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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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tragisch, aber eben auch ein Tod, der zu Sebastian passen würde. Gestorben während eines Abenteuers. Es wäre so leicht, er müsste nur seine Hand öffnen und Sebastian frei geben. Eine winzige Geste, die alles entscheiden würde. So simpel, so tödlich.
    Doch dann, auf einmal, war Viola neben ihm und versuchte ihm zu helfen, indem sie seine freie Hand packte und mit aller Kraft daran zog. Thomas tauchte aus seinem Gedankenstrudel wieder auf und es erschien ihm, als verzöge sich eine dunkle Wolke aus seinem Geist, die ihm die Sinne verdüstert hatte, und sein Blick war wieder klar. Was dachte er da nur? Was war los mit ihm? Er zwang sich, sich nur auf das Gewicht Sebastians zu konzentrierten. Viola tat, was sie konnte, um ihn zu stabilisieren, aber sie war nicht besonders kräftig und entsprechend keine große Hilfe. Lange würde Thomas nicht mehr durchhalten. Die Adern in seinem Kopf schienen zu bersten, während er versuchte Sebastian hochzuziehen, um ihn vor dem Absturz zu bewahren. Aber Sebastian bewegte sich keinen Millimeter. Thomas wurde klar, dass er es nicht schaffen konnte. Er würde seinen Freund nicht retten können. Wenn jetzt kein Wunder passieren würde, dann müsste er ihn wirklich loslassen oder zusammen mit ihm in die Tiefe stürzen und das Beste hoffen.
    Und dann wurde Sebastian plötzlich leichter. Er hatte mit beiden Füßen an den unebenen Wänden des Schachts Halt gefunden. Thomas lockerte keuchend seinen Griff. Der brennende Schmerz in seinen Muskeln war kaum erträglich, sodass er wild mit den Armen schlenkerte, um sie zu lockern. Viola kauerte auf dem Boden und atmete schwer. Der Schock saß ihr in den Knochen.
    „ Wow! Das war knapp, was!“
    Sebastians Stimme war noch etwas atemlos, doch Thomas hatte das Gefühl, dass Sebastian gar nicht mitbekommen hatte, wie nah er dem Tod gewesen war. Sein großmäuliger Freund hatte keine Ahnung.
    „ Mein ganzes Leben ist an mit vorbei gezogen, ich sag’s euch!“ hustete Sebastian.
    Er scherzte. Thomas war zunächst fassungslos und dann wütend. Die Wut half ihm, wieder zu sich zu kommen und sich zu ordnen. Er half Viola auf die Beine, die am ganzen Körper zitterte.
    „ Du dämlicher Vollidiot! Du wärst beinahe drauf gegangen, ist dir das überhaupt klar?!“, keuchte Thomas immer noch heiser von der Anstrengung.
    Sebastians Lache klang gezwungen.
    „ Ach, komm schon! Ich bin viel zu erfahren, um..."
    „ Einen Scheißdreck bist du!" schrie Thomas jetzt und Sebastian verstummte augenblicklich. Es war normalerweise nicht Thomas' Art so mit ihm zu reden. Sebastian begriff schlagartig, dass Thomas wirklich rasend war.
    Viola sagte gar nichts. Stumm stand sie da und war unfähig, sich zu bewegen. Thomas wollte Sebastian weiter anschreien, schon alleine, um selber wieder herunterzukommen, aber Violas Anblick schnitt ihm ins Herz. Er schluckte herunter, was ihm auf der Zunge lag und atmete ein paar Mal tief ein und aus.
    „ Hallo?" Sebastians Stimme hatte ihre Selbstsicherheit verloren und wirkte bröckelig.
    „ Lass uns darüber reden, wenn wir unten sind! Und jetzt nichts wie raus hier!" sagte Thomas beherrscht. „Schaffst du es, mir das Seil hochzuwerfen?“
    Sebastian griff vorsichtig unter sich und bekam das Seil zu fassen. Drei Anläufe waren nötig, dann hielt Thomas es in Händen und konnte seinen Freund sichern. Sebastian begann nach unten zu klettern. Währenddessen schnallte Viola sich den Gurt um. Auch für sie war das Klettern nicht neu, aber sie hatte nie großen Gefallen daran gefunden. Ein paar Mal war sie mit in die Kletterhalle gekommen und hatte sich dabei sogar recht geschickt angestellt, aber Sebastians Versuche, sie zu ausgedehnten Klettertouren in den Bergen zu überreden, perlten einfach an ihr ab. Sie wollte nicht, es war einfach nicht ihr Ding. Thomas war heilfroh, dass Viola wusste, wie sie mit dem Gurt umzugehen hatte. Als Sebastian den Felsvorsprung erreicht hatte, schnappte Thomas sich Violas Seil und sicherte sie, derweil Sebastian ihr von unten den Weg ausleuchtete. Ohne Zwischenfälle gelangte Viola auf den Vorsprung. Sebastian warf Thomas den Gurt nach oben, der ihn anzog, sich seine Taschenlampe in den Mund stopfte und mit dem Abstieg begann. Bis zum Vorsprung würde er ohne Sicherung klettern müssen. Es war nicht ersichtlich, wie viele Meter es vom Vorsprung bis zum Boden waren, sodass sie nur hoffen konnten, dass Sebastian das Seil schnell genug zu straffen in der Lage war, um Thomas zu sichern, noch bevor

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