Urod - Die Quelle (German Edition)
Klappmesser, während Viola die letzte noch verbleibende Axt in die Hände gedrückt bekam. Miles nahm das Survival-Messer an sich, das Sebastian Dragos Leichnam entwendet hatte. Enza trug außer einem Messer keine Waffe. Sie musste das Mehl und den Sprengstoff transportieren und ihn so gut wie möglich platzieren. Sie würde von den anderen flankiert, die sie beschützen mussten, sollte es zu einem Angriff kommen. Sebastian hatte die Idee, alle Konserven zu öffnen und die scharfkantigen Deckel zu schleifen und dann als Wurfgeschosse zu nutzen.
„Meinst du das funktioniert wirklich oder hast du einfach nur zu viele Kung-Fu und Ninja-Filme gesehen?“ fragte Thomas.
Aber auch Miles und die beiden Frauen fanden die Idee gut. Wenn es klappte – gut und wenn nicht, so konnte es wenigstens nicht schaden. Eilig begannen sie die Dosen mit den Konserven zu öffnen, denn am Horizont zeichnete sich bereits die Dämmerung ab. In weniger als einer halben Stunde konnten sie zu ihrer Mission aufbrechen. Dabei stand eine Frage im Raum wie ein unverrückbarer Monolith.
Würden sie es alle überleben?
Sie hatten sich mehrere Sachen übereinander angezogen. Draußen würde es kalt sein und feucht nach all dem Regen, der zu ihrer Erleichterung immer noch nicht abgeflaut war. Obwohl die kleine Wetterstation nach wie vor Regen anzeigte, hatten sie sich eine ganze Menge Watte mit Wachs eingepackt. Niemand von ihnen wollte im letzten Moment noch das Geräusch der Quelle hören und damit in Kauf nehmen, von den anderen getötet zu werden. Denn darauf hatten sie sich geeinigt. Die Klamottenschicht verlieh ihnen das Gefühl, geschützt zu sein. Auch wenn sie gleichzeitig wussten, dass es nicht mehr als Sonnenschutz bedeutete.
Die Sonne bahnte sich ihren Weg hinauf zum Himmel und tauchte die Baracke in ihr oranges Morgenlicht. Alles glitzerte und schien in Flammen zu stehen. Viola war hingerissen von dem Anblick. Wie wunderbar wäre es, einfach nur hier zu sein, um eine Wanderung durch den Wald zu machen. Wenn das ein normales Praktikum wäre, oder ein Urlaub mit Freunden. Für einen Moment überließ sie sich voll und ganz dieser Vorstellung. Begriff, wie wundervoll das Leben war und wie wenig sie es bisher zu schätzen gewusst hatte. Und nun war es vielleicht vorbei. Nein, das konnte und durfte nicht sein. Diese Art Gedanken verbot sie sich. Sie musste das überleben. Nicht für Thomas und oder sich, sondern für das Baby. Das schwor sie sich. Mit einer einzigen Handbewegung verbannte sie alle Zweifel und die lähmende Angst aus ihrem Kopf und drückte ihr Rückgrat durch. Sie spürte, wie die Erschöpfung von ihr abfiel und einer nervösen Anspannung wich. Das war gut. Das machte sie wach und bereit. In den Gesichtern der anderen fand sie eine ähnliche Unruhe. Doch sie alle waren fest entschlossen. Sie alle wollten, dass es endlich losging.
Ihre Augen waren auf Miles gerichtet, der letzte Hand an den Rucksack mit dem Sprengstoff legte. Er hatte ihn so verschnürt, dass Enza ihn leicht öffnen konnte, falls sie unter Zeitdruck stehen würden. Behutsam, als würde er sonst explodieren, hob er ihn Enza auf den Rücken. Dann versicherte er sich, dass alle ihre Waffen in Händen hielten. Sie mussten jederzeit mit einem Angriff rechnen, denn sobald sie nach draußen traten, waren sie Freiwild. Miles war sich sicher, dass der Anführer spürte, dass etwas im Gange war. Ob er dies Kraft seines Intellekts wusste oder einfach, weil er es instinktiv wahrnahm, war dabei nicht entscheidend. Miles hoffte nur, dass er nicht voraussehen konnte, dass sie die Quelle vernichten wollten. Ihm war klar, dass die Urods alles daran setzen würden, sie zu töten, sobald sie kapierten, was die fünf vorhatten. Ihr einziges Ass im Ärmel war die Überraschung. Sie mussten ihnen immer einen Schritt voraus sein. Andernfalls hätten sie nicht die geringste Aussicht auf Erfolg.
Es war hell genug, der Regen trommelte hart gegen die Scheibe und die dunklen Wolken am Himmel versprachen weitere Ergüsse. Alles schien perfekt. Jetzt oder nie. Miles sah die anderen an.
Sie waren soweit.
Er nickte ihnen zu. Thomas und Sebastian schoben gemeinsam den Tisch von der Tür weg. Enza und Viola hatten noch einmal das Öl erhitzt und Miles schnappte sich nun einen der Töpfe und wies Sebastian an, sich die Bratpfanne mit dem siedenden Öl zu schnappen. Sollte sie einer der Urods erwarten, so würden sie ihm das heiße Öl übergießen und falls ihm das nichts
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