit haben würde, wieder einen Pinsel in die Hand zu nehmen.

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