Urod - Die Quelle (German Edition)
ausmachte, hatten sie ja noch die Feuerzeuge. Dann würde er eben brennen.
Miles wollte als erster gehen, dicht gefolgt von Sebastian. Danach kämen Enza und Viola. Thomas war die Nachhut.
Noch einmal atmete Miles tief ein, dann trat er vor die Tür. Sebastian blieb dicht hinter ihm. Der Regen fiel mit einem zischenden Geräusch in das heiße Öl und Rauch stieg aus Pfanne und Topf auf.
Die anderen warteten einen Moment, während Miles und Sebastian sich umsahen. Alles schien ruhig. Kein Urod weit und breit. Sie wagten sich ein paar Schritte nach vorne und skandierten die Umgebung. Nichts zu sehen.
„Schade, ich hätte die Schweinehunde gerne ein bisschen Brutzeln sehen“, sagte Sebastian und stellte seine Pfanne in den Regen.
Dann verließen auch die anderen den Schutz der Baracke. Blass und müde, aber fest entschlossen, zu kämpfen und sich nicht wehrlos zu ergeben, wer oder besser was auch immer sich ihnen in den Weg stellen würde. Thomas, als Letzter, machte Anstalten die Tür zu schließen und erntete ein schiefes Grinsen von Sebastian.
„Was ist? Hast du Angst, irgendwer will die letzten paar Konserven klauen?“
Thomas schüttelte über sein automatisiertes Verhalten den Kopf. Er erwiderte Sebastians Grinsen, doch seine Mundwinkel fühlten sich steif an. Zu groß war die Anspannung jetzt, da es endlich los ging. Er berührte Violas Hand, die sich eiskalt anfühlte. Viola zuckte zusammen. Auch sie befand sich in körperlicher Hochspannung. Thomas packte ihren Arm und hielt ihn fest.
„Ich lasse nicht zu, dass dir was passiert.“
Er sah Violas Hinterkopf nicken. Doch sie drehte sich nicht zu ihm um. Ihr Blick schweifte unablässig umher, auf der Suche nach etwaigen Gefahrenquellen. Anders als bei ihrem letzten Ausflug zur Quelle, wirkte sie nun konzentriert und zielgerichtet. Jede Faser ihres Körpers war bereit. Ihre Angst hatte sich in Mut verwandelt. Den Mut, zu töten, was immer sie angreifen sollte.
Miles und Sebastian beschleunigten ihre Schritte, nachdem auf den ersten paar Metern alles ruhig geblieben war. Scheinbar hatten die Urods den Verlust ihres „Spähers“ noch nicht bemerkt. Wenn sie großes Glück hätten, dann würden sie es unbehelligt bis zur Quelle schaffen und könnten ihre Kräfte für den finalen Kampf sparen. Denn dass es zu einer Begegnung mit den Monstern kommen würde, daran zweifelten weder Miles noch Sebastian. Der Sprengstoff würde helfen. Wenn sie es nur mit zwei oder drei von den Urods aufnehmen müssten, dann hätten sie sogar eine Chance, alle mit dem Leben davonzukommen. Wären es mehr, dann könnten sie froh sein, wenn die Hälfte von ihnen es lebend bis zum Auto schaffen würde.
Plötzlich hielt Miles inne. Sofort war Sebastian an seiner Seite und wollte wissen, ob er etwas gehört oder gesehen hatte. Miles verneinte. Er drehte sich zu den anderen um, denn ihm war etwas eingefallen.
„Ihr habt gestern dazu geschwiegen, aber wir ganz klar stellen, was passiert, wenn einer von uns so verletzt ist, dass er nicht mehr alleine laufen kann.“
„Du meinst, ob wir denjenigen dann zu tragen versuchen, oder ihn den Urods überlassen?“ fragte Enza.
Miles nickte beklommen.
„Ja, ich meine… Ja. Ich würde allerdings eine etwas andere Variante vorschlagen.“
Er holte tief Luft und versuchte seine Stimme so nüchtern wie möglich klingen zu lassen.
Es gelang ihm nicht.
„Ich denke, wenn jemand von uns wirklich so schwer verletzt ist, dass er nicht mehr weiter kann, dann sollten wir ihn erlösen, bevor…“
Er beendete den Satz nicht, aber das war auch gar nicht nötig.
„Wenn die Mehrheit dafür ist, dass wir niemanden zurück lassen, dann schließe ich mich natürlich an“, setzte er hastig hinzu und sah von einem zum anderen, unfähig diese Entscheidung alleine zu fällen.
„Müssen wir das denn wirklich jetzt entscheiden?“ fragte Enza, die sich mit diesem Thema nicht auseinander setzen wollte.
Sie hatte gerade erst akzeptiert, dass sie vielleicht im Kampf sterben würde. Und jetzt das. Wie sollte sie sich denn zu einer solchen Situation eine Meinung bilden können?
„Ja, sorry, aber das müssen wir. Wir haben später keine Zeit, darüber zu diskutieren, was wir machen oder nicht machen. Also bitte ich jetzt um Handzeichen. Wer ist dafür, dass wir niemanden zurück lassen?“
Viola und Thomas hoben die Hand. Miles nickte.
„Und wer ist dafür, dass die, die laufen können, jede Chance nutzen sollten, damit sie nicht auch noch
Weitere Kostenlose Bücher