Urbi et Orbi
für einen Unsinn?«, fragte Michener.
»Der päpstliche Nuntius in Bukarest hat Seine Heiligkeit von Ihrer Begegnung mit Hochwürden Tibor informiert. Der Nuntius ist verärgert, weil er nicht über Clemens ’ und Ihre Aktivitäten in Rumänien informiert wurde. Jetzt interessieren sich die rumänischen Behörden für Sie. Nicht nur wir sind neugierig, was der letzte Papst von diesem alten Priester wollte. «
Katerina schnürte sich die Kehle zusammen. Sie gerieten in gefährliches Fahrwasser. Doch Michener wirkte unbeeindruckt. »Wer hat denn behauptet, dass Clemens sich für Hochwürden Tibor interessierte?«
Ambrosi zuckte mit den Schultern. »Sie selbst? Clemens? Das ist doch egal. Jetzt zählt nur, dass Sie Tibor aufgesucht haben und dass die rumänische Polizei sich mit Ihnen unterhalten möchte. Der Heilige Stuhl kann diesen Bemühungen entweder Einhalt gebieten oder sie unterstützen. Was ziehen Sie vor?«
»Das ist mir vollkommen gleichgültig.«
Ambrosi wandte sich an Katerina. »Und Ihnen? Ist es Ihnen auch gleichgültig?«
Sie merkte, dass das Arschloch seinen Trumpf ausspielte. Entweder sie brachte Michener dazu, nach Rom zurückzukehren, oder er würde hier an Ort und Stelle erfahren, wieso sie ihn in Bukarest und Rom so mühelos gefunden hatte.
»Was hat sie damit zu tun?«, fragte Michener rasch.
Einen schrecklichen Moment lang zögerte Ambrosi. Sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt, so wie damals in Rom, doch sie rührte sich nicht.
Ambrosi wandte sich wieder an Michener. »Ich hatte mich nur gefragt, welche Meinung sie vertritt. Wenn ich recht informiert bin, ist sie gebürtige Rumänin und kennt die Gepflogenheiten der einheimischen Polizei. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie lieber keine Erfahrungen mit den dortigen Befragungstechniken machen würden.«
»Könnten Sie mir vielleicht noch sagen, wieso Sie so viel über Katerina wissen?«
»Hochwürden Tibor hat sich mit dem päpstlichen Nuntius in Bukarest unterhalten. Er hat ihm berichtet, dass Frau Lew bei Ihrer Unterredung zugegen war. Daraufhin habe ich meine Erkundigungen über sie eingezogen.«
Sie fand Ambrosis Erklärung einleuchtend. Wenn sie es nicht besser wüsste, hätte sie diese Lüge ohne weiteres geschluckt.
»Lassen Sie Katerina in Ruhe«, sagte Michener.
»Kommen Sie nach Rom?«
»Ich kehre zurück.«
Katerina war überrascht.
Ambrosi nickte erfreut. »In Split steht ein Flugzeug für Sie bereit. Wann werden Sie aus dem Krankenhaus entlassen?«
»Morgen Früh.«
»Halten Sie sich um sieben Uhr bereit.« Ambrosi ging zur Tür. »Und ich werde heute Abend …« , er hielt einen Moment lang inne, »… für Ihre rasche Genesung beten.«
Damit ging er.
»Wenn er für mich betet, sitze ich wirklich in der Patsche«, sagte Michener, als die Tür sich schloss.
»Warum hast du eingewilligt? Das mit Rumänien war ein Bluff.«
Michener veränderte seine Lage im Bett, und sie half ihm dabei. »Ich muss mit Ngovi sprechen. Er muss wissen, was Jasna gesagt hat.«
»Wozu? Ihre Niederschrift ist völlig unglaubwürdig. Dieses Geheimnis ist absurd.«
»Mag sein. Aber es ist das zehnte Geheimnis von Medjugorje, ob wir nun daran glauben oder nicht. Ich muss es Ngovi übergeben.«
Sie rückte sein Kissen zurecht. »Hast du je schon einmal etwas von einem Fax gehört?«
»Ich möchte mich nicht mit dir streiten, Kate. Außerdem bin ich neugierig, warum die Sache Valendrea so wichtig ist, dass er mir seinen Botenjungen schickt. Offensichtlich geht es um etwas Großes, und ich glaube, ich weiß sogar, was es ist.«
»Das dritte Geheimnis von Fatima?«
Er nickte. »Aber das Ganze ergibt immer noch keinen Sinn. Schließlich ist dieses Geheimnis allgemein bekannt.«
Sie rief sich Hochwürden Tibors Botschaft an Clemens i n E rinnerung: Sagen Sie dem Heiligen Vater, er soll der Madonna gehorchen … Wie viel Intoleranz wird der Himmel noch dulden?
»Die ganze Sache ist mit dem Verstand nicht zu begreifen«, sagte Michener.
Eine Frage ging ihr durch den Kopf: »Wart ihr beide, du und Ambrosi, eigentlich immer schon Feinde?«
Er nickte. »Ich kann nur staunen, dass ein Mann wie er überhaupt Priester werden konnte. Ohne Valendrea hätte er es niemals nach Rom geschafft. Die beiden sind wie füreinander geschaffen.« Er zögerte nachdenklich. »Vermutlich wird sich jetzt vieles ändern.«
»Das ist nicht dein Problem«, erklärte sie. Hoffentlich würde er jetzt nicht seine Meinung über ihre gemeinsame Zukunft
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