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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Schwarz
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noch nicht bereit. Angewidert riss ich mir die Sachen herunter und stopfte sie in den Mülleimer. Stattdessen wickelte ich mich in den XXL-Bademantel an, der an der Wand bereit hing. In meinem Kopf feierte ein Hornissenschwarm eine wilde Party und meine Wange schmerzte. Das Zweite hatte ich wohl meiner immer noch schnarchenden Bettnachbarin zu verdanken.
    Und schon wieder keine Tabletten. Meine Tasche lag in Leas kleinem Fiat.
    Toll!
    Leise huschte ich wieder ins Zimmer zurück und hätte beinahe losgejubelt, als ich meine beiden Taschen auf dem Tisch sah. Wie auch immer er das angestellt hatte, ich küsste ihn in Gedanken dafür. Ich schluckte eine Aspirin, duschte und zog frische Wäsche und den Bademantel wieder an. Unschlüssig setzte ich mich in den kleinen Sessel am Fenster, zog die Beine unter mich und versuchte nachzudenken.
    »Hey! Du bist ja schon wach«, nuschelte es aus dem Bett heraus.
    Sie zog die Decke vorsichtig bis zur Nase herunter, die Augen zu schmalen Schlitzen zugekniffen.
    »Merda! Ist das hell! Hast du schon Kaffee bestellt?«
    Auf mein Verneinen, angelte sie nach dem Haustelefon, gab ihre Bestellung durch und sank stöhnend wieder ins Kissen.
    »Wo sind wir?«, fragte ich.
    »Soll ich dir was sagen, Bellissima - ich habe keine Ahnung. Mac hat uns hier abgesetzt, ich war selbst im Halbschlaf. Er kommt heute Abend wieder her.«
    »Lea?«
    »Mmhm?«
    »Du weißt aber, das er«
    »Hm?«
    »Ich meine, du weißt, das Andrew...«
    »Ein Vampir ist? Si Signora. Ich kenne ihn, seit ich geboren bin und er hat sich kein bisschen verändert. Allein das wäre doch schon seltsam, oder?«
    Sie lachte leise in ihre Decke hinein.
    »Oh. Aha. Dann war ER der Freund?«
    Sie setzte sich auf, stopfte sich das Kissen in den Rücken und rieb sich die Augen.
    »Nein. Aber ein Freund des Freundes. Und mein Rächer.«
    Es klopfte an der Tür. Ich kramte einen Geldschein aus meiner Tasche, nach dem ungläubigen Strahlen des Jungen zu urteilen, einen viel zu großen. Lea streckte gierig die Hände aus.
    »Hier! Zu mir!«
    Ich setzte mich an die Bettkante und gab ihr eine Tasse in die Hand.
    »Was meinst du damit? Dein Rächer.«
    »Das ist eine lange Geschichte Annina. Es geht um meinen Vater. Irgendwann mal, versprochen. Erzähl mir lieber mehr von deinem Viktor.«
    »Aber wenn du Andrew schon so lange kennst?«
    Sie kippte ihren Espresso auf Ex herunter und leckte sich genießerisch die Lippen ab, bevor sie antwortete.
    »Leider nicht, ich kenne Viktor nur vom Hörensagen, aber ich bin ihm noch nie begegnet. Ein Bild hab ich mal gesehen. Ein unglaublich gut aussehender Mann.«
    »Oh ja! Er ist puh einfach perfekt!«
    Ihre Augen begannen zu glänzen.
    »Wie habt ihr euch kennengelernt? Komm, mach mich neidisch. Ich will alles wissen. Wir haben den ganzen Tag Zeit.«
    Sie klopfte neben sich auf die Matratze.
    »Ok. Diesmal kann ich ja alles erzählen.«
    Grinsend krabbelte ich wieder ins Bett, kuschelte mich neben sie und begann zu reden. Es war das erste mal, dass ich mit einer fast Unbeteiligten darüber sprach und ich redete mir alles von der Seele. Es war eine solche Wohltat, zumal Lea eine sehr gute, aufmerksame Zuhörerin war. Am Schluss wickelte sie sich nachdenklich eine Haarsträhne um den Finger, sah mich lange an und sagte: »Er liebt dich wirklich sehr.«
    »Ach Lea. Das hoffe ich. Wenn ich nur wüsste, wo er ist.«
    Ein leicht melancholisches Lächeln auf den Lippen antwortete sie: »Ich spreche nicht von Viktor, Carissima.«
    Darauf gab es keine Antwort, also versuchte ich erst gar nicht, eine zu finden.

    Wir sollten den ganzen Tag im Zimmer bleiben, sie hatte es Andrew versprochen. Nach der Beinahekatastrophe gestern wollte sie ihn nicht noch mehr verärgern, was ich gut verstand. Der impulsive Schotte konnte sehr zornig werden, auch wenn es meistens nicht lange andauerte.
    Nach unserem Gespräch waren wir beide wieder eingedöst und erst gegen Mittag wieder aufgewacht. Hatten uns das Mittagessen aufs Zimmer bestellt, das, am Ambiente des Zimmers gemessen, erstaunlich lecker schmeckte. Lea war eine angenehme Gesellschaft, aber ich wurde von Stunde zu Stunde unruhiger. Ich fühlte mich hier eingesperrt und von der Außenwelt abgeschnitten, ich musste irgendwas tun.
    Schließlich rief ich Lin an und war mehr als erstaunt, dass beide Männer dicht gehalten hatten, selbst Toni hatte es geschafft. Als ich ihr die ganze Geschichte erzählte, flippte sie am Telefon fast aus, wollte zuerst mich, dann Toni, dann

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