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Uschi Zietsch

Uschi Zietsch

Titel: Uschi Zietsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sternwolke und Eiszauber
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ausgerechnet ich Ihr erster großer Liebeskummer sein muss, ist eine bedauernswerte Ironie.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da kennt Ihr mich schlecht. Ich werde Euch lieben, Kelric, bis wir am Ziel sind. Das könnt Ihr mir nicht verbieten. Aber ich verspreche Euch, wie gestern schon, mich nicht mehr aufzudrängen und Euch zu belasten. Werdet Ihr mich trotzdem weiterhin unterrichten?«
    »Ja. Unter der Bedingung, dass Sie sich nicht ungerecht dem Prinzen gegenüber verhalten werden, denn das hätte er nicht verdient.« Er zuckte plötzlich zusammen und stand auf; seine Stimme klang nun kühl. »Mein Kind, das war jetzt das letzte Mal, dass Sie nach meinen Gedanken suchen.«
    Sie biss sich schuldbewusst auf die Lippen, als er sich dem Ausgang zuwendete. »Kelric!«
    »Ja?«, erwiderte er abgewandt.
    »Bitte verzeiht!«, sagte sie hastig. »Es geschieht so unwillkürlich, ich kann manchmal nichts dagegen machen, wenn ich so aufgeregt bin wie jetzt. Aber da es nun einmal geschehen ist, will ich dazu sagen … ich kann es spüren ... ich quäle Euch, nicht wahr?«
    Er zögerte einen langen Augenblick, dann drehte er sich ihr halb zu, um ihr in die Augen zu sehen. Ruhig sagte er: »Ja.«
    »Aber wie?«, flüsterte sie. »Ihr liebt mich nicht, das sehe ich jetzt ein, aber ich spüre Eure Qual, die ich nicht verstehen kann.«
    »Es sind viele Umstände, Gorwyna«, antwortete er. »Sie könnten die Art von Qual nie verstehen, die Sie mir verursachen. Ich habe ganz andere Gefühle als Sie.«
    »Welche mögen das sein? Wie kann es so anders sein?«
    Er seufzte und schüttelte den Kopf, bevor er sie wieder anblickte. »Ich bin einsam, Gorwyna«, sagte er ernst. »Und Ihre Lebendigkeit, Ihre Zuneigung, Ihre Herzenswärme lassen mich meine Einsamkeit heftig spüren. Sie ist die einzige Folter, der wir Zauberer nie Herr werden können. Dieser Schmerz ist die Hoffnungslosigkeit, die Einsamkeit niemals teilen und lindern zu können. Auch Ihre Gabe ändert nichts daran, im Gegenteil, ich muss mich Ihrem Zugriff sogar verschließen. Bitte, lassen Sie mich mit meiner Einsamkeit allein! Sie können mir nicht helfen.«
    »Eine letzte Frage«, flehte sie. »Hättet Ihr mich geliebt, wenn Ihr kein Zauberer wärt?«
    Da lachte er leise. »Nein, Gorwyna, bestimmt nicht. Wissen Sie, wie alt Ihr Vater ist? Ja? Nun sehen Sie, ich bin ebenfalls beinahe fünfzig. Ich sagte es doch schon: Da stehen dreißig Jahre zwischen uns, Libellchen. Mehr als eine Tochter könnten Sie nie für mich sein.« Er verstummte kurz und las in ihren Gedanken, die sie ihm deutlich spürbar schickte, ehe er fortfuhr: »Nein, ich bin nicht unglücklich. Ich gehe in meiner Berufung ganz auf. Wer solche Höhen erleben darf wie ich, muss auch die Tiefen als Gleichgewicht ertragen lernen. Die Einsamkeit ist der Preis für die große Macht, die ich habe. Sie schmerzt manchmal so sehr, dass sie hervorbricht. Aber sie ist nicht das Maß aller Dinge, Gorwyna, und man kann sie beinahe so beherrschen lernen wie alles andere.«
    Sie nickte langsam. »Ich glaube, allmählich verstehe ich Euch«, sagte sie leise.
    »Es ist schwierig, ich weiß, weil wir beide die Einzigen mit diesem Talent sind. Es verursacht eine besondere Beziehung zwischen uns. Aber wir werden lernen, damit umzugehen. Und nun wollen wir uns dem Tag zuwenden. Kann ich melden, dass wir bald aufbrechen werden?«
    Sie nickte wiederum. »Gebt nur Bescheid. Ich bin gleich fertig.« In ihrem Gesicht regte sich kein Gefühl mehr.

    Grünliche Nebelschleier zogen über die flache Ebene von Phantomland, die Erde war schwarz und trocken, der Himmel hatte eine seltsame grau-schwarz-blaue Färbung; die Luft selbst schien schwer und lastend zu sein und unheilvolle Düsternis zu verbreiten. Die Sicht reichte kaum weiter als acht Wagenlängen; es schien keine Tiere und Pflanzen zu geben, denn es herrschte Totenstille, und das trübe, diffuse Licht warf keine Schatten. Nicht nur der Prinzessin schauderte es, als sie über die Grenze schaute. Falland, der Hauptmann des Trupps trat zu dem Zauberer, der schweigend abseits stand.
    »Lord Kelric, was erwartet uns dort?«, fragte er.
    Kelric, den Blick unverwandt auf das Zwischenreich gerichtet, antwortete: »Das kann man nie genau sagen. Es ist ein Unterschied, ob man allein oder mit einer großen Truppe hindurchreist. In der Regel geschieht nichts, wenn man sich still verhält und die nötigen Sicherheitsvorkehrungen trifft.« Er sah den Mann prüfend an. »Der Eindruck der

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