Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
Vom Netzwerk:
musste es schaffen, mit Thomas zu sprechen. Allein konnte sie diese Last nicht schultern. Thomas würde sie beruhigen. Aber wie sollte sie das anstellen? Thomas lag neben Enza, die zwar die Ohrstöpsel ihres iPods im Ohr hatte, aber so wach da lag, als hätte sie Aufputschpillen geschluckt. Sebastian hingegen schlief seelenruhig und umarmte Violas Schlafsack, den er fest an sich gedrückt hielt. Sie musste es riskieren. Was immer morgen passieren würde, sie wollte wenigstens Thomas noch einmal ihre wahren Gefühle zeigen.
    Miles war wieder aufgestanden und saß nun vornüber gebeugt an dem Tisch. Er hatte seinen Kopf in die Hände gestützt und starrte auf den Beutel mit Gift, der vor ihm stand. Enzas Augen ruhten auf dem Teenager und in ihrem Gesicht waren Empathie und eine Verbundenheit zu lesen, die Viola erschreckte. Unwillkürlich legte sie eine Hand auf ihren Bauch. Die Vorstellung, dass sie es nicht alle schaffen würden, dass sie nur noch wenige Stunden zu leben hätten, presste ihr die Lungenflügel zusammen. Wie sollte sie einen solchen Verlust ertragen können. Was würde sie tun, wenn Thomas es nicht überlebte? Mit aller Macht verdrängte sie diesen Gedanken. Das konnte, das durfte einfach nicht sein.
    Sie robbte zu Thomas herüber, der sie bereits seit einer Weile zu beobachten schien. Doch er kam nicht auf sie zu. Er wartete ab. Das irritierte Viola. Sie kannte das nicht von ihm. Normalerweise war er derjenige, der ihre Nähe sucht, wann immer es möglich war. Sie zögerte. Was, wenn sie zu lange gewartet hatte? Wenn er es sich anders überlegt hatte? Oder wenn er ihr nicht verzeihen könnte, was sie Lea angetan hatte? Ihr Herz setzte für einen Moment aus. Was, wenn er sie nicht mehr liebte?
    War das möglich?
    Sie sah ihm in die Augen und er erwiderte ihren Blick, ohne wegzuschauen. Doch seine Miene war nicht einladend oder zärtlich wie sonst, wenn sie ihn so ansah. Es gelang ihr nicht, sie zu deuten. Sie wusste nur, dass seine Haltung ihr Angst machte und sie wollte dieses Gefühl so schnell wie möglich abschütteln. Sie kroch weiter auf ihn zu, bis sie neben ihm war, doch sie vermied es, ihn zu berühren. Er sah sie abwartend an. Fragend. Aber immer noch ungewöhnlich distanziert.
    „ Ich muss mit dir reden“ flüsterte sie.
    Er nickte, schwieg jedoch weiterhin. Viola seufzte. Wieso musste er es ihr zusätzlich schwer machen.
    „ Wir haben nicht viel Zeit und ich weiß, dass das jetzt nicht die beste Situation ist, aber ich muss es dir sagen. Wer weiß schon, was morgen…“
    Sie konnte den Satz nicht beenden. Thomas' Blick hatte sich verdüstert. Was war nur los mit ihm. Merkte er denn nicht, wie schwer das für sie war. Plötzlich wurde sie wütend.
    „ Ich werde Sebastian verlassen. Und ich bin schwanger. Ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, es ist dein Kind“, zischte sie lauter als gewollt. Aber das war ihr egal. Sie funkelte Thomas verärgert an. Das hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt. Miles hob kurz den Kopf und sah zu ihnen herüber, senkte ihn aber sofort wieder. Es schien ihn nicht zu interessieren, was Viola und Thomas zu besprechen hatten.
    Thomas starrte Viola nun mit offenem Mund an. Er rang um Fassung, das war deutlich zu sehen. Viola wartete ab. Halb wütend, halb ängstlich, wie seine Reaktion ausfallen würde, von der sie eben noch dachte, sie könnte sie präzise vorhersagen.
    „ Du verlässt ihn – und wir beide, ich meine, du wirst mit mir zusammen sein?“ stammelte er.
    Viola funkelte ihn zornig an.
    Plötzlich strahlte Thomas über das ganze Gesicht, zog sie zu sich heran und drückte sie so fest, dass ihr die Luft weg blieb. Automatisch blickte sie zu Sebastian herüber, der immer noch selig zu schlafen schien.
    „ Du weißt ja nicht, was mir das bedeutet. Was immer morgen passiert, jetzt kann ich alles ertragen“, wisperte er ihr ins Ohr.
    Violas Knoten im Magen löste sich vollständig auf. Ihre Sorge war unbegründet. Er liebte sie immer noch. Alles würde gut werden.
    „ Hast du gehört, was ich noch gesagt habe. Ich bin schwanger.“
    Er hatte es scheinbar nicht gehört. Das merkte sie daran, wie sein Körper sich plötzlich versteifte.
    „ Ist es meins?“ fragte er leise.
    „ Ich bin nicht ganz sicher. Aber ich glaube ja. Ich wünsche es mir.“
    Sie suchte in seinem Gesicht nach Anzeichen von Freude oder Panik – doch sie fand Verwirrung.
    „ Ich… Gott, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das muss ich erst mal verdauen. Seit

Weitere Kostenlose Bücher