Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
Vom Netzwerk:
Bronchitis gehabt, Grippe, Blasenprobleme, Nierenversagen und eine Prostataoperation. Mit starken Antibiotika hatte man die Infektionen in Schach gehalten, doch die Medikamente schwächten sein Immunsystem und machten ihn kraftlos. Insbesondere seine Arthritis schien schmerzhaft zu sein, und Valendrea empfand Mitleid mit dem alten Mann. Das Ende kam, aber es kam quälend langsam.
    Der Papst schlurfte aus seiner Wohnung und zu seinem privaten Lift im dritten Stock. Es war spät am Abend, eine stürmische Nacht im Mai, und im Apostolischen Palast war es still. Paul schickte die Leute vom Sicherheitsdienst weg und erklärte, er und sein Assistent kämen bald zurück. Es sei auch nicht nötig, seine beiden Privatsekretäre zu rufen.
    Schwester Giacomina trat aus ihrem Zimmer. Sie hatte die Aufsicht über das Personal des päpstlichen Haushalts und pflegte Paul. Vor langer Zeit hatte die Kirche entschieden, dass die Haushälterinnen von Geistlichen ein angemessenes Alter haben sollten. Valendrea amüsierte sich darüber. Mit anderen Worten, die Frauen mussten alt und hässlich sein.
    » Wohin gehen Sie, Heiliger Vater? « , fragte die Nonne, als wäre er ein Kind, das ohne Erlaubnis sein Zimmer verlässt.
    » Keine Sorge, Schwester. Ich habe etwas zu erledigen. «
    » Sie sollten sich ausruhen. Das wissen Sie genau. «
    » Ich bin gleich wieder da. Aber ich fühle mich gut und muss mich um diese Sache kümmern. Hochwürden Valendrea wird auf mich aufpassen. «
    » Nicht länger als eine halbe Stunde. Verstanden? «
    Paul lächelte. » Versprochen. Eine halbe Stunde, und ich liege wieder im Bett. «
    Die Nonne kehrte in ihr Zimmer zurück, und die beiden gingen zu m Lift. Im Erdgeschoss schlich P aul mühsam durch die langen Korridore zum Eingang des Archivs.
    » Seit vielen Jahren schiebe ich etwas auf, Alberto. Doch nun scheint mir der richtige Zeitpunkt gekommen, die Sache anzugehen. «
    Paul ging auf seinen Stock gestützt, und Valendrea passte sich seinem Tempo an und machte extra kleine Schritte. Der Anblick dieses einst so großartigen Mannes machte ihn traurig. Giovanni Battista Montini war der Sohn eines erfolgreichen italienischen Anwalts. Er hatte sich in der Kurie nach oben gearbeitet und schließlich ein Amt im Staatssekretariat übernommen. Danach war er Erzbischof von Mailand geworden und hatte die Diözese erfolgreich verwaltet. Er war dem damals von Italienern dominierten Kardinalskollegium als der natürliche Nachfolger des beliebten Johannes XXIII. erschienen. Als Papst hatte er ausgezeichnete Arbeit geleistet, gerade in den schwierigen Zeiten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Die Kirche würde ihn schmerzlich vermissen und ebenso Valendrea. In den letzten Monaten hatte er das Glück gehabt, viel Zeit mit Paul zu verbringen. Der alte Kämpe schien seine Gesellschaft zu genießen. Sogar seine Erhebung zum Bischof war im Gespräch. Hoffentlich würde Paul ihm das gewähren, bevor Gott ihn zu sich rief.
    Sie betraten das Archiv, und beim Erscheinen des Papstes kniete der Präfekt sich nieder. » Was führt Euch her, Heiliger Vater? «
    » Schließen Sie bitte die Riserva auf. «
    Die Art, wie der Papst eine Frage mit einem Befehl beantwortete, gefiel Valendrea. Der Präfekt holte schnell einen Schlüsselbund mit alten, großen Schlüsseln und ging ihnen dann ins dunkle Archiv voran. Paul folgte ihm langsam, un d s ie trafen gerade ein, als der Präfekt eine eiserne Gittertür geöffnet und eine Reihe von trüben Glühlampen eingeschaltet hatte. Valendrea wusste, dass nur der Papst den Zutritt zur Riserva gewähren konnte. Dieser Raum hier war ausschließlich den Vikaren Christi vorbehalten. Einzig Napoleon hatte sich mit Gewalt Zugang verschafft, doch diese Entweihung hatte er am Ende teuer bezahlt.
    Paul betrat eine fensterlose Kammer und deutete auf ein schwarzes Schließfach: » Schließen Sie bitte auf. «
    Der Präfekt kam seinem Wunsch nach, drehte am Schließmechanismus und stellte die richtige Zahlenkombination ein. Die Flügeltür schwang lautlos auf. Die Messingangeln arbeiteten vollkommen geräuschlos.
    Der Papst setzte sich auf einen von drei Stühlen.
    » Das war alles « , sagte er, und der Präfekt zog sich zurück.
    » Mein Vorgänger war der erste Mensch, der das dritte Geheimnis von Fatima gelesen hat. Danach befahl er, es zu versiegeln und in diesem Schließfach aufzubewahren. Seit fünfzehn Jahren widerstehe ich dem Drang, hierher zu kommen. «
    Valendrea war ein wenig verwirrt. »

Weitere Kostenlose Bücher