Urod - Die Quelle (German Edition)
voller Schmerz und rasenden Zorn. Die Schreie fuhren ihnen durch Mark und Bein. Doch sie hielten nicht an.
„Das hört sich an, als hätten wir ein paar von den Drecksäcken erwischt!“ keuchte Sebastian triumphierend.
Auch die anderen durchströmte eine Art Hochgefühl. Sie hatten die erste Schlacht gewonnen. Sie hatten es diesen Bestien gezeigt. Sie konnten gewinnen. Es war möglich. Jetzt durfte nur nichts mehr schief gehen. Von der Hoffnung beflügelt, steigerten sie ihr Tempo erneut. Ihre Beinmuskeln brannten, ihre Lungen schmerzten, doch sie dachten keine Sekunde daran inne zu halten, um zu verschnaufen.
Als sie das Innere des Felsens erreichten, schlug ihnen die muffige Wärme entgegen, die sich auf den nächsten Metern in eine schweißtreibende Schwüle verwandelte. Viola wurde schwindlig, sie taumelte kurz. In dem Moment hörten sie die zweite Explosion. Seltsam gedämpft durch den Felsen. Es waren nur Sekunden vergangen.
„Glaubt ihr, sie hatten Zeit, die Lunte von der Quelle weg zu zerren?“ sprach Enza den Gedanken aus, der ihnen allen durch den Kopf schoss.
„Kann nicht sein“, entgegnete Sebastian.
Doch auch er klang nicht hundertprozentig überzeugt. Die anderen schwiegen und konzentrierten sich aufs Laufen. Es wurde immer dunkler und sie mussten höllisch aufpassen, nicht umzuknicken und sich die Fußknöchel zu brechen.
Es dauerte nicht lange und sie hörten trotz der Dämmung durch das Felsgestein die hysterischen Schreie der Urods. Das musste es sein. Sie hatten Quelle gefunden.
Ihr Ursprung. Ihr Schöpfer, was auch immer es war, es war vernichtet.
Das Geschrei, das sich erhob, war nichts im Vergleich zu dem, was noch vor wenigen Minuten an ihre Ohren gedrungen war. Es war weder menschlich noch tierisch. Es schien nicht von dieser Welt zu sein. Überirdisch. Grauenerregend.
„Da hast du deine Antwort“, sagte Sebastian und seine Stimme klang gepresst. Auch ihm setzten die Schreie mächtig zu.
Das Hochgefühl von vorhin blieb dieses Mal aus. Zu grauenvoll waren die Geräusche, die sie da hörten. Ihre Körperhaare hatten sich aufgerichtet. Sie versuchten sich zu schützen vor diesen gewalttätigen Schreien. Keiner von ihnen wollte sich ausmalen, wie sich die Schreie wohl anhörten, wenn sie nicht durch den Felsen gedämpft wären. Keiner wollte darüber nachdenken, wie es sein würde, den Urods gegenübertreten zu müssen, wenn sie sich in dieser Stimmung befanden. Sie hofften einfach, dass die Monster noch eine Weile trauern und sich vorher am Felsgestein oder sonst wo abreagieren würden.
Automatisch beschleunigten sie jetzt ihr Tempo. Nur weg von diesen unerträglichen Lauten. Sebastian und Miles schalteten die Taschenlampen ein. Egal, ob die Urods das Licht sahen oder nicht, sie konnten es nicht riskieren, weiter durch die zunehmende Dunkelheit zu rennen. Außerdem würden die Bestien sie sicher riechen.
„Vielleicht vernebelt es ihnen ja die Sinne und sie werden völlig kopflos“, bemerkte Thomas atemlos.
Auch wenn Viola die Schreie unerträglich fand, so wusste sie doch dass es gut war, solange es dauerte, denn das bedeutete, dass sie noch vor Ort waren.
„ He, ich glaube, da vorne ist es, oder Thomas?“ rief Sebastian plötzlich, der mit seiner Taschenlampe an der Spitze den Weg ausleuchtete.
Thomas schloss zu ihm auf.
„ Ja, das ist die Stelle“, bestätigte Thomas. „Jetzt muss alles wahnsinnig schnell gehen. Konzentriert euch bitte. Auch wenn ihr Angst habt. Sobald Sebastian und ich alles vorbereitet haben, denkt nur daran, wie ihr runterkommt. Immer nur an den nächsten Schritt, die nächste Bewegung. Wer hektisch wird, riskiert alles. Ok?!“
Er sah die anderen an. Sie nickten stumm und mit großen Augen, prall gefüllt mit Angst.
Thomas und Sebastian knieten sich vor den Abgrund, durch den sie verschwinden wollten. Mit schnellen Handgriffen hatten sie ihr Ausrüstung ausgebreitet und sahen sich zu den anderen um, die nervös von einem Bein auf das andere traten.
„Die ersten zwei können los. Enza, Viola!“ sagte Thomas.
Viola schnappte sich sofort den Gurt und begann ihn, mit Sebastians Hilfe anzuziehen. Doch Enza zögerte.
„ Sollte nicht Miles mit ihr runtergehen? Ich meine, damit wir beide da unten nicht alleine sind.“
Sebastian stöhnte ungeduldig.
„Enza, was soll das? Wir hatten das doch besprochen. Lass die alberne Diskussion und komm in die Hufe. Du weißt doch, was du zu tun hast.“
Viola hatte sich das Geschirr jetzt
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