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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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sie ein.
    Das grelle Licht ließ ihn die Augen zusammen kneifen. Er sah Sebastian, der seine ganze Kraft aufbieten musste, um Enza zu halten. So schnell er konnte, zog er sich den Gurt an, nahm die Taschenlampe kurzerhand in den Mund und machte sich an den Abstieg. Er sah, dass Enza es fast geschafft hatte, doch das letzte Drittel lag noch vor ihr. Es dauerte keine Minute und er hatte sie eingeholt. Ihr ganzer Körper wirkte verkrampft und sie war leichenblass. Das hier war die reinste Hölle für sie. Doch Thomas' Anwesenheit schien sie zu beruhigen. Thomas nahm die Taschenlampe aus dem Mund.
    „Immer weiter machen. Bleib nicht stehen. Sieh nicht nach oben oder unten. Mach einfach weiter. Du hast es bald geschafft.“
    Enza tat ihr Bestes. Sie verkniff sich sogar die Schmerzen, die ihr verletzter Arm ihr verursachte und benutzte beide Hände. Doch sie war immer noch zu langsam. Viel zu langsam. Thomas konnte die Urods nun hören. Am liebsten hätte er Enza angeschrien, doch er beherrschte sich mit enormer Willenskraft. Er sah nach unten. Viola und Miles tigerten auf und ab, sie konnten das Warten ebenfalls kaum aushalten. Er musste runter. Er musste zu Viola. Falls Enza es nicht mehr rechtzeitig schaffte, hatten sie nur so eine Chance.
    „Hör zu, Enza. Ich klettere runter und versuche dir von unten den Weg auszuleuchten und dich zu lotsen. Ok?! Hier oben kann ich dir nicht helfen.“
    Enza nickte, doch er konnte sehen, dass die Panik wieder Besitz von ihr ergriff. Schnell kletterte er weiter, bevor er es sich anders überlegte.
    Unten angekommen fiel Viola ihm stürmisch um den Hals. Er machte sich von ihr los und beeilte sich, aus dem Geschirr zu kommen. Auch hier unten waren die Urods jetzt zu hören. Nicht mehr lange und sie würden bei Sebastian sein.
    „Lauft schon vor! Wir kommen nach“, schrie Sebastian von oben.
    Viola, Miles und Thomas keuchten alle drei unisono auf. Es war, als habe Sebastian seinen Selbstmord verkündet. Denn nichts anderes würde es bedeuten.
    „ Nein, das können wir nicht tun“, flüsterte Viola entsetzt.
    Miles und Thomas sahen einander an. Auch sie wollten die beiden nicht allein lassen. Aber sie wussten genau, dass ihre Chancen mit jeder Sekunde sanken, die sie hier tatenlos herumstanden.
    „Du hast es doch gehört, sie kommen nach“, sagte Miles tonlos.
    „Hältst du mich wirklich für so bescheuert?“ blaffte Viola ihn plötzlich an und ein Schluchzen entfuhr ihr. Sie riss sich aber sofort wieder zusammen.
    Miles wusste nicht, was er sagen sollte.
    „Vielleicht schaffen sie es nicht. Aber wenn wir nicht langsam losrennen, schafft es niemand von uns. Wir haben beschlossen, dass wir jede Chance nutzen sollen, egal, was passiert. Also gehen wir“, sagte Thomas entschlossen.
    Er fasste Violas Hand, doch sie entzog sich ihm. Intuitiv legte sie ihre Hand auf ihren Bauch. Eine Geste, die Thomas zutiefst anrührte. Er näherte sich Violas Ohr und flüsterte: „Für das Baby.“
    Miles hörte es trotzdem. Er starrte unwillkürlich auf Violas Bauch, sagte aber nichts weiter.
    Violas presste die Lippen aufeinander. Dann nickte sie langsam.
    „Aber wir lassen ihnen die Taschenlampe hier.“
    Miles atmete erleichtert auf.
    „Wartet!“ rief er plötzlich. „Der Schlüssel für den Transporter! Sebastian hat ihn.“
    Thomas fackelte nicht lange und schrie zu Sebastian hoch, den Schlüssel zu ihnen herunterzuwerfen. Kommentarlos warf Sebastian ihn Thomas zu. Der Schlüssel fiel zu Boden und Miles brauchte einen Moment, um ihn mit der Taschenlampe zu finden. Er brachte es nicht über sich, Sebastian noch einmal anzusehen.
    „Bis gleich!“ murmelte er und spürte Violas Blick auf sich ruhen.
     

    Thomas versuchte die Taschenlampe so zu justieren, dass sie den Rest von Enzas Weg nach unten beleuchtete. Er hoffte inständig, dass sie ihn bewältigen würde, bevor die Urods Sebastian erreichten. Noch hatten die beiden eine Chance. Sebastian war ein erfahrener Kletterer. Er wäre in wenigen Minuten unten, falls er Ruhe bewahren könnte. Aus den Augenwinkeln sah Thomas jedoch, dass Enza wie festgefroren in ihrem Geschirr hing. Sie bewegte sich weder vor noch zurück. Er scheute sich, ihr ins Gesicht zu sehen. Aus Angst darin die Resignation zu finden, die sie und Sebastian zum Tode verurteilen würde.
    „Besser geht's nicht! Jetzt komm schon!“
    Miles' atemlose Aufforderung brachte Bewegung in Thomas. Er eilte zu Viola und nahm ihre Hand. Miles lief bereits los und die beiden

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