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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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Kummer Jakob Volkner überwältigt hatte. Hochwürden Tibors Tod hatte ihn furchtbar mitgenommen. Er hielt ihm die Hostie hin, und der Papst öffnete den Mund.
    »Der Leib Jesu«, flüsterte Michener und legte die Kommunion auf Clemens ’ Zunge.
    Clemens bekreuzigte sich und senkte den Kopf zum Gebet. Michener kehrte zum Altar zurück und beendete die Messe.
    Doch es fiel ihm schwer.
    Das Schluchzen Clemens ’ XV. hallte durch die Kirche und zerriss ihm schier das Herz.
    28
    Rom, 20.30 Uhr
     
    K aterina nahm es sich übel, dass sie sich wieder mit Tom Kealy verabredet hatte, doch seit ihrer Rückkehr nach Rom am Vortag hatte Valendrea sich noch nicht bei ihr gemeldet. Man hatte sie angewiesen, nicht von sich aus anzurufen, was sinnvoll war, da sie abgesehen von dem, was Ambrosi ohnehin schon wusste, wenig zu berichten hatte.
    Sie hatte gelesen, dass der Papst sich übers Wochenende in Castel Gandolfo aufhielt, und nahm daher an, dass auc h M ichener dort war. Gestern hatte Kealy sie auf unangenehme Art damit aufgezogen, dass in Rumänien wohl mehr vorgefallen sei, als sie zugeben wolle. Sie hatte absichtlich vieles von dem, was Hochwürden Tibor gesagt hatte, ausgelassen. Michener hatte ganz Recht. Kealy war nicht vertrauenswürdig. Daher hatte sie ihm nur eine gekürzte Version erzählt, doch immerhin so viel, dass er wusste, worum es ging.
    Sie und Kealy saßen in einer gemütlichen Osteria . Kealy trug einen hellen Anzug mit Krawatte. Vielleicht gewöhnte er sich allmählich daran, keinen Priesterkragen mehr zu tragen.
    »Ich verstehe die ganze Aufregung nicht«, sagte sie. »Die Katholiken haben die Mariengeheimnisse doch institutionalisiert. Warum ist nun gerade dieses dritte Geheimnis von Fatima so wichtig?«
    Kealy schenkte Wein ein. Es war ein teurer Tropfen. »Selbst die Kirche war davon fasziniert. Man hatte eine Botschaft erhalten, angeblich direkt vom Himmel, und doch wurde sie von einem Papst nach dem anderen geheim gehalten, bis schließlich Johannes Paul II. sie im Jahr 2000 enthüllte.«
    Sie rührte in ihrer Suppe und wartete auf nähere Erläuterungen.
    »Die Erscheinungen von Fatima wurden 1930 von der Kirche anerkannt. Das heißt nicht mehr, als dass es jedem Katholiken freisteht, daran zu glauben.« Er ließ ein Lächeln aufblitzen. »Die übliche Heuchelei. Reden und Handeln stimmen wieder einmal nicht überein. Rom hatte nichts dagegen einzuwenden, dass die Menschen in Scharen nach Fatima pilgern und Millionenbeträge spenden. Aber man konnte sich nicht dazu durchringen, deutlich auszusprechen, dass es sich um ein reales Ereignis handelte, und man wollte die Gläubigen erst recht nicht wissen lassen, was die Jungfrau gesagt hatte.«
    »Aber wozu dieses Versteckspiel?«
    Er trank einen Schluck Burgunder und drehte den Stil seines Glases zwischen den Fingern hin und her. »Hat der Vatikan sich jemals vernünftig verhalten? Die Typen denken doch, sie sind immer noch im fünfzehnten Jahrhundert und die Leute schlucken einfach fraglos, was sie von sich geben. Wenn damals einer widersprochen hatte, wurde er vom Papst exkommuniziert. Aber die Zeiten haben sich geändert, und das haut keinen mehr vom Hocker.« Kealy winkte dem Kellner und bat mit einer Geste um mehr Brot. »Vergiss nicht, dass der Papst in Fragen des Glaubens und der Moral unfehlbar spricht. Dieses kleine Goldstück haben wir dem Ersten Vatikanischen Konzil zu verdanken. Das war 1870. Was nun, wenn die Worte der Jungfrau einem Dogma widersprochen hätten? Wäre das nicht ein Ding?«
    Kealy schien ungemein zufrieden mit seinem Gedanken . » Vielleicht haben wir da ein perfektes Thema für ein neues Buch. Alles über das dritte Geheimnis von Fatima. Wir könnten die Heuchelei anprangern, die Päpste unter die Lupe nehmen und uns einige der Kardinäle vorknöpfen. Vielleicht sogar Valendrea selbst.«
    »Wie steht es denn mit dir als Priester? Ist das nicht mehr wichtig?«
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich auch nur die winzigste Chance habe, das Tribunal zu überstehen?«
    »Vielleicht gibt man sich mit einer Verwarnung zufrieden. So könntest du im Schoß der Kirche bleiben, immer unter Kontrolle, und deinen Priesterkragen retten.«
    Er lachte. »Mein Priesterkragen scheint dir ja ziemlich am Herzen zu liegen. Seltsam, wo du doch Atheistin bist.«
    »Fick dich ins Knie, Tom.« Sie hatte diesem Mann ganz entschieden zu viel von sich erzählt.
    »Ein richtiger Wildfang. Das gefällt mir so an dir, Katerina.« Er nahm noch einen

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