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V wie Viktor

V wie Viktor

Titel: V wie Viktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Schwarz
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mir sofort wieder eine Gänsehaut über den Rücken. Er wollte nicht glauben, dass sie ihn so verraten haben könnte. Aber als Frau wusste ich, was Eifersucht anrichten konnte, eine verschmähte Geliebte war zu allem fähig. In der Geschichte gab es so viele Beispiele dafür und es wunderte mich etwas, dass er das in seinen fast 300 Jahren nicht gelernt hatte. Schnell stellte ich das Bild wieder zurück und wischte mir unbewusst die Hand am Shirt ab, als ob ich etwas Schmutziges berührt hätte.
    284 Jahre!
    Was er wohl in dieser Zeit alles erlebt hatte? Einen Teil hatte ich bei meiner Reise durch seine Gedanken sehen können, aber da gab es sicher noch so viel mehr. Er hatte Kaiser und Könige fallen sehen, Reiche untergehen, er hatte beide Weltkriege durchgemacht und unglaubliche Veränderungen der Menschheit miterlebt, Erfindungen wie die Glühbirne, das Auto, Film und Telefon. Aber vor allem, und das war für mich am Schwersten nachvollziehbar, waren immer wieder geliebte Menschen vor seinen Augen gestorben, während er fast unverändert jung und lebendig geblieben war. Es musste ein schreckliches Gefühl sein.
    Immer noch völlig in Gedanken versunken, hatte ich nicht bemerkt, dass ich nicht mehr alleine war. Erst als ich eine Hand auf der Schulter fühlte, drehte ich mich zu Tode erschrocken um und sah in ein vollkommen fremdes Männergesicht.
    »Gottverdammt! Bist du bescheuert!«, rutschte mir heraus.
    Er sah mich zuerst fassungslos an, dann begann er aus vollem Herzen zu lachen. Ich stand da wie ein begossener Pudel und hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Er lachte, bis ihm die Tränen kamen. Groß, schlank, um die 60 schätzungsweise, grau meliertes, kurzes Haar und ein sympathisches Gesicht mit endlos vielen Lachfältchen. Er hatte gerade seine Fassung wieder gewonnen, lächelte mich freundlich an und streckte mir die Hand entgegen.
    »Bleiben wir gleich beim Du? Du musst Anna sein. Viktor spricht nur noch von dir. Mein Name ist Raphael Santini, ich freue mich so sehr, dich endlich kennenzulernen.«
    Immer noch perplex schüttelte ich seine Hand und murmelte: »Entschuldigung, das war nicht so gemeint."
    Er winkte ab.
    »Ach was! Schon vergessen! Ich bin selbst schuld, ich vergesse immer wieder, dass eure Sinne nicht so scharf sind, und hätte mich nicht so anschleichen sollen. Wo ist Viktor?«
    Also auch einer von ihnen.
    »Wie sind… bist du überhaupt hier reingekommen?« wich ich seiner Frage aus.
    »Durch die Tür meine Liebe, wie auch sonst? Darius war so freundlich mich hereinzubitten.«
    Das besänftigte mein aufkeimendes Misstrauen. Wenn Darius ihn kannte, dann hatte ich wohl nichts zu befürchten.
    »Viktor musste schnell etwas erledigen, aber er ist sicher gleich wieder da.«
    Auch wenn er noch so nett schien, allein mit einem fremden Vampir — das musste nun doch nicht sein. Also versuchte ich, an ihm vorbei zur Tür zu kommen. Er schmunzelte ein wenig.
    »Gut, dann schauen wir doch, ob Darius noch ein Gläschen Wein für uns hat.«
    Galant öffnete er die Tür und ließ mir den Vortritt. Erleichtert sah ich Darius draußen am Kamin hantieren, er nickte uns kurz zu und widmete sich wieder seiner Arbeit. Raphael rückte mir einen der tiefen Sessel zurecht, verschwand in der Küche und kam mit einer Weinflasche und zwei Gläsern zurück. Er schien sich gut auszukennen. Nachdem er uns eingeschenkt hatte, setzte er sich mir gegenüber und sah mich mit seinen hellgrauen, wachen Augen aufmerksam an.
    Wenn Viktor schon 284 Jahre war, wie alt ist er dann wohl?
    Er strahlte eine beeindruckende Ruhe und Souveränität aus, die ihre Wirkung auf mich nicht verfehlte, ich lehnte mich im Sessel zurück und fragte: »Kennst du Viktor schon lange?«
    »Oh ja, schon Ewigkeiten. Wir sind uns in Paris begegnet, als wir das erste Mal mit Pierre und seinem Pack konfrontiert wurde. Dieser Abschaum!«
    Seine Miene verfinsterte sich kurz.
    »Wir versammelten uns, um zu beraten, wie wir damit umgehen sollten. Vik und ich mochten uns sofort und haben seitdem viel zusammen erlebt. Er ist wie ein Sohn für mich. Du kannst also beruhigt sein, ich bin keine Bedrohung für dich.«
    Mir schoss die Röte ins Gesicht. War ich so einfach zu durchschauen? Raphael lächelte milde.
    »Anna, unsere Sinne sind sehr viel sensibler als eure. Alle unsere Sinne! Ich konnte deine Angst förmlich riechen.«
    Ein Poltern und laute Stimmen vor der Tür schreckten uns beide hoch.
    »Was ist denn da los?«
    Raphael erhob sich

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