Urod - Die Quelle (German Edition)
schubste Enza nach vorne, die für einen Moment wie versteinert inne gehalten hatte.
„Mach schon! Wir müssen das Ding zünden. Das Timing ist perfekt! Vielleicht erwischen wir ein paar von ihnen und sprengen sie in die Luft!“
Enza begann zu rennen. Genau wie die anderen. Ihre Waffen fest in Händen, erreichten sie das Endstück der ersten Lunte. Sie spürten, dass die Urods näher kamen. Und sie waren schnell. Viel schneller als sie es ihnen und ihrem behäbigen Leib zugetraut hatten.
Enza hielt mit zittrigen Händen das Feuerzeug an die Lunte. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sich das Ende endlich entzündete. Mittlerweile waren die Urods so nahe, dass die fünf ihre Raserei regelrecht fühlten. Sie wussten es. Sie wussten, was sie vorhatten und sie waren gekommen, um das zu verhindern. Viola war sich sicher. Woher sie es wissen konnten, war ihr schleierhaft, aber es war klar, dass sie alle verloren wären, wenn die erste Sprengung nicht erfolgreich verlaufen würde.
Die Lunte brannte. Die Flamme fraß sich ihren Weg.
Enza rannte, ohne sich umzusehen, zurück zur Quelle. Thomas und Viola an ihrer Seite. Miles und Sebastian blieben stehen, sie wollten ihren Rückzug sichern. Die Lunte war lang genug, dass auch sie sich in Sicherheit bringen konnten. Doch in diesem Moment verfluchten die beiden, dass sie so auf Sicherheit gespielt hatten. Jede Sekunde länger, die sie verharrten, wurde zur Qual. Sebastian musste sich extrem beherrschen, um nicht zu schreien. Er konnte es nicht ertragen, Viola nicht bei sich zu wissen. Was, wenn sie angegriffen würde, und er sie nicht beschützen konnte? Er ballte die Fäuste und biss die Zähne fest zusammen. Als das nicht half, presste er seine Hände auf die Prellung an seiner Seite. Der Schmerz linderte seine Panik.
Die Urods hatten jetzt den Eingang zur Passage erreicht. Sebastian hörte die grauenvollen Laute, die sie von sich gaben. Schreiende Schweine kamen ihm in den Sinne. Schweine, kurz bevor sie geschlachtet werden. Schweine waren intelligente Tiere. Sie wussten, dass es ihnen an den Kragen ging, deshalb schrien sie. Vor Angst und Panik. Sie schrien, dass es einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sein Kopf schien zu bersten. Er hatte Tränen in den Augen. Aus den Augenwinkeln konnte Sebastian erkennen, dass auch Miles es kaum auf seinem Posten aushielt. Es war fast unmöglich, still zu halten. Das Geschrei wirkte auf sie ähnlich wie physische Folter. Heiße Nadelstiche, die einem binnen Sekunden das Fleisch wegbrennen.
Die Flamme der Lunte hatte nun fast ihr Ziel erreicht. Die Urods waren auf dem Weg zu ihnen und durch die Enge des Tunnels gezwungen, sich langsam und nacheinander zu bewegen. Wenn sie Glück hatten, würden sie ein bis zwei mit der Explosion zerfetzen. Doch das abzuwarten blieb ihnen keine Zeit mehr. Sebastian sah zu Miles hinüber. Sie mussten sich in Sicherheit bringen. Jetzt!
„ Laaaaaauuuuuf!“ schrie Sebastian und Miles ließ sich das nicht zweimal sagen.
Sie rannten los. Rannten um ihr Leben. Weiter immer weiter. Miles konnte seine Beine kaum fühlen. Doch der Rest seines Körpers strotzte vor Leben. Sein Herz wummerte in seiner Brust und es fiel ihm schwer, zu atmen. Und dennoch hatte er keinerlei Mühe, zu rennen. Er flog über den unebenen, felsigen Boden, wich den Hindernissen mühelos aus und sah im Peripher, wie sich Sebastian neben ihm mit der gleichen Anmut bewegte. Sie hatten die anderen fast erreicht und schrien ihnen zu, dass sie sich in Bewegung setzen sollten. Viel Zeit hatten sie nicht. Die Urods würden nicht allzu lange brauchen, um die Hindernisse, die die Explosion ihnen in den Weg legen würde wegzuschaffen. Miles hoffte, dass sie sich etwas Zeit für ihre hoffentlich toten Artgenossen nahmen, aber er befürchtete, dass sie das eher in rasende Wut versetzen würde, denn in lähmende Trauer.
Viola, Thomas und Enza sahen Miles und Sebastian auf sich zukommen. Sie schrien etwas. Auch wenn sie nicht verstanden, was es war, sprinteten sie zum Inneren des Bergs. Enza hatte die zweite Lunte gezündet, in dem Moment, in dem Miles und Sebastian in Sichtweite waren. So hatten sie es verabredet. Sie hoffte, die Quelle würde vollständig vernichtet. Doch jetzt ging es nur noch um ihr eigenes Leben. Es ging um Schnelligkeit und die besseren Nerven.
Alle fünf waren nun beisammen und liefen gemeinsam als Gruppe. Da hörten sie die erste Explosion. Und dann die Schreie der Urods. Ohrenbetäubend,
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