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V wie Verrat

V wie Verrat

Titel: V wie Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Schwarz
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Kapitel 10.
    »Wie kann man nur so unglaublich dämlich sein? Ich kann das nicht glauben!«

    Das wiederholte er jetzt zum fünften Mal.
    Lea und ich saßen wie zwei Häufchen Elend nebeneinander auf dem Bett und wagten nicht, auch nur laut zu atmen.
    Als wir hereinkamen, stand er da.
    Mitten im Zimmer.
    Die Locken wild nach allen Seiten, als stünden sie unter Strom. In den gletscherblauen Augen ein Blick, der selbst Whiskey hätte noch gefrieren lassen. Ich öffnete den Mund, aber er hob nur stumm die Hand. Bedeutete uns mit einer unwirschen Geste, dass wir uns setzen sollten. Kleinlaut gehorchten wir.
    Er begann mit großen Schritten auf und ab zu gehen. Blieb stehen und setzte zum Sprechen an. Schüttelte den Kopf und marschierte wieder los. Irgendwann hatte er sich soweit gefasst, dass er reden konnte.
    »Wie kann man nur so unglaublich dämlich sein?«
    Das war das erste Mal. Es folgten vier weitere.

    »Weißt du Anna - dass Lea so was macht«, ihren Protest stoppte er mit einem scharfen Blick, »das hätte ich ja noch erwartet, aber du! Soll ich euch etwa das nächste Mal hier anbinden?«
    Entsetzt schauten wir zum ihm hoch.
    Ich flüsterte: »Es tut mir leid.«
    »Nein! Es hätte MIR leidgetan, wenn euch weiß der Himmel was passiert wäre - und ich wäre nicht da gewesen, um euch rauszuholen. DAS hätte MIR leidgetan.«
    Lea und ich sahen uns verstohlen an, verstanden uns wortlos. Wie auf Kommando standen wir beide auf, gingen mit Engelsblick auf ihn zu. Er wedelte mit den Zeigefingern vor unseren Nasen.
    »Lasst das! Ich bin richtig böse.«
    Wir tauchten unter seinen Händen durch, schmiegten uns von beiden Seiten an ihn. Andrew schnaufte tief durch.
    »Ihr blöden Weiber! wie kann man nur! Ist ja gut. Kommt her.«
    Er schloss uns fest in die Arme, schaute von einer zur anderen und schmunzelte schließlich.
    »Wie soll man euch nur böse sein?«
    Nachdem wir ihm erzählt hatten, was wir von dem Mädchen erfahren hatten, zückte er sein Handy. Wir hörten ihm fasziniert zu, wie er unzählige Male in verschiedenen Sprachen telefonierte, bis er schließlich frustriert aufgab.
    »Nichts. Nada. Ich komm nicht weiter. Niemand hat ihn gesehen oder irgendwas von ihm gehört. Wo zur Hölle ist dieser Kerl nur? Das ist mehr als seltsam.«
    Ich ließ enttäuscht den Kopf sinken. Er setzte sich neben mich auf die Bettkante und musterte mich. Bevor er etwas sagen konnte, stand ich schnell auf und sagte betont lässig: »Und was fangen wir drei Hübschen mit diesem angebrochenen Abend nun an?«
    Er sah mich erstaunt an, aber Lea begriff sofort. Sie sprang ebenfalls auf und klatschte in die Hände.
    »Also ich hab Hunger. Wie sieht's mit euch aus?«
    Jetzt hatte er ebenfalls kapiert, denn er ließ sich nach hinten aufs Bett fallen, verschränkte die Finger hinter den Kopf und sagte trocken: »Dann macht euch mal hübsch Mädels. Ich mach solange ein Nickerchen. Das wird ja wohl eine Weile dauern.«
    Lea schnappte sich ein Kissen und warf es ihm ins Gesicht. Demonstrativ beleidigt verschwanden wir mit unseren Taschen im Bad.

    Als ich als Erste frisch geduscht und gestylt wieder herauskam, schlief er tatsächlich. Ich kniete mich neben ihn aufs Bett und fuhr ihm sachte über die leicht stoppelige Wange.
    »Aufwachen mein Held. Du könntest übrigens eine Rasur gebrauchen.«
    Er gab ein tiefes, kehliges Geräusch von sich - so musste sich eine zufrieden, schnurrende Großkatze anhören, und schmiegte sein Gesicht fester in meine Hand. Öffnete träge die Augen einen Spalt und sah mich mit einem Blick an, der nichts mit Freundschaft zu tun hatte. Ich wollte meine Hand zurückziehen, aber die jetzt fast dunkelblauen Augen hielten mich fest. Seine Fingerspitzen glitten federleicht über meinen Unterarm.
    »Andrew ... tu das nicht ...«
    Mir fehlte der Atem zum Weitersprechen. Er richtete sich ganz langsam auf den Ellbogen auf, kam näher. Sagte nichts. Nicht mit Worten. Aber seine Augen sprachen mit mir. Erzählten mir eine Geschichte über sehnsüchtiges Verlangen und brennende, tiefe Leidenschaft. Über bedingungslose Hingabe und das Versprechen grenzenloser Erfüllung. Eine Flut an Emotionen in einer Intensität, dass es mir den Boden unter den Füßen wegzog.
    Hilfe!
    Lea öffnete die Tür und rief: »Tadaaa. Fertig!«
    Andrew sprang blitzschnell auf, brachte mich beinahe aus dem Gleichgewicht und stotterte: »Ok ... äh ... ich ... äh ... hol den Wagen.«
    Sie blickte amüsiert

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