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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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größer.
    Der dunkle Mantel und der Gesichtsschleier decken alles zu.
    Ich nehme sie erneut an der Hand und führe sie zum Tor, vorbei an Valadas Räumen. Alles ist ruhig. Die Prinzessinscheint nicht da zu sein. Als wir auf der Straße stehen, stellt das Mädchen dann doch die Frage.
    »Warum?«
    »Ich erkläre es dir nachher«, sage ich gehetzt. »Du sollst fort, und ich will dich retten. Komm.«
    Bisher hatte ich keinen Plan. Aber eigentlich, das sehe ich jetzt, finde ich nur eine Möglichkeit. Sie muss in das verlassene Haus im Viertel der Händler, wo die zwei nutzlosen Frauen hausen. Ich weiß, dass Dawja schwatzhaft ist. Irgendwie muss ich ihr das Maul stopfen.
    Ich laufe durchs Gewirr der Gassen, mit Seitenstechen und trockenem Mund. Nazik lässt sich mitziehen.
    NAZIK.
    So also ist es, wenn man gerettet wird.
    Jemand zerrt einen am Handgelenk irgendwohin.
    Woher weiß sie, dass ich gerettet werden will?
    Sie rettet mich für sich.
    Ich soll fort? Also bin ich fort.
    Sie kann es nicht verstehen, dass mir das eine so gleichgültig ist wie das andere.
    Ich bin ein Ding. Nur ein Ding. Wer mich benutzt   – kommt es darauf an?
    Aber die Frau ist voll Sorge. Sie hat mir noch nie wehgetan. So gehe ich mit ihr.
    Die Stadt ist eng und stinkt.
    Ich hasse ihre Städte. Sie sind Fallen.
    Aber gefangen bin ich so und so. Seit langem. Gehe nur von einem Gefängnis in ein anderes.
    MUHDJA.
    Die beiden Weiber haben sich im Haus eingerichtet, als würde es ihnen gehören. Sie scheinen sich gut zu vertragen, kommen mit wenigem aus, hocken zusammen im Innenhof vor einemBerg ausgerissener verdorrter Bohnenpflanzen, von denen sie die Schoten abzupfen, auspalen und die Früchte in einem hölzernen Bottich sammeln.
    Sie starren mich mit offenem Mund an, als ich plötzlich in der Tür stehe, neben mir die verhüllte Gestalt. Haben wohl nicht damit gerechnet, mich so bald wiederzusehen.
    Nazik lehnt sich an die Wand, wo sie stehen bleibt wie eine leblose Puppe, derweil ich mich an die beiden wende.
    »Mein Vater wird bald freigelassen«, lüge ich mit Entschiedenheit. »Seine Unschuld hat sich herausgestellt. Das Haus muss leidlich wieder hergerichtet sein, und schnell.« Ich krame ein paar Münzen aus dem Beutel in meiner Gürtelschärpe   – das Geld ist ein Geschenk von Valada, eigentlich gedacht zum Kauf von ein paar Singvögeln in Käfigen, wie ich sie mir einmal in einer Laune erbeten hatte. »Dawja«, fahre ich fort, »du gehst auf den Basar und kaufst ein, was vonnöten an Polstern, Vorhängen, Teppichen. Miete dir einen Lastträger, der dir die Ware heimschafft. Und besorge Speisen, Brot und Äpfel und was auf dem Markt gerade an Obst angeboten wird, hole Wein und Mandeltörtchen, vergiss den Joghurt und das Fleisch nicht. Diese neue Sklavin hier wird dir nachher zur Hand gehen, wenn du zurückkommst. Übrigens ist sie stumm, also versuche nicht, sie auszuhorchen.«
    Ich plappere, was mir gerade einfällt. Sie soll nur keine Fragen stellen und würde ansonsten genug zu tun haben, die Nachricht von der baldigen Entlassung ihres Herrn Kasim auf dem Markt zu verbreiten und sich zunächst nicht weiter um mein »Mitbringsel« zu kümmern.
    Sie ergeht sich in Dankesbezeugungen an den Himmel ob des überraschenden Unschuldsbeweises des Herrn, und ich muss sie erst hart anfahren, damit sie sich endlich auf den Weg macht.
    Als sie mit meinen Geldstücken, eingeknotet in ein Tuch und im Ärmel versteckt, gegangen ist, wende ich mich an dieBeischläferin meines Vaters, die immer noch bei den Bohnen hockt und mich unsicher von unten her anschielt. (Ich kenne nicht einmal ihren Namen.)
    »Hat mein Vater dich gekauft oder gemietet, oder bist du eine freie Hure?«, frage ich geradezu.
    Es stellt sich heraus, dass sie in der Tat aus einem Freudenhaus stammt, von dem mein Vater sie auf unbefristete Zeit gemietet hat.
    »Dann mach, dass du wegkommst«, sage ich. »Geh zu deinem Hurenwirt und erkläre ihm, dass mein Vater den Kontrakt auflöst. Er kommt demnächst und regelt das Geschäft. Hier wirst du nicht mehr gebraucht. Ich habe ihm eine bessere Frau besorgt.« Und ich zeige auf die verhüllte Nazik.
    Die Konkubine will protestieren, aber als ich drohend auf sie zugehe und sie an der Achsel hochziehe, gibt sie klein bei   – schließlich bin ich die Tochter des Hauses. Schlurfend und schniefend holt sie ihr Bündel und entfernt sich ebenfalls. Ich atme auf.
    Nun bin ich allein mit meinem Raub, meinem geretteten Schatz.
    »Nazik«,

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