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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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draufgehen?“
    Sebastian und Miles hoben die Hände. Enza rührte sich nicht.
    „He, du musst dich entscheiden. Du bist die ausschlaggebende Stimme“, nörgelte Sebastian.
    Enzas Gedanken rasten, ihre Gefühle verknäuelten sich.
    „Mein Kopf sagt, wir lassen jeden zurück, der nicht laufen kann. Aber meine Herz kann dem nicht zustimmen“, antwortete sie ehrlich.
    Sebastian stöhnte.
    „Ja, ist schon klar. Wir stecken alle im selben Dilemma. Trotzdem! Jetzt ist kein Raum für romantische Anwandlungen. Entscheide dich!“
    Enzas Blick war giftig, aber sie wusste, dass Sebastian recht hatte. Keine Zeit für Sentimentalität. Hier ging es allein ums nackte Überleben. Sie konnte nüchtern denken, sie war in der Lage einfache Fakten gegeneinander abzuwägen. Und genau das tat sie und kam zu einem vollkommen zwingenden Schluss: Sie hatten bessere Chancen, wenn sie die Verletzten zurückließen. Das war Fakt. Alles andere verdrängte Enza in diesem Moment.
    „Also gut. Ich bin dafür, dass wir diejenigen zurücklassen, die es nicht aus eigener Kraft schaffen.“
    Bewusst heftete sie ihren Blick auf Sebastians Gesicht. Viola und Thomas konnte sie nicht ansehen. Doch das war auch gar nicht nötig. Sie spürte, wie die beiden sich versteiften. Doch keiner von ihnen sagte auch nur einen Ton. Sie akzeptierten die Entscheidung der Mehrheit kommentarlos. Ein Indiz, wie sehr sie nun als Team funktionierten. Das zumindest konnte Enza erleichtert feststellen. Noch vor zwei Tagen hätte sie das für komplett unmöglich gehalten. Keiner von den Dreien hätte ihr ein Pflaster angeboten, wenn sie sich in den Daumen geschnitten hätte und jetzt waren sie sogar bereit, ihr Leben für sie aufs Spiel zu setzen. Der Mensch wächst nur über sich hinaus, wenn es um Leben und Tod geht. Das macht ihn so groß und gleichsam so erbärmlich, dachte sie.
     

    Miles fackelte nicht lange und setzte den Weg fort. Die anderen folgten dicht auf. Alle gleichermaßen wachsam. Es war ihm, als könnte er ihre Herzen schlagen hören. Schnell und hart. Genau wie seines. Jedes Geräusch, jede Bewegung im Peripher beschleunigte den Puls noch ein wenig.
    „Wenn ich heute nicht mehr zum Kämpfen komme, dann lass uns später ein paar Bulgaren in irgendeiner Kneipe aufmischen, sonst bringt mich mein Adrenalin noch um!“ raunte Sebastian hinter ihm.
    Miles wusste genau, was Sebastian meinte.
    „Glaub' mir, du wirst schon noch auf deine Kosten kommen“, antwortete Miles und konzentrierte sich dann wieder voll auf den Weg.
    Der Boden wurde immer härter je näher sie den Felsen kamen. Das erleichterte ihnen das Gehen und die Tatsache, dass es hier weniger Möglichkeiten gab, sich zu verbergen, trug ebenfalls dazu bei, dass sich die kleine Gruppe sicherer fühlte. Sie kamen nun gut voran. Der Himmel schien ihnen nach wie vor gnädig gestimmt, denn die Wolken am Himmel machten keine Anstalten, sich zu verziehen.
    Viola fror. Obwohl sie drei T-Shirts und eine dicke Jacke trug, schüttelte sie die Kälte am ganzen Körper. Jeder Versuch, das Bibbern zu unterbinden, scheiterte. Gleichzeitig hatte sie den Eindruck, kalter Schweiß liefe ihr den Rücken hinab. Sebastian hatte mit seiner Vermutung, dass es bald Schnee geben würde, wenn die Quelle noch länger aktiv wäre, wohl ganz richtig gelegen.
    „Hör auf deinen Atemrhythmus! Blende alles andere aus!“ sagte Thomas hinter ihr plötzlich.
    Und Viola lauschte dem zunächst unruhigen und dann immer gleichmäßiger werdenden Rhythmus ihres eigenen Atems. Ein und aus. Ein und aus. Nach ein paar Sekunden wurde sie tatsächlich ruhiger. Sie zitterte nicht mehr und Wärme begann ihren Körper zu durchströmen. Ihre Schritte wurden fester und sie sah, dass sie die Felsformation schon fast erreicht hatte. Vielleicht würde alles glatt laufen? Vielleicht kämen die Urods zu spät und sie würden ihnen einfach davon laufen? Vielleicht würde sie in ein paar Stunden in einer heißen Wanne liegen und diesen Alptraum einfach von sich abwaschen können.
     

     

    Miles vorne war stehen geblieben und sah sich um. Er lauschte angestrengt. Niemand von ihnen traute sich zu fragen, was er gehört hatte. Sie alle warteten stumm, bis Miles den Kopf schüttelte und dann weiter ging, ohne eine Erklärung abzugeben. Sie setzten sich wieder in Bewegung. Ihre Sinne weit offen, ihre Körper annähernd steif vor Anstrengung. Das angestaute, unverbrauchte Adrenalin machte ihnen langsam die Glieder schwer. Jeder Schritt schien

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