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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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folgten ihm so schnell sie konnten. Es war jetzt stockdunkel und sie mussten aufpassen, nirgendwo gegen zu laufen. Und doch waren sie alle dankbar dafür, sich derart auf den Weg konzentrieren zu müssen und für nichts anderes Ressourcen zu haben. Keiner von ihnen wollte an die beiden denken, die sie soeben zurückgelassen hatten.
     

    Enza hing fassungslos in ihrem Geschirr und hielt sich nur notdürftig an einem Felsvorsprung fest. Die anderen waren weg. Sie hatten sie aufgegeben. Sie hörte Sebastian über sich stöhnen.
    „Enza, tu mir den Gefallen und steig endlich runter. Ich kann dich nicht mehr lange halten, hörst du!“
    Enza konnte hören, welch einen Kraftakt er da oben zu bewältigen hatte. Sie wusste, sie müsste sich endlich bewegen, vorwärts kommen, runter klettern, damit sie den anderen hinterherlaufen konnten.
    Und doch.
    Sie konnte nicht. Etwas in ihr hoffte, dass Sebastian sie endlich fallen ließ. Eine plötzliche Erschöpfung lähmte sie komplett. Wäre es doch endlich vorbei. Sie war so müde. Sie wollte nicht mehr davon laufen, sie wollte auch nicht um ihr Leben kämpfen. Sie wollte in Ruhe auf die andere Seite wechseln. Zu Nicole. Bei ihr sein. Ihren Kopf auf Nicoles Schoß legen und sich endlich ausruhen. Die Quelle war vernichtet. Alles andere zählte nicht mehr. Welches Leben erwartete sie denn jetzt noch, da sie die Wahrheit kannte. Sie langte nach den Verschlüssen den Gurts.
     

    Sebastians Arme zitterten. Er spürte, wie seine Kraft mit jeder Sekunde schwand. Allein die Geräusche, die die näher kommenden Urods verursachten, ballerten ihm so viel Adrenalin ins Blut, dass er weiter durchhielt. Das Gestampfe wurde immer kräftiger und er konnte sie keuchen hören. Falls man diese saftigen, gurgelnden Geräusche als Keuchen bezeichnen konnte. Auch wenn er schnell war, standen seine Chancen, hinunterzukommen, bevor sie ihn erwischten, äußerst schlecht. Er verfluchte Enza. Was war nur in sie gefahren? Er wollte sie anfeuern, wusste aber genau, dass ihn das zu viel Kraft kosten würde. Das Seil, mit dem er sie sicherte, schnitt ihm derart in die Hände, dass sie bluteten. Er rutschte ein Stück vorwärts, als Enza sich plötzlich ruckartig bewegte. Um ein Haar hätte er losgelassen. Ein dumpfer Laut entrang sich seiner Kehle. Er öffnete den Mund, um Enza zu sagen, sie solle sich nicht so abrupt bewegen, doch dann hielt er verblüfft inne, den Mund immer noch offen stehend. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, was ihn so verblüffte. Das Gewicht am anderen Ende des Seils war verschwunden. Im Bruchteil einer Sekunde schossen ihm widerstreitende Gedanken und Gefühle durch den Kopf. Erleichterung, dass seine Muskeln sich ausruhen konnten und der Schmerz nachließ. Verwirrung, wie Enza es so schnell geschafft hatte, nach unten zu gelangen und dann die erschütternde Erkenntnis, dass sie nicht geklettert sein konnte.
    Im gleichen Moment, in dem sein Gehirn diesen Gedanken zu fassen bekam, hörte er den Aufprall von Enzas Körper auf dem felsigen Boden. Dann ein spitzer Schrei und ein schmerzvolles Aufstöhnen.
    „Verfluchte Scheiße!“
    Er blickte über den Rand des Abgrunds nach unten. Doch er konnte nichts erkennen. Das grelle Licht der Taschenlampe fiel auf das letzte Drittel des Felsens. Der Rest versank in Schwärze. Und die Urods waren fast da.
    Sebastian wusste kurz nicht, was er tun sollte. Er blickte immer wieder hin und her. Kopflos war das Wort, das ihm in den Sinn kam.
    Dann erinnerte er sich an die Worte, die sein Vater ihm als Kind immer wieder eingebläut hatte. Wenn man in eine Notsituation geriet, musste man für einen winzigen Moment versuchen, einen klaren Kopf zu kriegen. Man musste einen Plan entwerfen, wie man sich aus dieser Situation retten konnte und was auch immer passierte, man sollte niemals von dem Plan abweichen. Egal, wie absurd er einem zwischendurch auch erscheinen mag.
    Die Urods würden nur noch Sekunden brauchen, bis sie bei ihm waren. Sebastian zog das Geschirr nach oben, schnallte es sich in Windeseile um, sicherte sich selbst ab und begann den Abstieg. Keinen Moment zu früh. Er zwang sich selbst, nur an den Plan zu denken. Nach unten klettern, Enza finden, den anderen hinterher laufen. Falls Enza schwer verletzt war, sie auf jeden Fall liegen lassen.
    Er hatte die Hälfte des Weges hinter sich gelassen, als er sie sah.
    Und sie sahen ihn.
    Es waren drei Urods, die den Abgrund hinabblickten, aber Sebastian wusste, dass die anderen hinter

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