Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
du nicht mal anrufen oder die paar hundert Meter den Berg hinunterlaufen kannst, um dich nach ihm zu erkundigen?«
    Diese neue, wütende Rosie machte ihm Angst und zog ihm den Boden unter den Füßen weg. »Aber ich sehe doch Lucas ständig.«
    »Aber Lucas ist nicht derjenige, der sich jeden Monat für zwei Stunden zu ihm an diesen schrecklichen Ort begibt. Lucas ist nicht derjenige, der ihn kennt!«
    Seine Miene verdüsterte sich. »Moment mal. Wieso auf einmal?«
    Rosie hielt die Luft an. »Du hast recht. Ich hätte schon früher mal was sagen sollen. Aber ich war viel zu sehr damit beschäftigt, nett und zuvorkommend zu sein.«
    Sapphire warf ein: »Aber, Rosie, Sie wissen doch, dass Sam sich weigert, uns zu sehen. Wir würden natürlich zu ihm fahren, wenn er uns ließe, aber er lässt es nicht zu.«
    Jons Augen wurden hart. »Weißt du, wenn du ein Problem mit diesen Besuchen hast, schön. Wir dachten, es würde dir nichts ausmachen. Sag es einfach, aber komm nicht hierher, um uns aus heiterem Himmel zu beschimpfen.«
    »Ich habe kein Problem damit, Sam zu besuchen!«, sagte Rosie aufbrausend. »Ich gehe gerne hin und werde das bis zum bitteren Ende tun! Doch ihr schert euch einen Dreck um ihn, und das regt mich auf!«
    Alle erstarrten in einem sehr englischen Schweigen.
    Jon und Lucas waren offenbar beide wie vor den Kopf gestoßen. Sapphire trat nach vorne und lehnte sich an den Küchenblock. Ihr Mund war noch vom Küssen gerötet. »Rosie«, begann sie mit schmerzerfüllter Stimme, »Sie haben ja keine Ahnung, was wir durchgemacht haben oder was wir fühlen. Hier herzukommen und uns vorzuwerfen, wir würden uns nicht für Sam interessieren, ist anmaßend. Warum setzen wir uns nicht zusammen, trinken Tee und unterhalten uns wie zivilisierte Leute?«
    »Nein«, sagte Rosie und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss und ihre Augen zu brennen anfingen. »Danke. Aber der würde mir nur bitter aufstoßen.«
    »Wie bitte?«
    »Entschuldigen Sie mich. Ich gehe besser. Hoffentlich ist Ihnen klar, dass Sam nicht für ewig im Gefängnis sein wird. Und ich kann nur hoffen, dass Sie darauf vorbereitet sind, wie sehr er sich verändert hat.«
    Auf dem Weg zur Hintertür fing sie Sapphires schockierten Gesichtsausdruck ein, Jon würdigte sie keines Blickes. Wenige Sekunden später, als sie über die Wiese bergabwärts lief, holte Lucas sie ein. »Warte auf mich«, sagte er. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Nein, natürlich nicht. Aber ich habe nicht nur deshalb einen Wutanfall bekommen, weil ich Sapphires Zunge in Jons Hals gesehen habe. Da sind noch andere Dinge. Wusstest du, dass er Drogen vertickt hat?«
    Verborgen hinter Gebüsch blieben sie stehen und sahen sich an. Lucas’ schuldbewusster Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er es bereits wusste. »Rosie – ich schwöre es –, es ist nichts Ernstes. Es ist nur pflanzliches Zeug, nicht mal illegal.«
    »Pflanzlich? Und Cannabis ist das etwa nicht? Eine pharmakologische Wirkung wird es ja wohl haben, sonst würden die Leute es nicht kaufen. Luc, du hättest schon seit zwei Jahren einen Abschluss in Musik haben sollen! Stattdessen treibst du dich mit Jon herum, und was machst du? Verkaufst Drogen und spielst in einer drittklassigen Band. Verdammt noch mal, Luc. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal für dich schämen muss, aber ich tu’s.«
    Sie setzten ihren Weg fort. Eigentlich rechnete sie nicht damit, dass er ihr folgte, aber er tat es, fast auf den Fersen. »Ich war so verliebt in ihn«, sagte sie. »Und er hat nichts anderes getan, als meinen kleinen Bruder dazu zu bringen, sein Leben zu verplempern. Ihm sind alle anderen egal, er sieht nur sich selbst.«
    »Es tut mir leid, Rosie«, jammerte Lucas. »So stimmt das nicht.«
    »Bist du blind oder bin ich es? Luc, ich werde dir keine Vorschriften machen oder dir verbieten, Jon zu sehen. Du würdest ohnehin nicht auf mich hören.«
    Ein paar Schritt weit war er still, dann sagte er: »Er ist mein Bruder, mein Freund – ich weiß, dass er schwierig ist, aber er ist keine schlechte Person. Er steigert sich manchmal zu sehr in Dinge hinein …«
    »Wie etwa seine Stiefmutter?«
    »Dafür habe ich keine Erklärung.« Lucas schob eine Hand unter ihren Arm.
    Nachdem sie wieder ein paar Schritte gegangen waren, fragte sie: »Hat Sapphire dich je dazu befragt, wie es ist, ein Elfenwesen zu sein?«
    »Äh, ja, das hat sie«, sagte er mit besorgter Miene. »Ich erzählte ihr, dass die Schattenreiche sich

Weitere Kostenlose Bücher