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Urmels Lichterbaum im Eismeer

Urmels Lichterbaum im Eismeer

Titel: Urmels Lichterbaum im Eismeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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schon einmal so gute Dienste getan —
und tauchten in die Tiefe.
     

    Je
weiter sie hinabkamen, desto dunkler wurde es, desto
sonderbarer und vielgestaltiger wurden aber auch die Fische und Meeresbewohner,
denen sie begegneten. Der Eingang in die Stadt befand sich auf dem Grund, hier
war es nachtfinster, aber sie kannten den Weg zum Rathaus noch und schwammen
durch die breiten Straßen, die von Schiffsrümpfen begrenzt wurden. Je weiter
sie vordrangen, desto heller wurde es wieder. Die Ursache dafür war das Licht,
das von dem Meteoriten ausging, der auf dem Schornstein des alten Dampfers
ruhte und leuchtete. Es sah schön aus, wie eine verschleierte Sonne.
    Die
Nachricht von ihrem Kommen war ihnen vorausgeeilt. Onkel Pitsch, der
Bürgermeister der Homo-Saurier, empfing sie wie alte Freunde. Er lud sie in das
Rathaus, in den Dampfer, ein, und quabbelte und pitschte immerzu beim Sprechen.
Das war so seine Art. Bei jedem Wort, das er aussprach, spritzte seitlich etwas
Wasser aus dem Maul, immer mit einem quatschenden Geräusch. Er bemühte sich
sehr, es zu unterdrücken, aber es gelang nie ganz.
    Das
Urmel und Ping Pinguin redeten so schnell durcheinander, dass er zuerst gar
nichts begriff.
    Schließlich
erklärte ihm Seele-Fant ihren Wunsch langsam und umständlich. Da verstand er.
Onkel Pitsch gestikulierte mit seinen weichen Armen, die denen von
Tintenfischen ähnelten, als er antwortete: »Aber ja! Pfüh! Natürlich,
pitsch-püh, kann der Professor das Segelschiff wieder haben, pfüüüh. Es wohnt
ja, quatsch, niemand darin. Der Fliegende Habakuk, pitsch! Wir
alle erinnern uns noch gut an seine Fahrt zum Nordpol, pitsch-pfüh, von der er
uns so herrpfitschliche Dinge mitgebracht hat. Unsere Stadt New-Uwatown wäre ja
lange, pitsch, nicht so schön ohne unser Pfüh-Rathaus, den Dampfitscher und den
großen, leuchtenden Meteoriten auf dem Schornstein. Ist er nicht wie eine
Kuppel, pitschpfüh, die leuchtet, quak?«
    Das
Urmel spitzte die Ohren. Dass Onkel Pitsch quak machte, hatte es noch nicht
gehört. »Ihr müsst das Schiff aber zuerst sauber machen!«, bat es in Gedanken
an Wutz.
    So
geschah es. Zuerst pumpte die Straßenwacht der Homo-Saurier den Rumpf leer. Die
quabbelnden Männer saugten das Wasser heraus. So begann das Segelschifflangsam
an die Oberfläche zu steigen. Je leerer es wurde, desto schneller stieg es.
Vorn war immer noch der alte Name Der Fliegende Habakuk zu lesen.
Freilich hatte die Farbe gelitten. Nun, das würde Tim Tintenklecks sicher rasch
wieder in Ordnung bringen.
    »Richtig
hätte es ja Die
Fliegende Habakuk heißen müssen, pfüh!«, erklärte Onkel Pitsch.
»Schiffe nennt man nämlich eigentlich immer weiblich, ja, pfüh, man schreibt
sie mit ›Die‹, nicht mit ›Der‹. Aber hier ist wohl unser Freund, der Professor,
und nicht das Schiff gemeint, pitsch! Wie es ja auch ›Der fliegende Holländer‹
heißt und nicht, pitsch, püh, ›Die fliegende Holländerin‹.«
    »Ach
ja, dör flögöndö Holländör«, seufzte Seele-Fant mit Begeisterung. »Das öst eunö
wundörbarö Opör von Röchard Wagnör! Leidör war öch noch nö ön Bayreuth! Könnt
ör dön Chor: ›Steuörmann, lass dö Wacht, Steuörmann, hör zu uns...‹?«, röhrte
er.
    »Es
heißt: ›Steuermann, lass die, quitsch, Wacht, Steuermann, pitschpfüh, her zu
uns‹«, verbesserte ihn Onkel Pitsch. »Aber wie auch immer: Bitte singe jetzt
nicht, pfüh, lieber Freund. Ich kann mich dir jetzt nicht widmen, pfüh.« Er
mochte Seele-Fants Arie gerade nicht hören.
    Nur
Ping Pinguin sperrte den Schnabel auf, um mitzusingen, machte ihn aber sofort
wieder zu.
    »Dann
öbön nöcht«, knurrte Seele-Fant und zwinkerte mit einem der bewimperten Augen.
    Als Der
Fliegende Habakuk einigermaßen gesäubert und in der Sonne getrocknet
war, zogen und schoben die Homo-Saurier das Schiff nach Titiwu. Dort
verankerten sie es vor dem Strand, in der Nähe von Seele-Fants Felsenriff.
    Und
da fand auch Schusch wieder einen Platz, wo er es aushalten konnte. Er stellte
sich nämlich ganz oben auf die Mastspitze.
    Gern
hätten die Homo-Saurier ein Wiedersehensfest gefeiert, aber der Professor bat
sie, es bis zu ihrer Heimkehr zu verschieben. Er drängte auf eine baldige
Abfahrt. Er wollte sogar, dass Wutz nur oberflächlich sauber machte. Aber da
hatte er kein Glück. Tim Tintenklecks brachte ihre Schlummertonne an Deck und
Wawas Muschel, alle Dinge, die sie sonst noch nötig brauchten — und dann putzte
und wienerte sie, dass es nur so

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