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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Schwarz
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Mac und dann wieder mich umbringen. Dann begann sie zu weinen, es dauerte gute zehn Minuten, sie wieder zu beruhigen. Vor allem, ihr auszureden, in den nächsten Flieger zu steigen.Das war eben meine Lin, meine Imoutu.
    Hätte ich in meinen Beteuerungen, es gehe mir »wirklich gut!«, nur ein einziges Mal gezögert, hätte auch eine Armee sie nicht davon abgehalten. Als sie endlich aufhörte zu schniefen, fragte ich nach Viktor. Aber weder sie noch Raphael hatten etwas von ihm gehört, er schien sich einfach in Luft aufgelöst zu haben.
    Nachdem ich aufgelegt hatte, blieb ich mit hängenden Schultern sitzen und starrte auf die unglaublich hässliche Retrotapete an der Wand.
    Liebster, wo bist du?
    Langsam bekam ich es mit der Angst. Das passte einfach nicht zu ihm. Er war nicht der Typ, der weglief. Bei diesem kurzen mentalen Kontakt hatte er weder kühl noch distanziert geklungen, im Gegenteil.
    »Verdammt! Ich kann nicht den ganzen Tag hier rumsitzen!«
    Lea riss erschrocken die Augen auf. Ich sprang auf, kramte Jeans und Pulli vom Vortag aus der Tasche und begann mich anzuziehen.
    »Was hast du vor?«
    »Keine Ahnung. Mich ein zweites Mal in der Villa umsehen. Vielleicht weiß das Personal irgendwas.«
    »Oh oh! Anna, du weißt, dass er«
    Grob fiel ich ihr ins Wort: »Das ist mir scheißegal. Mac ist nicht mein Vater.«
    Sie zuckte zusammen, als hätte ich sie geohrfeigt. Ich atmete tief durch die Nase ein und sagte leise: »Tut mir leid. Aber bitte versteh mich. Ich dreh hier noch durch.«
    Ohne weiteren Kommentar stand sie auf, suchte ihre Sachen zusammen und sagte: »Wir brauchen ein Auto.«
    »Lea. Du musst das nicht tun.«
    »Ich weiß. Bist du soweit? Na dann los.«

    Wie Diebe schlichen wir aus dem Zimmer, schauten vorsichtig um jede Ecke, aber das Hotel war wie ausgestorben. Wir hatten Glück, dass der Lift in die Tiefgarage fuhr, so konnten wir die Rezeption umgehen. Unten sah sich Lea neugierig um, steuerte dann zielstrebig auf einen etwas älteren Wagen zu. Stolz wie Oskar zauberte sie einen hoteleigenen Drahtkleiderbügel aus der Tasche und machte sich an der Scheibe zu schaffen.
    »Bist du verrückt! Was machst du?«
    »Pssst. Sei leise.«
    Sie zog und zerrte, es machte Klick und Klack und triumphierend öffnete sie die Fahrertür.
    »Wow. Woher kannst du das?«
    »Ich bin Italienerin, schon vergessen.«
    Sie stieg ein und öffnete mir die Beifahrerseite. Ich war fassungslos.
    »Das glaub ich ja nicht. Und jetzt? Kommt jetzt noch die Nummer mit dem Kabel verbinden?«
    Grinsend verschwand ihr Kopf im Fußraum und zwei Sekunden später heulte der Motor auf.
    »Lea!!!«
    Sie verzog ertappt das Gesicht, sagte: »Anna, ich war jung und mit den falschen Leuten zusammen. Aber wir haben sie immer alle wieder zurückgebracht« und sah mich so unschuldig an, dass ich mir das Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
    Am Ausgang stoppte uns, wie zu erwarten, eine Schranke. Aber auch das stellte Lea nicht vor ein Problem. Sie flötete zuckersüß in die Sprechanlage und die Schranke hob sich. Wir waren draußen.

    An der Villa angekommen - es war früher Nachmittag, standen wir vor dem verschlossenen Tor. Lea parkte am Straßenrand und wir sahen uns ratlos an. Der Zufall kam uns zu Hilfe, denn von drinnen fuhr ein Lieferwagen auf uns zu und das Tor schwang langsam auf.
    »Los. Raus. Und bleib hinterm Auto.«
    Geduckt warteten wir, bis der Wagen das Tor passiert hatte und bevor es sich wieder schloss, schlüpften wir hindurch.
    »Hoffentlich gibt es hier keine Hunde.«
    Sie schauderte kurz und ich schaute mich hektisch um. Sah uns schon panisch vor einer Meute zähnefletschender, blutrünstiger Rottweiler fliehen. Aber es blieb alles friedlich und ruhig. Immer im Schutz der Büsche bleibend, schlichen wir uns ums Haus zum Hintereingang. Der Fiat stand an der gleichen Stelle wie zuvor.
    Wir pressten uns an die Wand, schoben uns zum nächsten Fenster und schauten vorsichtig hinein. Und das Glück blieb auf unserer Seite. Es war die Küche und das Mädchen von gestern Abend hantierte dort herum. Lea klopfte leise an die Scheibe. Sie sah auf, kam näher und erkannte uns. Ihre Miene wechselte von Überraschung zu Ärger und schließlich, als wir mit völlig übertriebenen Gesten um Einlass bettelten, schmunzelte sie wider Willen. Kurz darauf öffnete sich die Tür und sie winkte uns hastig herein. Lea redete leise auf sie ein und schien sie überzeugt zu haben, denn sie sah mich auffordernd an.
    »Ok Anna, was willst du

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