Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Schwarz
Vom Netzwerk:
Paare im Walzertakt. Ich versuchte, durch die immer wieder entstehenden Lücken zu schauen. Ein sinnloses Unterfangen. Ich blieb ganz nah an der Wand stehen und dachte nach.

    »Ma Belle. Was für eine Freude, dich hier zu sehen.«
    Ich konnte mich nicht bewegen, konnte nicht mehr atmen. Das Wort Panik beschrieb nicht mal ansatzweise meinen Gefühlszustand. Völlig paralysiert ließ ich zu, dass Pierre sich vor mich stellte und mir mit einem Finger langsam über die Wange den Hals entlang strich. Seine Augen fingen meine ein und hielten sie fest. Das berühmte Kaninchen vor der Schlange.Dieser Blick war hypnotisch und so sinnlich, dass mir heiß und kalt wurde, trotz meiner Angst. In meinem Kopf gab es keine klaren Gedanken mehr. Nein, es gab gar keine Gedanken mehr. Nur noch diese Augen, die sich ständig veränderten, die Farbe wechselten. Waren sie gerade noch blau wie ein Bergsee, strahlten sie im nächsten Moment goldener als die Sonne. Er strich sich das lange, schwarze Haar hinter die Schultern und beugte sich zu mir herunter. Kam näher und näher. Er war nur noch Millimeter von meinem Mund entfernt. Meine Lippen begannen zu kribbeln, während ich, ohne Blinzeln zu können, in diese Augen tauchte. Er neigte den Kopf tiefer, seine Fingerspitzen glitten federzart über meinen freien Nacken. Mein Fokus wurde immer enger, konzentrierte sich nur noch auf ihn. Alles was außerhalb lag, wurde schwammig, unscharf und verschwand. Ich schwebte in einer Luftblase, vollkommen isoliert von der Außenwelt, in tintenschwarzem Wasser. Kein Geräusch drang mehr zu mir durch, so still musste es in den abgründigsten Tiefen des Meeres sein. Nur meinen eigenen, schneller werdenden Atem hört ich klar und deutlich.
    Das Einzige, an was ich mich klammern konnte, um mich nicht vollends im Schwarz zu verlieren, waren die schillernden Farben in seinen Augen. Ich sank tiefer und tiefer. Jede Nervenfaser wartete vibrierend, bis auf Äußerste angespannt auf die ersehnte Berührung seiner Lippen. In meiner Mitte begann es zu glühen, die Wärme breitete sich aus dem Bauch immer weiter aus, erfasste meinen ganzen Körper. Ohne seinen Blick loszulassen, neigte ich den Kopf zur Seite, bot ihm meinen Nacken an, wie ein Reh, das sich seinem Jäger ergibt.
    Plötzlich bekam diese Luftblase einen Riss. Dumpfe Geräusche quälten meine Ohren. Seine Augen verengten sich und die Farben kippten alle ins Rot. Panik schoss in mir hoch.
    Nein! Bitte! Bleib bei mir!
    Ein Tornado donnerte quer durch den Raum.!
    Prallte mit voller Wucht gegen Pierre. Schleuderte ihn mehrere Meter durch die Luft. Die Vampire um uns herum wichen zurück. Pierre war sofort wieder auf den Füßen und stand mit rot glühenden Augen einem lebendig gewordenen Donnergott gegenüber. Andrew vibrierte, glühte, sprühte Funken vor Zorn. Türkisfarbene Blitze schossen aus seinen Augen. Er duckte sich zum nächsten Sprung.Doch er bekam seinen Kampf nicht.
    Wie schon so oft zog Pierre den Schwanz ein und verschwand. Andrew stieß einen brachialen, wütenden Schrei aus, was die Masse aber nicht daran hinderte, wieder näher zu kommen. Im Schummerlicht blitzten Zähne auf. Mit dem Rücken zu mir, am ganzen Körper bebend, knurrte Andrew: »Geht zum Wagen. Er steht vor der Tür. Fahrt los. Sofort.«
    Ich konnte mich nicht bewegen.
    »JETZT!«
    Lea packte mich am Handgelenk und riss mich mit sich durch die Tür. Spurtete den Gang entlang. Stieß eine Tür nach der anderen auf, bis wir plötzlich im Freien waren. Ich stolperte hinterher. Ihr Griff war so fest, dass es mir fast das Blut abstellte, aber sie ließ nicht locker. Am Fuß der Treppe stand ein Landrover mit laufendem Motor. Sie schubste mich auf den Rücksitz, rannte um den Wagen, stieg ein und raste mit bestialisch quietschenden Reifen los. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass uns ein paar Vampire gefolgt waren, aber oben auf der Treppe blieben. Wir schossen durch das Tor nach draußen und in die Nacht. Noch immer war ich nicht fähig an irgendetwas anderes zu denken, als an Pierres Augen.
    »Anna? Geht es dir gut?«
    Leas Stimme war besorgt, aber nicht panisch. Ich starrte nur geradeaus.
    »Anna??? Porca madonna!«
    Der Wagen bremste abrupt. Sie drehte sich zu mir um und verpasste mir eine derbe Ohrfeige. Aber die Reaktion, die sie sich erhofft hatte, blieb aus. Die Tür neben mir wurde aufgerissen und Andrew ließ sich in den Sitz fallen.
    »Fahr weiter!«
    Sie trat so heftig aufs Gas, dass wir in die Polster gepresst

Weitere Kostenlose Bücher