Urgum der Barbar
Einhorn kümmerte und dass von der Festtafel genug übrig blieb, damit sie nachher mit der Hochzeitfeier weitermachen konnten - mit oder ohne den Bräutigam.
Einzig Divina machte sich Gedanken um Urgum.
Sanft legte sie ihm eine Hand auf den Arm und sagte ihm, dass er ihr nichts beweisen müsse, aber zu dem Zeitpunkt hatte sie noch immer nicht so ganz kapiert, was für eine Art Mann sie da eigentlich heiraten wollte. Als Urgum auf das wahnsinnige wilde Tier zumarschierte, war Divina entsetzt, weil sie dachte, sie würde es tatsächlich schaffen, von der Jungfrau zur Witwe zu werden, ohne dazwischen jemals eine Ehefrau gewesen zu sein. Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen. Als das Monster sah, dass Urgum sich näherte, zögerte es überrascht, und für wenige Augenblicke wandten sich das Einhorn und der Barbar einander in einer Geste stummer Anerkennung zu. Doch gerade als die Weichlinge anfingen, gelangweilt zu murmeln: »Mach endlich was, Wilder, die Würstchen werden ja kalt«, senkte das Einhorn den Kopf und griff an. Aber es war zu spät - Urgum sprang mit dem Kopf voran zwischen die Beine des Einhorns und kam hinter ihm wieder heraus. Einige Sekunden danach war das Fest bereits gerettet, aber all die Weichlinge hatten den Appetit verloren. Urgum hatte das Monster schreiend in die Flucht geschlagen und hinaus in die Nacht. Indem er seine scharfen Zähne in der Schweifwurzel des Einhorns versenkte und seinen Schweif einfach abbiss.
»Sie dürfen nun den Atem austauschen«, sagte die Matramama, als Urgum sich vor der Beamtin wieder neben Divina gestellt hatte, aber kaum jemand hörte auf sie. Die Weichlinge waren entweder ohnmächtig geworden oder übergaben sich. Aus einer entfernten Ecke brüllte Divinas Cousin Beldath zu Urgum herüber: »Du solltest dich schämen. Ich habe gesehen, was du dieser armen, hilflosen Kreatur angetan hast.«
Doch soweit es Urgum und Divina anbelangte, waren sie allein in dem Raum. Urgum näherte sein Gesicht ihrem. Er wirkte so zufrieden mit sich und sie war ganz begeistert von ihm, dass Divina eines klar wurde: Wenn sie ihm erlaubte, die ersten paar Sekunden ihrer Ehe so selbstzufrieden und siegessicher dreinzuschauen, dann würde sich dieser Zustand nie wieder verlieren. Sie musste etwas unternehmen.
»Also?«, sagte er, die große Nase zu allem bereit.
»Wasch dir erst das Gesicht«, sagte sie.
»WAS?????«
»Wasch dein Gesicht.«
»Warum? Was stimmt denn nicht damit?«
Divina betrachtete sein Gesicht genau. Es war zerklüftet, blutbespritzt, mit Einhornkot verschmiert und ein paar gelbliche Schweifhaare klebten auch noch daran, aber sie bemerkte nichts davon. Alles, was sie sah, waren zwei überraschend helle grüne Augen - so kraftvoll, und doch so verzweifelt bemüht, ihr zu gefallen. Gar nichts stimmte nicht mit dem Gesicht ihres Mannes, aber das würde er von ihr sicher nicht erfahren.
»Du wäschst dir das Gesicht«, sagte sie sanft, »und dann gehöre ich ganz dir.« Sie schenkte ihm ein schüchternes Lächeln und zwinkerte ihm zu, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, stand der frisch geschrubbte Urgum wieder vor ihr und tauschte seinem Atem mit dem seiner frisch angetrauten Ehefrau.
»Bäh, das ist wirklich eklig!«, sagte Molly, nachdem Divina ihr die geschmackvollen Details ihrer Hochzeitszeremonie erzählt hatte.
»Du hast zwar gesagt, dass es widerlich war, aber... oh Mann, ich glaube, mir wird schlecht.«
»Ich wusste, ich hätte dir nicht erzählen sollen, dass er einem Einhorn den Schwanz abgebissen hat«, gab Divina zu.
»Ach, das war schon in Ordnung«, sagte Molly und versuchte, nicht zu würgen. »Aber Atem austauschen? Du und Papa? Das hast du wirklich gemacht ? Ich meine, nichts für ungut, aber... Atem? Ihr beide? Ihr seid doch so... ALT! Bäh, das ist echt zum Kotzen!«
Schwerter, Spieße und Schinkenröllchen
A m folgenden Nachmittag kochte es in der Höhlenküche vor Aufregung. Urgum, Mungoid und Grizelda hatten ein äußerst seltenes gepunktetes Nilpferd mit nach Golgarth geschleppt und es zu gigantischen Grillspieß-Häppchen zerhackt, die nun über dem großen Feuer hingen.
Alle hockten in dem düsteren Raum und sahen zu, wie die Flammen hochzüngelten und sich um die gigantischen Brocken tropfenden Fleisches wanden. Mungoid war ganz besonders aufgeregt, weil Grizelda auf einer Bank saß, in die Flammen starrte und das Licht in dem Fluss ihres roten Haares spielte, sodass sie umwerfend gelangweilt aussah... und es gab
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