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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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San Damasco einzufahren. Nun befanden sie sich zwischen verschachtelten alten Gebäuden, die sich vor die Mittagssonne schoben und ihre bläulichen Schatten aufs Pflaster warfen.
    Zum ersten Mal war Michener der Aufenthalt im Vatikan unangenehm. Jetzt waren Drahtzieher an der Macht. Feinde. Er musste vorsichtig sein, seine Zunge hüten und die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen.
    Der Wagen hielt, und sie stiegen aus.
    Ambrosi führte sie in einen auf drei Seiten von Buntglasscheiben eingefassten Raum, in dessen eindrucksvoller Kulisse die Päpste seit Jahrhunderten Gäste empfingen. Sie folgte n A mbrosi durch ein Gewirr von Loggien und Galerien. Überall standen Kandelaber und hingen Gobelins, und an den Wänden wimmelte es von Bildern, auf denen Kaiser und Könige den Päpsten huldigten.
    Michener wusste, wohin der Weg führte, und schließlich blieb Ambrosi vor der Bronzetür zur päpstlichen Bibliothek stehen, wo schon Gorbatschow, Mandela, Jelzin, Bush, Clinton, Rabin und Arafat zu Besuch gewesen waren.
    »Frau Lew wird Sie in der vorderen Loggia erwarten, wenn Sie fertig sind«, sagte Ambrosi. »Bis dahin werden Sie mit dem Papst ungestört bleiben.«
    Zu seiner Überraschung folgte Katerina Ambrosi widerspruchslos.
    Michener öffnete die Tür und trat ein.
    Drei bleiverglaste Fenster badeten die fünfhundert Jahre alten Bücherregale in ihrem gebrochenen Licht. Valendrea saß hinter einem Schreibtisch, den seine Vorgänger seit einem halben Jahrtausend benutzt hatten. Hinter ihm schmückte eine Holztafel mit der Madonna die Wand. Vor dem Schreibtisch stand ein gepolsterter Lehnstuhl, doch Michener wusste, dass nur Staatsoberhäupter das Privileg genossen, vor dem Papst zu sitzen.
    Valendrea kam hinter dem Schreibtisch hervor. Der Papst hielt ihm die Hand mit der Handfläche nach unten hin, und Michener wusste, was von ihm erwartet wurde. Er sah dem Toskaner direkt in die Augen. Dies war der Moment der Unterwerfung. Er fragte sich, was er tun sollte, und kam zu dem Schluss, dass er sich besser unauffällig verhielt. Zumindest bis er wusste, was dieser Teufel eigentlich von ihm wollte. Er kniete sich hin und küsste den Ring, wobei ihm auffiel, dass es bereits ein neuer war, den die Goldschmiede des Vatikans für den Papst geschmiedet hatten.
    »Wie ich hörte, hat Clemens seiner Eminenz Kardinal Bartolo in Turin eine ähnliche Geste abverlangt. Ich werde dem guten Kardinal mitteilen, dass Sie das Kirchenprotokoll nun Ihrerseits respektieren.«
    Michener erhob sich. »Was wollen Sie von mir?« Das › heiliger Vater ‹ ließ er aus.
    »Haben Sie sich gut erholt?«
    »Das ist Ihnen sicher gleichgültig.«
    »Warum glauben Sie das?«
    »Weil Sie in den vergangenen drei Jahren so viel Achtung vor mir hatten. «
    Valendrea trat wieder hinter den Schreibtisch. »Ich habe den Eindruck, dass Sie mich provozieren wollen. Doch ich lasse mich nicht provozieren.«
    Michener stellte die Frage zum zweiten Mal: »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich möchte das, was Clemens aus der Riserva entfernt hat. «
    »Ich war mir nicht bewusst, dass irgendetwas fehlt.«
    »Ich habe keine Lust auf solche Mätzchen. Clemens hatte keine Geheimnisse vor Ihnen.«
    Michener rief sich in Erinnerung, was Clemens ihm tatsächlich erzählt hatte: Ich habe Valendrea das Dokument in der Fatima-Schatulle lesen lassen …
    Im Jahr 1978 entfernte Valendrea einen Teil des dritten Geheimnisses der Heiligen Jungfrau von Fatima.
    »Wie mir scheint, sind Sie der Dieb.«
    »Sie nehmen sich gegenüber Ihrem Papst viel heraus. Können Sie das beweisen?«
    Diesen Köder würde Michener nicht schlucken. Sollte der Scheißkerl nur darüber nachgrübeln, was er wirklich wusste.
    Valendrea trat auf ihn zu. Ganz in Weiß gekleidet, die Schädelkappe fast von der dicken Haarmähne verdeckt, schien er sich in seiner Haut völlig wohl zu fühlen. »Das ist keine Bitte, Michener. Ich befehle Ihnen, mir zu sagen, wo das Dokument sich befindet.«
    In der Stimme des Papstes war etwas wie Verzweiflung zu spüren, und Michener fragte sich, ob Clemens ’ E-Mail vielleicht doch mehr gewesen war als der Erguss einer gequälten Seele kurz vor dem Tod. »Ich habe gerade erst erfahren, dass überhaupt etwas fehlt. «
    »Und das soll ich Ihnen glauben?«
    »Glauben Sie, was Sie wollen.«
    »Ich habe die Wohnung des Papstes und Castel Gandolfo durchsuchen lassen. Clemens ’ persönliche Sachen sind bei Ihnen. Ich wünsche deren Überprüfung.«
    »Was suchen Sie

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