Urgum der Barbar

Titel: Urgum der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjartan Poskitt

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Molly.
    »Nein, bitte tun Sie das nicht!«, sagte Molly und versuchte sich zusammenzureißen. Wenn sie ihr Geld nicht so dringend gebraucht hätte, hätte sie diese Leute liebend gerne ins Restaurant gehen lassen. Sollten sie doch zusammen mit dem Schleiminnie auf die Pauke hauen, wenn es ihnen Spaß machte. Stattdessen holte sie tief Luft und lächelte ihr freundlichstes Lächeln. »Ich habe mich nur gefragt, ob sie wohl etwas von meinem Blumenschmuck kaufen wollen? Nur zwei Bronze-Tannas pro Stück.«
    »Bestimmt nicht«, sagte die Dame. »Die haben wahrscheinlich alle möglichen Käfer und ekliges Zeug.«
    »Bestimmt!«, sagte der alte Mann. Aber ganz plötzlich wurde er offenbar von etwas abgelenkt, was er über Mollys Kopf erblickte. »Oh... ah... äh... aber findest du nicht, dass diese Blumenketten ziemlich nett aussehen?«
    »Was?« Die alte Dame schnappte vor Ekel nach Luft. »Wie kannst du nur eine Kette ohne Diamanten nett finden? Ich würde lieber sterben, als die nur anzufassen!«
    »Schau doch mal genauer hin!« Der alte Mann bestand offenbar darauf und nickte ernst. Als Molly sich bückte, um die Blumenkette aufzuheben, stupste der Mann seine Frau an und deutete auf das, was er vorhin entdeckt hatte.
    »Bist du sicher, dass du lieber sterben würdest?«, zischte er.
    »Oh!«, sagte die Dame völlig überrascht. »Ah, ja, nun, nein, aber sicher nicht...«
    Molly reichte ihnen die Blumenkette zur Ansicht.
    »Sie ist tatsächlich ganz reizend«, sagte der Mann. »Wie viel darf ich dir dafür bezahlen?«
    »Zwei Bronze-Tannas, mein Herr«, sagte Molly und versuchte, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen.
    »Ist das alles?«, antwortete er erleichtert.
    »Bezahl sie sofort!«, sagte die Dame herrisch und fügte flüsternd hinzu: »Wir können es immer noch zurückfordern.«
    Der Mann ließ eiligst zwei Bronze-Tannas in Mollys Hand fallen.
    »Danke!«, sagte sie.
    »Dürfen wir jetzt bitte endlich gehen?«, fragte die Dame.
    »Äh... klar, natürlich!«, sagte Molly ziemlich überrascht.
    »Dich habe ich nicht gefragt.« Die Dame deutete mit dem Zeigefinger, an dem ein schwerer Goldring saß, über Mollys Kopf. »Ich habe sie gefragt.«
    Aber als Molly sich umwandte, sah sie hinter sich nur den riesigen Opferbaum. Molly zuckte mit den Schultern und drehte sich wieder um, aber der Mann schlug schon mit der Peitsche und trieb die Pferde an, und die Kutsche fuhr hastig an der sabbernden Restauranttür vorbei und in die Ferne davon.
    Molly packte ihre Sachen zusammen und versuchte herauszufinden, warum das Pärchen in einem Moment so unhöflich gewesen war und im nächsten so verzweifelt bemüht, die Kette zu kaufen. Aber schließlich gab sie es auf.
    Wozu sollte sie sich darum scheren? Sie hatte ihre zwei Bronze-Tannas und darum: Jippie! - Zeit, nach Hause zu gehen.
    Grizelda blieb in ihrem Versteck hinter dem Opferbaum, bis Molly außer Sicht war, dann schwang sie ihren Bogen wieder über die Schultern und holte ihr Pferd aus dem Gebüsch. Als sie auf seinen Rücken sprang, lächelte sie breit. Selbst nach all diesen Jahren als Wilde fand sie es immer noch verwunderlich, wie schnell manche Leute ihre Einstellung ändern konnten, wenn sie feststellten, dass jemand mit einem Pfeil direkt auf ihren Hals zielte.

Der Eintreiber kommt

    E in paar Tage später versteckte Molly etwas unter ihrem pinken Bettvorleger und diesmal waren es keine Münzen. Der reisende Händler war vorbeigekommen, und als er seinen Mantel aufgehalten und seine tausend Innentaschen voll Waren präsentiert hatte, da hatte Molly genau das gesehen, was sie für Urgum haben wollte. Also hatte sie dem Händler ihre fünf Tanna-Münzen überreicht und es erstanden. Jetzt war das Geschenk sicher versteckt und Molly seufzte vor Erleichterung auf. Sie hatte Angst gehabt, der Steuereintreiber würde kommen, solange sie noch Geld übrig hatte, aber jetzt, da sie es ausgegeben hatte, was sollte er ihr da noch wegnehmen können?

    Das Geräusch von Olks großem Gong tönte durch die Höhle.
    »Gehst du bitte mal nachschauen, wer das ist, Molly?«, rief Urgum aus dem Schlafzimmer. »Ich schärfe gerade meine Äxte und mache allerhand echt hartes Zeug.«
    Eigentlich schärfte er gar keine Äxte, aber das andere Zeug, das er gerade machte, war wirklich hart - oder zumindest war es hart für Urgum. Vor Ewigkeiten hatte Molly ihm gezeigt, wie der Buchstabe »U« aussah, mit dem »Urgum« anfing, aber als echter Barbar hatte Urgum natürlich nur