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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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Moment der Unsicherheit. Nicht auszuhalten. Und dann war es klar.
    Der Urod stand direkt vor ihnen.
    Unsinnigerweise beruhigte Enza diese Feststellung. Es würde zum Kampf kommen. Wenigstens konnten sie nun etwas tun. Ihr Adrenalin abbauen. Denn hierfür war es da. Für diese Art von Begegnungen war es geschaffen worden. Der eigentliche ursprüngliche Sinn den Ganzen.
    Enza warf einen Seitenblick auf Sebastian. Auch er schien keine Angst zu haben. Sein Gesicht und seine Körperhaltung drückte äußerste Spannung aus. Und noch etwas konnte sie erkennen. In seinen Augen lag eine Wildheit, die sie nur mit einem Wort beschreiben konnte: Blutgier.
    Sollte der Urod sie wirklich töten, dann käme er nicht ungeschoren davon. Sebastian war zu allem bereit. Das wusste der Urod natürlich nicht. Oder konnte er es riechen? Enza musste sich über sich selbst wundern. Das Gehirn war ein Phänomen. Innerhalb von Sekundenbruchteilen gingen ihr diese Gedanken durch den Kopf, dabei waren dies vielleicht ihre letzten Minuten.
    Der Urod war stehen geblieben und taxierte sie. Er roch nach Verwesung und der widerlichen Süße, die Fäulnis verströmt. Seine Augen glänzten in der Dunkelheit. Enza versuchte einen Funken Menschlichkeit darin auszumachen, doch sie konnte ihn nicht entdecken. Das war gut. Das würde es leichter machen, ihn zu verletzen. Heftige Wut wallte in ihr auf. Der Drang, dieser Kreatur wehzutun, ihr da Leben zu nehmen.
    Abgesehen von einigen Fetzen, die an dem Körper des Urods herunterhingen und von denen Enza nicht sagen konnte, ob sie Kleidungsreste oder Haut waren, war der Urod splitternackt. Auch das war gut. Das würde es leichter machen, ihn zu durchbohren.
    Durch seine gekrümmte Haltung und die zur Seite gespreizten äußeren Extremitäten erinnerte der Urod an ein Insekt. Wie bei einer monströsen Form von Arthritis wucherten seltsame Auswüchse überall an seinem Körper. Die Haut, die in der Dunkelheit kaum zu erkennen war, schimmerte seltsam unschuldig und durchsichtig wie die eines Kindes. Eine Beule prangte auf der Höhe der Brust, die an die Umrisse eines Vulkans erinnerte. Im Loch des Vulkans leuchtete das Fleisch der Kreatur rosa. Der Kopf war auf die doppelte Größe eines menschlichen Kopfes angewachsen. Wuchernde Knochenbildung hatte die Haut eingerissen und Muskeln und Sehnen bis zum Zerreißen gespannt. Die Kiefer waren kräftig und mahlten unablässig. Dabei verursachten sie ein knirschendes Geräusch, das Enza einen Schauder über den Rücken jagte.
    Sie packte ihr Messer fester und überlegte, wo sie am besten hin stechen sollte. Augen? Herz? Sebastian neben ihr machte eine plötzliche Bewegung und der Urod setzte sofort zum Sprung an.
     

    Es begann.
     

    Sebastian schien den Angriff erwartet zu haben und hatte blitzschnell die Taschenlampe eingeschaltet. Das grelle Licht irritierte den Urod für eine Sekunde und brachte ihn aus dem Konzept. Sebastian nutzte seine Verwirrung und hieb mit seiner Axt auf ihn ein. Doch einhändig war sein Schlag war nicht stark genug. Der Urod stieß einen hohen, schrillen Schrei aus, sprang zur Seite und die Axt verhakte sich zwischen seinen Rippen. Sebastian umklammerte den Griff der Axt und hielt sich mit aller Kraft daran fest, sodass der Urod ihn hinter sich herzog. Sebastian ließ die Taschenlampe fallen. Immer wieder versuchte der Urod nach Sebastian zu schnappen, doch der drückte ihn jedes Mal wieder mit der Axt von sich weg. So wurde der 80 cm lange Stiel der Axt zu einem Art unüberwindlichen Hindernis für den Urod. Und das machte ihn rasend. Im Gegensatz dazu wuchs Sebastians Selbstsicherheit mit jeder abgewehrten Attacke. Enza stand da wie erstarrt und beobachtete den Kampf. Im weißen Lichtschein der am Boden liegenden Taschenlampe erschien ihr all das völlig bizarr wie in einem surrealen Alptraum. Plötzlich wechselte der Urod seine Taktik. Er schnappte nicht länger nach Sebastian, sondern versuchte sich offenbar von der Axt zu befreien, indem er sich schnell um die eigene Achse drehte. Sebastian, der sich immer noch an den Stiel klammerte, flog zur Seite, als sich die Axt aus dem Körper des Urods löste, an deren Klinge blutige Fleischlappen klebten. Der Urod brüllte, doch er schien seine Verletzung problemlos wegzustecken. Er hob sein Bein. Sebastian sah den Tritt kommen, war aber nicht schnell genug, um ihm ganz auszuweichen und er erwischte ihn an der Schulter. Rücklings fiel Sebastian in ein Gebüsch. Der Axt flog ihm aus der Hand.

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