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Urmel spielt im Schloß

Urmel spielt im Schloß

Titel: Urmel spielt im Schloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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sagten?
    Das
schlimmste für ihn war, abzufliegen, ohne Naftaline den Grund sagen zu dürfen.
«Ich scheine Ihnen auf die Nerven zu gehen», meinte sie. «Und dabei hatte ich
gehofft, ich wäre Ihnen nicht ganz gleichgültig...»
    Er
beteuerte, daß sie ihm ganz und gar nicht gleichgültig sei. Und daß er nichts
lieber täte, als die Tage neben ihr zu verbringen, am Strand in der Sonne zu
liegen, zu schwimmen und zu faulenzen. Aber er habe nun einmal dringende
Geschäfte!
    Sie lachte:
«Dringende Geschäfte!» Es klang fast schon ein wenig beleidigend, so, als ob er
überhaupt nichts zu tun hätte.
    Und der
Professor lächelte ebenfalls schadenfroh. Er dachte: Sieh zu, wie du die Suppe
auslöffelst, die du dir eingebrockt hast!
    Der König
litt. Aber er war ein Mann. Er besaß Pflichtgefühl. Da Naftaline nicht mitkam,
setzte er sich allein hinter den Steuerknüppel, um das Sami gegebene
Versprechen zu halten. Er ließ den Professor mit Naftaline alleine. Mit
Naftaline, die dachte: Er macht sich doch nichts aus mir! Und die deshalb ein
wenig trotzig war.
    «Nun
erzählen Sie mir von sich!» bat sie den Professor. «Sie sind doch sicher sehr
einsam?»
    «Oh —
eigentlich nicht! Tim Tintenklecks ist ja da. Und der König kommt oft... und
außerdem habe ich zu tun...»
    «Was denn?»
    «Hm — so
allerlei. Forschungen, Entdeckungen...» Er verstummte, da er nichts verraten
wollte.
    Sie sah ihm
freundlich in die Augen. «Dann forschen Sie mal schön — ich will Sie nicht
stören!» Sie drehte sich um und begab sich ins Zelt des Königs, während er
langsam zum Blockhaus hinaufschlenderte.
    Viel später,
gegen Abend, ging Naftaline am Strand spazieren und entdeckte Wawa und Ping
Pinguin in ihren Muscheln. Sie trug eine schwarze Ledertasche am
Schulterriemen.
    Sie kauerte
sich nieder, streckte die Hand aus und lockte: «Ihr Süßen! Kommt doch mal,
kommt doch!»
    Wawa blickte
Ping Pinguin an, und Ping Pinguin schaute Wawa an. Sie rührten sich nicht.
    «Seid ihr
stumm?» fragte Naftaline.
    Ping Pinguin
nickte. Wenn sie doch nur wegginge! «Aha, aber du verstehst mich!»
    Ping Pinguin
und Wawa schüttelten gleichzeitig die Köpfe.
    «Also war es
ein Zufall, daß ihr genickt und die Köpfe geschüttelt habt. Schade, ich hätte
mich gern mit euch unterhalten!» Sie stand wieder auf und ging. Aber sie blieb
im Gebüsch hinter der Muschel stehen, bückte sich dort, als müßte sie ihren
Schuh anziehen. Und als sie sich entfernte, hatte sie die Schultertasche nicht
mehr um. Dafür lag ein etwas hinterlistiges Lächeln auf ihren Lippen.
    «Jetscht
kann sie uns nicht mehr hören!» zischte Wawa.
    «Gott sei
Dank, daß wir nicht mehr zu pfweigen brauchen!» meinte Ping Pinguin. «Es ist zu
pfwer.»
    Naftaline
begab sich ins Zelt. Sie machte sich Notizen. Sie ließ den Professor
ungehindert arbeiten — aber wie sehr ihn gerade das störte! Denn er mußte immer
und immer wieder an sie denken — und an gar nichts anderes! Er zerkaute die
Enden mehrerer Bleistifte. Und in der Nacht schlief er schlecht. Auch Naftaline
schlief nicht gut. Sie dachte mal an Pumponell, der nicht bei ihr bleiben
wollte, weil sie ihm so unsympathisch war — und mal an den Professor, den sie
sich viel weniger nett vorgestellt hatte.
    Und als es
Morgen wurde und sie endlich einschlummerte, weckte sie ein seltsam röhrender
Gesang.
    Das Licht
war fahl. Sie sprang aus dem Bett. Die Töne kamen vom Meer — sollte etwa der
Professor ihr Urheber sein? Sie zog sich den Badeanzug an und stürzte sich ins
Wasser. Sie war eine gute Schwimmerin.
    Seele-Fant
blieb sein Morgenlied in der Kehle stecken, als sie das Felsenriff erklomm, wie
eine triefende Meerjungfrau.
    Naftaline
setzte sich ohne Scheu neben ihn und schüttelte ihre Haare aus. «Bist wirklich
du das, der so schön singt?»
    «Ja!»
Seele-Fant reckte sich stolz. «Göfällt ös dör?»
    «Sehr, aber
warum singst du?»
    «Öch söngö
ömmör! Abör öch darf nöcht möt dör rödön!»
    «Ach, hat es
euch der Professor verboten?» Sie war baff vor Staunen und vermochte es kaum zu
glauben. Er nickte.
    Sie blickte
ihn unverwandt an, als sei er vom Himmel gefallen. Dann sagte sie: «Ich
verspreche dir, daß euch der Professor erlauben wird, mit mir zu sprechen!»
    «Das wörö
schön!»
    Sie
streichelte seinen Kopf. «Ich möchte dir ein Geschenk machen — würdest du dich
über einen Luftballon freuen?»
    «Öst das so
eun buntös Döng, das so leucht öst, daß ös flögt?»
    «Ja!»
    «Hast

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