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Urmel aus dem Eis

Urmel aus dem Eis

Titel: Urmel aus dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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seines Gegenübers versunken. Langsam neigte das Urmel den Kopf, das andere kam ihm entgegen — und das Urmel schloß die Augen, um seinem Geschwisterchen einen Kuß zu geben.
    Aber puh! Naß war diese Schnauze! Das Urmel schnaubte, nieste und riß die Augen auf. Sein Ebenbild war verschwunden, es hatte sich in zahllose Wasserkringel aufgelöst.
    „Ach!“ Ein Schluchzen kam aus des Urmels Brust.
    „Knarrr, knärrr…“ machte die Riesenkrabbe.
    Das Urmel sprang auf und sauste davon, als sei der Teufel hinter ihm her. Nur fort, an den äußersten Rand der Höhle, und hinter sichere Tropfsteinsäulen! Sie umstanden es wie die Zinnen einer Festung.
    Im Boden klafften Spalten. Und der betäubende Geruch, der schon aus dem Eingang hervorgeweht hatte, verstärkte sich. Das Urmel schnüffelte. Es kroch an eine kraterartige Öffnung heran. Dieser entquoll unsichtbar ein Erdgas. Schnuppernd stand nun seine Nase darüber. Es atmete kräftig ein...
    Zuerst stieg nur ein gluckerndes Kichern aus des Urmels Bauch: „Hihihi! Hahahaha!...“ Es wurde ein Gelächter, das seinen ganzen Körper erschütterte. Das Urmel lachte, bis ihm die Tränen kamen; sein Leib wogte und bebte. „Hahahaha! Hohohoho!...“ Es fiel nieder, wieherte, röchelte, japste... Der riesige Kuppelraum wurde erfüllt von diesem tosenden Gelächter: es schallte aus allen Winkeln, das Echo verfing sich, wurde zurückgeworfen, hallte hin und her — die Wölbung erzitterte. Die hängenden Tropfsteine gerieten in Schwingung, kleine Stücke lösten sich, prasselten herab... Und da geschah etwas Schreckliches. Eine kaum daumengroße Zacke traf das Urmel mitten auf die Stirn. Augenblicklich wurde es totenstill ringsum.
    Das Urmel sank schlaff zusammen. Sein Kopf schlug aufs Geröll, kleine Blutstropfen perlten zwischen den Augen.
    Starr schaute die Riesenkrabbe. Oder bewegten sich ihre Spinnenbeine?



Zwanzigstes Kapitel:
In dem Wutz einen Freßkorb für das Urmel packt

    Oben im Blockhaus herrschte die fröhlichste Stimmung. Zwar dröhnten die Hiebe der Axt, kreischten die Sägezähne seit Stunden am Strand, nur manchmal von kurzen Pausen unterbrochen — aber wen kümmerte das noch, nachdem das Urmel in Sicherheit war!
    Nur Ping Pinguin, voll Zorn auf den König, kletterte auf den einzigen Stuhl, um über die Fensterbrüstung zu gucken. Aber er sah nur Baumwipfel — und weit unten das Meer.
    „Hoffentlich baut er nicht pfon sein Pfloß!“ meinte er besorgt.
    Die Nachmittagssonne überzog alles mit einem goldenen Schimmer. Und wie vergoldet fühlten sich auch die Inselbewohner.
    Wutz trabte freudig hin und her. Ihre Klauen klopften wie Trommelschlegel den Holzfußboden. Sie war emsig dabei, ein Freßkörbchen zu packen, mit Bananen — nein, doch lieber mit Ananas — oder vielleicht mit Orangen? Oder am besten von allem etwas... Ach, der Korb war viel zu klein, sie packte ihn ein und wieder aus, tat die Bananen zuunterst und die Feigen obenauf; dann wieder, weil die Feigen herabkollerten, die Feigen zuunterst und die Ananas nach oben, aber nun wurden die Feigen zusammengequetscht, und ihr süßer Saft rann durchs Geflecht...
    Professor Habakuk Tibatong war auf andere Art erregt. Er zeichnete einen Querschnitt des Berges Homi auf ein Papier, mit der Höhle und dem Kristallsee im Innern — so, wie er ihn sich nach Wawas Bericht vorstellte. Wochen geologischer Forschungsarbeit lagen vor ihm!
    Er freute sich darauf.
    Doppelt unerträglich war ihm nun der König mit seiner Jagdleidenschaft.
    Er wollte die Höhle sehen! „Tim Tintenklecks!“ rief er, und seine Augen strahlten wie das unterirdische Wasser. „Tim Tintenklecks — ich würde mich nicht wundern, wenn wir die Heimat des sagenhaften stummen und unsichtbaren Fisches gefunden hätten!“
    „Wä wällst du das denn wässen?“ schaltete sich Schusch dazwischen. „Wenn du ähn nächt hören und nächt sehen kannst?“ Ungläubig rieb er seine Schnabelkanten aneinander.
    „Auf jeden Fall sitscht ein tschu scheußliches Ungeheuer drin!“ meldete sich Wawa. Besorgt fügte er hinzu: „Hoffentlich ist das Urmel nicht weiter hineingegangen! Es ist immer so ungetschogen!“
    „Das Urmel ist nie ungezogen — öff!“ grunzte Wutz empört. Jedoch — der Gedanke an das Ungeheuer ließ auch ihr keine Ruhe. Sie nahm den Henkel des Freßkörbchens in die Schnauze und trabte zur Tür.
    „Halt!“ Wawa stellte sich ihr in den Weg. „Wir können doch nicht einfach alle tschusammen gehen, wie auf einem

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