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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Colin. Mehr nicht. Ich bin nicht unfehlbarer als Sie. Und doch nennen wir uns Prälaten unserer Kirche. Fromme Geistliche, die nur Gott gefallen wollen. Dabei wollen wir vor allen Dingen uns selbst gefallen.
    Er hatte Recht gehabt, Gott hab ihn selig.
    Man brauchte nur die wenigen Worte zu lesen, die diese beiden gesegneten Frauen aufgeschrieben hatten, und man erkannte die religiösen Irrtümer von Jahrtausenden. Michener betete erneut und dankte Gott diesmal für seine Geduld. Er bat den Herrn, der Menschheit zu vergeben, und dann bat er Clemens, in den kommenden Stunden über ihn zu wachen.
    Er konnte Ambrosi unmöglich Hochwürden Tibors Übersetzung aushändigen. Die Jungfrau hatte ihm gesagt, er sei ein Zeichen für die Welt. Ein Leuchtturm der Reue. Der Bote, der verkündet, dass Gott lebendig ist. Dafür brauchte er das vollständige dritte Geheimnis von Fatima. Gelehrte mussten den Text prüfen, und sie würden alle zum selben Ergebnis kommen.
    Doch wenn er Hochwürden Tibors Übersetzung behielt, brachte er Katerina in Gefahr.
    Und so betete er ein drittes Mal, diesmal um Führung.
    66
    16.30 Uhr
     
    K aterina versuchte vergeblich, ihre Hände und Füße von dem Klebeband zu befreien, mit dem sie gefesselt war. Die Arme waren ihr hinter dem Rücken zusammengebunden, und sie lag der Länge nach auf einer harten Matratze und einer kratzigen Steppdecke, die nach Farbe roch. Durch das einzige Fenster des Raums sah sie, dass es Nacht wurde. Auch ihr Mund war mit Klebeband zugeklebt, und sie zwang sich, ruhig zu bleiben und langsam durch die Nase zu atmen.
    Sie hatte keine Ahnung, wie sie hierher gekommen war. Sie konnte sich nur erinnern, dass Ambrosi sie gewürgt hatte, bis ihr schwarz vor Augen wurde. Seit ungefähr zwei Stunden war sie wach und hatte bisher nur hin und wieder Stimmen von der Straße gehört. Anscheinend befand sie sich in einem oberen Stockwerk, vielleicht in einem jener barocken Gebäude der Bamberger Altstadt in der Nähe der Gangolfskirche, denn Ambrosi konnte sie nicht weit getragen haben. In der kalten Luft trocknete ihre Nase aus, und sie war froh, dass er ihr den Mantel gelassen hatte.
    In der Kirche hatte sie einen Moment lang geglaubt, es sei aus mit ihr. Doch anscheinend nützte sie ihm lebend mehr als tot – bestimmt würde er sie als Pfand einsetzen, um Michener zur Herausgabe des gesuchten Dokuments zu zwingen.
    Tom Kealy hatte mit seiner Meinung über Valendrea Recht gehabt, doch als er glaubte, Katerina werde Valendrea Paroli bieten können, hatte er sich getäuscht. Die Leidenschaften dieses Mannes überstiegen alles, was sie bisher kennen gelernt hatte. Valendrea hatte Kealy beim Tribunal vorgeworfen, er habe sich dem Teufel ergeben. Falls das stimmte, befanden Kealy und Valendrea sich in derselben Gesellschaft.
    Sie hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Schritte kamen näher. Die Tür des Zimmers ging auf, und Ambrosi trat herein und riss sich ein paar Handschuhe von den Fingern. »Haben Sie ’ s gemütlich?«, fragte er.
    Sie folgte seinen Bewegungen mit den Augen. Ambrosi warf seinen Mantel über einen Stuhl und setzte sich aufs Bett. »Bestimmt haben Sie vorhin in der Kirche geglaubt, dass es aus ist mit Ihnen. Das Leben ist ein wunderbares Geschenk, nicht wahr? Sie können mir natürlich nicht antworten, aber das ist in Ordnung. Ich beantworte meine Fragen gerne selbst.«
    Er wirkte ungemein selbstzufrieden.
    »Das Leben ist tatsächlich ein Geschenk, und dieses Geschenk haben Sie mir zu verdanken. Ich hätte Sie auch umbringen und das Problem, das Sie darstellen, damit aus der Welt schaffen können. «
    Sie lag vollkommen bewegungslos da. Er schien sie mit den Augen auszuziehen.
    »Michener hat es mit Ihnen getrieben, nicht wahr? Bestimmt hat er seinen Spaß gehabt. Was hatten Sie mir in Rom noch gesagt? Dass Sie im Sitzen pinkeln, und darum wären Sie nicht das Richtige für mich. Denken Sie etwa, dass ich Frauen nicht begehre? Denken Sie, ich wüsste nicht, wie man es anfängt? Weil ich Priester bin? Oder schwul?«
    Sie fragte sich, ob die Show für sie bestimmt war oder ob er sich selbst daran aufgeilen wollte.
    »Ihr Lover sagte, ihm sei es scheißegal, was mit Ihnen passierte.« Seine Stimme klang belustigt. »Er sagte, Sie seien meine Spionin und damit mein Problem und nicht seines. Vielleicht hat er ja Recht. Schließlich habe ich Sie geworben.«
    Sie bemühte sich, gelassen zu wirken.
    »Sie denken, Seine Heiligkeit habe sich um Ihre

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