Urmel aus dem Eis
zurück, lassen ein Tau aus dem Flugzeug herab, haken den Käfig an und fliegen mit ihm nach Pumpolon! — An die Arbeit!“
Als die Axthiebe schallten und die Säge kreischte, sank das Bambusrohr rauschend zu Boden.
„Was bedeutet das nun wieder?“ fragte Professor Tibatong besorgt. Aber als die Tiere gerade zu grunzen und zu schnattern begannen, huschte Wawa über die Türschwelle und rief atemlos: „Hört mal alle tschu! Ich habe das Urmel gerettet!“
Neunzehntes Kapitel:
In dem das Urmel mehr erlebt, als es vertragen kann
Die Höhle! In welch wunderbare Welt drang das Urmel da ein! Von draußen kam kein Laut. Wären nicht die leisen Töne zu hören gewesen, die manchmal anschwollen und dann wieder verstummten, hätte hier Grabesstille geherrscht. Schritt für Schritt tappte das Urmel voran. Sein schwerer Schwanz schleifte über kollerndes Geröll. Unheimlich hallte es von den Wänden wider.
Alles war in mattes Dämmerlicht getaucht, gespenstische Köpfe und Fratzen grinsten aus dem Gestein und waren doch nur Spiele von Schatten und Formen.
Des Urmels Herz bummerte. Wawa hatte ihm verboten, weiterzugehen! Das Urmel fürchtete sich.
Dennoch — etwas Unerklärbares trieb es voran. Vielleicht ein Erbteil seiner Urmel-Urururureltern, die in grauer Vorzeit in Grotten und Höhlen gehaust hatten?
Obwohl es immer dunkler wurde und der Tag in des Urmels Rücken ganz verblaßte, hellte es sich vor ihm auf — und nun, als der Gang um eine Biegung führte, schimmerten die Wände weißlich.
Einen Augenblick verharrte das Urmel mit angelegten Ohren und vorgestrecktem Hals, ehe es weitertappte. Von der Decke hingen zackige Gebilde herab, wie Eiszapfen — und die sonderbare Höhlenorgel brauste. Noch einige Schritte: nun mündete der Gang in einen unermeßlich großen Kuppelraum. Es war wie in einem Dom!
Stumm vor Staunen stand das Urmel da. Vor ihm lag ein kristallklarer Unterwelt-See, umgeben von bizarren Säulen, seltsamen Mineralgewächsen und Vorhängen aus weißrötlich schimmernden Tropfsteinen. War dies das Schloß einer Märchenfee?
Das Wasser füllte ein weites Becken. Es schimmerte von innen grün herauf und überglänzte alles, so daß es ringsum blitzte und funkelte. In der Mitte aber erhob sich ein klobiger Felsbrocken. Eine braunrote Riesenkrabbe umkrallte ihn mit gräßlichen Spinnenbeinen und stierte das Urmel lauernd an.
Das Urmel stieß eine Folge entsetzter Laute aus: „Ah — ah — ah — ah!“
Die Riesenkrabbe rührte sich nicht. Sie wendete aber auch keins der wie aufgespießte Glaskugeln wirkenden Augen von dem Urmel.
Und zu allem Grausigen und Wunderbaren kam noch dieses Tönen wie aus Hunderten von Orgelpfeifen. Selbst Professor Tibatong brauchte später seinen ganzen Scharfsinn, um die natürliche Erklärung für diese sonderbare Erscheinung zu finden.
Wäre nur die Krabbe nicht gewesen! Noch nie hatte das Urmel ein solch gräßliches Geschöpf erblickt. „Du-du-du-du-duten Ta-tag!...“ stotterte es.
Keine Bewegung.
„I-i-ich tu dir da-danz be-be-bestimmt ni-ni-nichts!“ stammelte das Urmel. „I-i-ich freue mi-mich, di-dich ke-ke-ken-nenzule-lernen!“
Keine Antwort, nichts.
Das Urmel fühlte ein trockenes Kratzen im Hals. Wäre es doch nur nicht so schrecklich allein! Wäre nur Wawa hier! Ach, und vor allem: Warum nur war es das einzige Urmel der Welt? Daher kam schließlich all sein Unglück! Niemand würde es jagen, wenn es ein ganz gewöhnliches Tier wäre! Hätte es nur wenigstens einen Bruder oder eine Schwester! Sollte es hier je wieder lebendig herauskommen, wollte es Professor Tibatong bitten, ihm ein Urmel-Geschwisterchen zu schenken. Es faßte Mut und schob sich vorsichtig — mit vielen Pausen — zum See hinunter, ermutigt durch die Bewegungslosigkeit der Krabbe.
Aber was war nun das? War dies eine Zauberhöhle, in der ihm jeder Wunsch erfüllt wurde? Das Urmel schaute ins Wasser, es blinzelte, es klapperte mit den Augenlidern, sein Hals wurde lang, ganz lang, seine Schnauze schob sich dicht am Boden voran — und aus dem See hob sich ihm die lustige dicke Nilpferdnase eines zweiten Urmels entgegen: das Zauberwesen blinzelte, verzog sein Maul zu einem breiten Grinsen, kam näher, wurde größer und gewaltiger, sah ihm ungläubig in die ungläubigen Augen...
Vergessen war alles Unheimliche: Das Urmel setzte sich ans Ufer, schlang den Schwanz um seine Beine — und das andere Urmel machte es ebenso. Sie schauten sich glücklich an, jedes in den Anblick
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