Uschi Zietsch
ja auch Libellchen nenne.«
»Wir gehören zusammen!«, flehte sie hartnäckig. »Ich kann Eure Gedanken fühlen! Ich kann – ich kann Lyrwe nicht mehr heiraten, weil ich Euch liebe, so glaubt mir doch!«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, Gorwyna«, sagte er ruhig. »Sie sind doch noch beinahe ein Kind, und ich bin weit mehr als doppelt so alt wie Sie. Ihr Ansinnen ist unerfüllbar. Sie müssen lernen, Ihre Traumwelt von der Wirklichkeit zu trennen.«
»Aber warum darf ich Euch nicht lieben?«, schrie sie ihn an, merkte aber sogleich, wie töricht sie sich benahm, und hob beschwichtigend die Hände. »Sagt mir bitte nur dies, weshalb es mir verboten sein soll«, fuhr sie in gemäßigtem Tonfall fort.
»Es ist nicht verboten, sondern nicht möglich«, entgegnete er mild. »Ich liebe Sie nicht auf diese Weise, die Sie wünschen, und ich werde Sie nie so lieben, wie Sie es erwarten.«
»Weil Ihr ein Zauberer seid?«
»Ja, Prinzessin. Ich bin kein normaler Mensch mehr.«
»Das bin ich auch nicht, wie Ihr wisst«, versetzte sie. »Genau genommen gibt es überhaupt niemanden wie mich. Ihr habt Eure Zaubererbrüder, aber ich habe niemanden. Nur ... Euch.« Sie näherte sich ihm. »Könnt Ihr es denn nicht fühlen, was uns verbindet?«, flüsterte sie. »Da ist ein starkes Band, das kann Euch einfach nicht entgehen.«
»Dennoch trennen uns Welten, warum wollen Sie das nicht einsehen?«, gab er zurück. »Ich habe zu viel gesehen. In meinem Herzen ist kein Platz mehr für solche Dinge. Sie sind für mich weder interessant noch wichtig.«
»Gibt es denn nichts, was Euch berühren könnte?«, fragte sie verzweifelt.
»Nein«, sagte er nachdenklich. »Ich glaube nicht.«
Diese Gleichgültigkeit brachte sie nahe an den Rand eines Wutausbruchs, den man sicher bis ans Ende des Lagers gehört hätte, doch sie hatte sich immerhin in der Gewalt. Sie hatte alles versucht, und nun gab es nur noch einen Weg. Sie wusste, welche Wirkung ihr Anblick auf Männer hatte, das konnte nicht einmal Kelric unberührt lassen. Sie hielt seinen Blick fest und hob die Hände zu den Verschlüssen ihres Kleides. Er war mit einem schnellen Schritt bei ihr und hielt ihre Arme fest.
»Nicht«, bat er leise.
Gedemütigter konnte sie sich nicht mehr fühlen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah keinen Ausweg mehr. »Ich verstehe Euch nicht«, sagte sie bitter.
»Was gibt es da nicht zu verstehen?«, fragte er erstaunt. »In mir ist Ruhe, mein Kind. Ich kenne das einfach nicht, was Sie von mir verlangen. Ich kann so heftige Gefühle wirklich nicht erfassen. Mein Denken und Fühlen ist auf ganz andere Dinge gerichtet, das sage ich Ihnen nicht zum ersten Mal.« Er seufzte. »Manchmal machen Sie es mir nicht leicht.«
Ihr Kopf sank an seine Brust, leise schluchzte sie vor sich hin.
»Nicht weinen«, sagte er sanft. »Dazu gibt es keinen Grund. Ich bin dazu da, Sie zu beschützen. Sie sind ein zauberhaftes, aber auch kluges Mädchen, Gorwyna, und sollten Ihre Gedanken auf ein anderes Ziel richten. Ich bitte Sie, seien Sie vernünftig.«
»Liebe hat keine Vernunft«, murmelte sie. »Ich habe mir das nicht freiwillig so ausgesucht, glaubt mir, aber ich kann nicht dagegen an. Würde ich mich sonst so dumm verhalten?«
»Vielleicht nicht«, meinte er. »Das kann ich nicht beurteilen.« Er schob sie von sich und lächelte sie mit der gewohnten Ruhe und Trauer an. »Wir wollen jetzt gute Nacht sagen, Prinzessin. Ich werde für Sie da sein, solange Sie mich brauchen, und Ihr Leben mit allem beschützen, was mir zur Verfügung steht. Und ich werde Ihr Freund sein, wann immer Sie einen brauchen. Aber ich bitte Sie, lassen Sie uns dies nicht mehr weiter verfolgen, sondern beenden, hier und jetzt. Einverstanden?«
Sie nickte niedergeschlagen, verließ ihn ohne ein weiteres Wort und verschwand in ihrem eigenen Zelt. Sie weinte sich lange in den Schlaf.
Anderntags in der Früh erschien Kelric bei der Prinzessin, um sie selbst zu wecken. Sie hatte ein verweintes Gesicht, das ihn rührte, und er setzte sich an die Bettkante und strich ihr sacht über die Wange.
»Frieden, kleine Libelle?«, fragte er leise. »Es tut mir leid wegen der Auseinandersetzung gestern.«
Sie lächelte ihn an und freute sich offensichtlich, dass er an ihrem Bett saß und ihre Hand streichelte. »Ich habe mich schrecklich töricht benommen«, sagte sie zerknirscht.
»Nein, keineswegs«, widersprach er. »Sie ließen sich nur von Ihren Gefühlen hinreißen. Dass
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