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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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meldete er sich: «Zwengelmann!»
    «Oh, Herr
Direktor Doktor!» quiekte Wutz. «Hier spricht das sprechende Hausschwein von
Professor Tibatong, öfföff!»
    «Was soll
denn der Unsinn, wer sind Sie — bist du es etwa, Naftaline?»
    «O nein!»
flötete Wutz. «Naftaline wird gerade vom Professor in ein Urmel verwandelt!»
    «Unerhört!»
rief der Direktor und knallte den Hörer auf. Das tat ihm gleich darauf leid,
denn er hätte zu gern gewußt, wer sich diesen dummen Scherz mit ihm erlaubte.
Den ganzen Tag vermochte er nicht mehr zu arbeiten.
    «Du hättest
mich mit ihm reden lassen sollen!» meinte das Urmel. «Ich hätte ihm einen noch
schöneren Schrecken eingejagt!»
    «Der genügt
schon! Öfföff!»
    Sami
erzählten sie nichts und waren überhaupt später mustergültig brav. Dafür
durften sie auch die Nacht im königlichen Prunkbett verbringen, unter einem
Samthimmel mit vergoldeter Krone. Sami mußte lachen, als er die beiden Köpfe
nebeneinander auf den Kissen ruhen sah — wie gut, daß die königlichen Vorfahren
nichts davon wußten, sie wären vor Schreck gleich noch einmal gestorben!
    Als Sami das
Licht gelöscht hatte, kämpften Wutz und das Urmel lange um die Steppdecke.
Entweder zog sie Wutz dem Urmel weg oder umgekehrt.
    Und das Bett
knarrte. Wie finster es war! Oder knarrte gar nicht das Bett? Ja, es knarrte
nicht nur, es knackste auch — und der Vorhang blähte sich... und es trippelte
übers Parkett... Wutz sprang auf: «Hilfe, Mäuse!» piepste sie.
    «Na, bist du
aber eine Bangebüchse!» meinte das Urmel. Es stand auf, um die Mäuse zu
verscheuchen. Dann setzte es sich in einen Sessel. «Ich bleibe lieber hier»,
brummte es, «im Bett ist es zu eng. Du kannst ruhig einschlafen, jetzt kommt
bestimmt keine Maus mehr!»
    «Danke,
öfföff! Das vergesse ich dir nie!» seufzte Wutz und ließ sich wieder ins Bett
fallen. Bald schnarchte sie laut.
    Leise, ganz
leise erhob sich das Urmel. Auf Zehenspitzen schlich es sich aus dem Zimmer,
auf Zehenspitzen schlich es sich die Treppe empor, auf den Dachboden. Glücklicherweise
war Sami so müde, daß ihn kaum ein Kanonenschlag aufgeweckt hätte.
    Das Urmel
ließ sich Zeit. Es suchte einen bestimmten Gegenstand. Und mit diesem tappte es
ins Schlafzimmer zurück. Es stellte sich hinter die lange, weite Gardine. Es
lauschte auf Wutz’ tiefe Atemzüge. Und dann drehte es langsam an einer Kurbel —
ein leises, w immerndes,
ansteigendes und wieder verhallendes Ächzen ertönte.
    Wutz stieß
einen gellenden Schrei aus. Sie rutschte ganz hoch ans Kopfende des Bettes und
zog sich die Decke unter die Nasenspitze. Sie schlotterte so, daß sie keinen
Laut herausbrachte.

    Schnell
schlüpfte das Urmel zum Lehnstuhl. «Was ist denn, Wutz, kannst du nicht
schlafen?» fragte es teilnahmsvoll.
    «Ein
Gespenst...»
    «Ich habe
nichts gehört!» sagte das Urmel. «Oh, bin ich müde!» Es tat, als ob es
schnarchte.
    Wutz aber
blieb lange wach und sah am nächsten Morgen nicht gut aus. Trotzdem war sie in
der Nacht zu neuen Erkenntnissen gekommen, denn als es hell wurde, sagte sie
zum Urmel: «Nun siehst du, wie wichtig es ist, viel zu lernen!»
    «Wieso denn
— das verstehe ich nicht!»
    «Bildung ist
der Schlüssel zum Aufstieg, öfföff. Wenn ich nicht sprechen gelernt hätte, wäre
ich nie aus Winkelberg herausgekommen und würde nicht in einem Schloß wohnen.»
    «Na ja—»,
piepste das Urmel. «Aber hier fürchtest du dich doch genauso vor Mäusen und
Gespenstern wie in Winkelberg. Dafür hättest du doch nichts zu lernen brauchen,
oder?»
    «O doch—»,
sagte sie nach einer langen Pause des Nachdenkens. «Denn das das ist ja eben
gerade das Besondere, daß ich mich im Schloß und nicht in Winkelberg fürchte—»
    «Aha!»
machte das Urmel. «Du mußt es ja wissen, denn ich fürchte mich nicht!»



Naftaline stellt
Wawa und Ping Pinguin eine Hörfalle und erfreut Seele-Fant
     
    Es war
Naftaline ernst damit, daß sie ein wenig auf der Insel bleiben wollte. Da war
der König in Nöten, denn sie verstand nicht, daß er sie verlassen mußte. «Sie
halten sich doch sonst wochenlang hier auf!» sagte sie. «Und gerade jetzt, wo
ich da bin, wollen Sie es nicht?»
    Er hätte es
schon gewollt! Aber er fürchtete, daß Sami mit dem Urmel nicht alleine fertig
wurde. Was geschah, wenn Zwengelmann, der Bürgermeister oder der
Polizeipräsident ins Schloß kamen und plötzlich einem Urweltgeschöpf und einem
Schwein gegenüberstanden, die ihnen ‹Guten Tag›

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