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Urmels großer Flug

Urmels großer Flug

Titel: Urmels großer Flug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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herbeifliegen zu sehen. So ausdauernd hatte sie noch nie in
ihrem Leben nach Vögeln Ausschau gehalten.
    Als
Sami nun ins Zimmer stürmte, mit einem Blatt Papier, hüpfte sie gelenkig auf
den Boden und grunzte: »Eine Nachricht, öfföff? Endlich!«
    »Und
ich war gerade eingeschlafen«, seufzte der König und gähnte. Er richtete sich aber
doch gleich auf.
    »Ich
bin nicht sicher, ob uns dies weiterhilft«, meinte Sami vorsichtig. »Durch
Zufall habe ich den Funkspruch einer Verkehrsmaschine gehört.«
    »Oh,
das ist interessant!« Wutz war ja so froh, daß sich wieder etwas rührte.
    Sami
sagte: »Der Pilot meldete: ›Sonderbar großer Vogel gesichtet. Beinahe-Zusammenstoß
knapp verhindert!‹«
    »Wie
kann man einen Beinahe-Zusammenstoß verhindern«, brummte der König. »Der Mann
spricht einen miserablen Stil. Aber meinetwegen. Mein Einwand ist jedoch, daß
Urmel und Schusch zwei Vögel sind.« Seine Majestät hätte sich zu gerne noch
einmal niedergelegt.
    Wutz
widersprach: »Schusch ist nun wirklich kein besonders großer Vogel und
ungewöhnlich schon gar nicht. Er ist einfach nicht erwähnenswert, öfföff.«
    »Mag
sein! Und wo um alles in der Welt wurde der sonderbar große Vogel gesichtet? Wo
konnte der Beinahe-Zusammenstoß gerade noch verhindert werden? Am Nordpol? Oder
über der Wüste Sahara? Wo werde ich nun wieder hingehetzt?«
    »Nach
Mittelspanien!«
    »Da
wollte ich schon lange einmal hin«, grunzte Wutz.
    »Nein,
diesmal bleibst du hier«, rief der König wenig überzeugend.
    »Du
brauchst mich ja nicht wieder so albern als deine Tante zu verkleiden, öfföff.
Als Schwein falle ich natürlich viel weniger auf. Du liebe Güte, Schweine
laufen doch überall herum, überall! Und ich verspreche dir, kein Wort zu
reden.« Sie war bereits an der Tür.
    Der
König wußte nun schon, daß sein Widerstand an ihrem Starrsinn scheitern würde.
Und wenn er Wutz mitnahm, überlegte er, dann hatte er sie immerhin unter
Kontrolle. Dann brauchte er nicht zu befürchten, daß sie sich alleine zu einem
Flughafen aufmachte, um sich eine Flugkarte nach Spanien zu kaufen.
    So
verabschiedete er sich also von seiner Naftaline. Ganz durch Zufall fiel sein
Blick, kurz bevor er das Zimmer verließ, auf seinen Nachttisch. Da stand so
lange schon unberührt die Flasche mit der Aufschrift
»Professor-Habakuk-Tibatong-Original-Lachbrunnen, garantiert frisch aus der
Quelle«. Einer plötzlichen Eingebung folgend, steckte er sie sich in die
Jackentasche.
    Sami
und Naftaline winkten dem Hubschrauber nach, als er Kurs auf Spanien nahm.
Schnell verschwand er hinter den Bäumen, stieg hoch in den Himmel empor.
    Die
beiden, denen der König und Wutz folgten, das Urmel und Schusch nämlich, wußten
freilich nichts von Geografie. Sie wußten nicht, über welchem Land sie sich
befanden. Sie hatten ja auch kein festes Ziel gehabt, damals, als sie von
Maestro Cluccis gesprengter Modenschau und vor den wütenden Schoßhündchen
flohen.
    Nur
fort wollten sie.
    Ja,
und da waren sie nun. Unter ihnen lag in grauer, öder Hügellandschaft eine
Stadt. Sie erblickten enge Gassen, gelbliche Häuser mit dunklen Dächern und
zahllose Kirchtürme. Zwei Gebäude ragten unter allen anderen heraus, der
mächtige Dom mit den reichverzierten Türmen und ein ovaler Platz, eine Art
Stadion.
    Die
Straßen, die engen Gassen, waren dicht gedrängt von Menschen, sie schienen aus
allen Häusern geströmt zu sein oder aus dem umliegenden Land zusammengekommen.
Man hörte auch Trommeln dröhnen und Pfeifenmusik schrillen. Der meiste Lärm war
aber in dem Stadion. Überfüllt waren die hoch aufragenden Ränge. Fast alle
Herren trugen schwarze, breitkrempige Hüte, die Damen Spitzenschals im Haar,
aus denen hohe Kämme herausragten.
    »Ein
Fußballspiel?« mutmaßte das Urmel. »Wollen wir zusehen? Vielleicht kann ich
mitspielen, als Torwart!«
    »Das
äst kein Stadäon, sondern eine Arena. Und was da gespält wärd, äst kein
Fußballspäl, sondern ein sehr grausames Späl. Ein Stärkampf. Wenn du da
mätspälst, wärst du aufgeschlätzt.«
    »Aufgeschlitzt?
Woher weißt du das?«
    »Weil
äch schon ein bäßchen länger lebe als du und etwas mehr von der Welt gesehen
habe. Komm, wär flägen weiter.«
    »Nein,
ich will den Stierkampf sehen.«
    »Er
äst scheußläch«, warnte Schusch. »Väle Menschen werden ohnmächtig, wenn sä ähn
sehen. Und dem Professor wäre es bestämmt nächt recht.«
    »Wenn
du nicht willst, bleibe ich alleine hier«, sagte das

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