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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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gehabt hatte und sich mit den
richtigen Anreden nicht auskannte.
    »Weder
— noch«, sagte König Futsch leicht irritiert.
    »Kümmern
Sie sich gar nicht um sie!«
    »Urmel,
mein Urmele, öfföff«, flötete Wutz und steckte den hochmodisch verputzten Kopf
zur Türöffnung raus.

    Der
Beamte trat ganz unwillkürlich einen Schritt zurück. »Ohhh«, machte er und
sagte dann nichts mehr. Er starrte das gewaltige Hut-Haar-Gebirge an und in die
zwei schwarzen runden Öffnungen darunter.
    »Ihre
Frau Tante trägt eine Brille?« fragte er, als er sich ein wenig von seinem
Erstaunen erholt hatte. Er konnte sich überhaupt keinen Vers auf das machen,
was er sah.
    »Eine
Brille? Wieso denn? Ach so, eine Sonnenbrille, ja, das wäre sicher eine gute
Idee gewesen. Nein, mein Lieber, meine Tante hat etwas große Nasenlöcher.
Vererbung, verstehen Sie?«
    »Hm«,
brummte der Polizist. »Verzeihung, Majestät, aber ich frage ja nur aus
Interesse: Das ist wohl eine gewisse Degenerationserscheinung? Also ich meine,
da haben bei den erlauchten Vorfahren zu viele Verwandte untereinander
geheiratet?«
    »Was
redet der Mann, öfföff, Futsch, warum sagst du mir nichts?«
    »Sie
spricht ja auch ein bißchen durch die Nase«, meinte der Polizist. Er
interessierte sich überhaupt nicht mehr für das entschwundene Urmel, sondern
nur noch für die sonderbare Tante.
    »Ja,
das Urmel war hier, aber es ist schon wieder fort«, rief ihr König Futsch zu.
Er war nicht einmal so sehr verärgert, denn er fing an sich köstlich zu
amüsieren. Er hatte nun einmal nichts lieber als einen saftigen Spaß.
    »Urmele
war hier?« blaffte die Tante entzückt. Sie hüpfte mit einem Satz aus dem
Flugzeug — und besann sich sofort geistesgegenwärtig darauf, daß sie unter
Menschen war und als Mensch zu gelten hatte. Sie richtete sich auf den
Hinterbeinen auf. Schön war sie anzusehen, ohne Schuhe, aber mit rutschenden
Socken. Und der hinten aufgeschlitzte Rock saß auch nicht gerade so, wie es
eines Maßschneiders Stolz gewesen wäre.
    Dem
Polizisten, der sonst nicht auf den Mund gefallen war, verschlug es die
Sprache. Und König Futsch sah seinen Ruf erheblich gefährdet. »Zurück auf den
Sitz!« herrschte er seine Frau Tante an.
    »Öfföff«,
machte diese und ließ sich erschrocken auf alle vier Füße nieder. Dabei schlug
der Rock, der hinten aufgeschlitzt war, auseinander, die Seitenteile fielen
herab, und heraus blickte ein rosa Popo, ein Popo mit einem kunstvoll
geringelten Schwänzchen.
    »Majestät...
Ta-ta-ta...«, stammelte der Polizist. Ihm kam das Wort Tante nicht mehr ganz
fließend über die Lippen.
    Da
kehrte ihm der König den Rücken zu, scheuchte Wutz mit Entschlossenheit auf den
Hubschraubersitz, sprang selber in die Maschine, ließ sie an und entschwebte.
Allein gelassen mit seinem Erstaunen, verharrte der Polizist auf der Wiese.
    Noch
sehr lange und viel später murmelte er immer wieder: »Das war ein starkes
Stück!«
    König
Futsch und Tante Wutz aber kreisten tief über die Wiesen, Büsche und
Waldstücke. Sie suchten das Urmel. »Du hast ihn nicht einmal gefragt, in welche
Richtung es geflogen ist«, beklagte sich Wutz.
    »Nein«,
sagte der König. »Und daran bist du schuld. Dein unmögliches Benehmen hat mich
daran gehindert.«
    Unverrichteter
Dinge kehrten sie nach Pumpolon zurück, um dort neue Meldungen abzuwarten.
Wenigstens die Gewißheit hatten sie ja jetzt, daß der Nachrichtendienst
manchmal funktionierte.
    Und
als König Futsch seiner Frau Naftaline und Sami von der Begegnung des
Polizisten mit seiner Tante erzählte, da lachten alle drei so, daß Wutz sich
empört in die Ecke zurückzog, die ihr als Schlafstelle angewiesen war, und
heftig schmollte.

Dreizehntes
Kapitel

In dem das Urmel in einer Oper auftreten will und alles
durcheinanderbringt
     
    Gewiß, der
König hatte den Polizisten nicht gefragt, in welche Richtung das Urmel und
Schusch geflogen waren. Dieser hätte es aber auch sowieso nicht sagen können,
weil er es nicht wußte. Das Urmel und Schusch machten es wie die Zugvögel, sie
zogen nach Süden. Sie überflogen nicht nur die Wiesen und Felder in der
Umgebung der Autobahn, sie überquerten hohe Berge, Flußtäler und fruchtbare
Ebenen, kleine Dörfer und große Städte.
    So
gelangten sie in einen italienischen Badeort hoch über dem Meer, dessen Freilichttheater
ebenso berühmt war wie der Ort selbst. Das Theater stammte noch aus
klassisch-römischer Zeit, und daher war es schon sehr z erfallen.

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