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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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Brauen sieht sie mich an, den Mund zu einem ungläubigen Lächeln verzogen. »Lüge!«
    Ich lasse mich nicht stören, rede weiter mit sanfter Stimme auf sie ein.
    »Dass dir diese Forderung außerordentlich hoch erscheint, das kann ich verstehen. Zumal ich von deinem Haushofmeister, der jährlich deine Steuern abliefert, weiß, dass deine Schatzkammer nicht mehr so gut gefüllt ist wie noch vor Jahren.«
    »Was soll das denn heißen?«, fragt sie unmutig.
    Natürlich hat sie   – im Gegensatz zu mir   – keine Ahnung vom Stand ihres Vermögens. Sie gibt mit vollen Händen aus, scheint zu denken, dass das Geld der Omayaden irgendwie so etwas wie ein Baum ist, der immer neue Früchte trägt.
    »Lass dir von deinen Buchhaltern einmal eine Aufstellung deines Vermögens vorlegen«, schlage ich vor. »Du zehrst vom Omayaden-Schatz, und deine Landgüter bringen nicht sonderlich viel ein. Nicht, dass du dich sorgen müsstest, aber so eine Belastung wie diese tausend Golddinare   – das muss man sich schon überlegen.«
    Und bevor sie etwas einwenden kann, fahre ich fort: »Meine Schöne, ich habe dir einen Vorschlag zu machen. Nimm das Geld von mir. Niemand wird es erfahren, und jeder wird deine Großzügigkeit loben. Ich wäre froh, dir dienen zu können.«
    Die schillernden Augen sehen mich an, verunsichert, beirrt. Sie schweigt zunächst. Zumindest habe ich keinen Sturm der Empörung ausgelöst; aber den hatte ich auch nicht erwartet. Denn Valada bint Al Mustakfí ist eine Frau, die es gewohnt ist, Geschenke entgegenzunehmen. Wie wertvoll die sind, hat sie sich zweifellos nie wirklich klargemacht. Die Höhe einer Geldzuwendung würde sie nur als Zeichen von Wertschätzung verstehen. Dass man sie, die Prinzessin, kaufen könne, ist ihr fremd, und so drückt sie es auch aus.
    Sie sagt ziemlich ruhig: »Aber du glaubst doch nicht, dass ich deswegen mit dir schlafe, wie? Nicht für eine ganze Kammer voll Gold.«
    »Valada, Frau, die ich begehre!«, erwidere ich und sehe ihr gerade ins Gesicht. »Wenn du mit mir schläfst, dann sollst du das aus freien Stücken tun. Du sollst zu mir kommen, weil du glaubst, dass ich es verdiene. Und dass ich dich noch heute zu meiner Ersten und Rechten machen würde, dass ich den Rest meines Harems auf weit entfernte Landhäuser verbannen unddir alle Freiheiten und Privilegien, die du jetzt genießt, weiter garantieren würde, das sollst du wissen.«
    »Das war ja eine lange Rede!«, bemerkt sie gelassen. »Aber dass ich jemals eine verheiratete Frau werde, daran wage nicht zu denken. Was würdest du verlangen als Gegengabe für dein Geschenk?«
    »Einen Kuss auf den Mund«, antworte ich.
    »Das ist alles?«
    »Und dass du mich bei deinem nächsten Fest nicht mehr mit Muhdja bint Al Tayyani . . . zusammenstoßen lässt.«
    Sie zuckt die Achseln. »Das muss ich mir überlegen. Den Kuss bekommst du, wenn mir danach ist.«
    »Nein. Wenn mir danach ist. Und mir ist jetzt danach.«
    Und ich wage es, fasse ihren Kopf mit beiden Händen, ziehe ihn zu mir heran und packe ihre Lippen mit den meinen.
    Ich hatte mit Gegenwehr gerechnet, vielleicht sogar mit einer Ohrfeige. Aber sie wehrt sich nicht. Zu meiner Überraschung lässt sie sogar zu, dass ich ihren Mund öffne und meine Zunge den Weg zwischen ihre Zähne findet.
    Die Gier schießt mir in die Lenden wie ein Feuerstrahl.
    Wenn ich sie jetzt hier auf diese Polster drücke und ihr die Kleider vom Leib fetze   – ob sie sich sträuben würde?
    Nein. Ich will keinen schnellen Genuss. Ich will nicht »einmal und nie wieder«. Ich will sie ganz und gar, mit Haut und Haar und dauerhaft haben.
    Ich beherrsche mich, lasse von ihr ab.
    Sie streicht sich mit der Hand über den Mund, als spüre sie dem Kuss nach, und sieht mich nachdenklich an.
    »So, das war es also«, sagt sie nüchtern. »Und dass mein kleines Weibchen jetzt nicht mehr in deiner Gegenwart erscheinen soll   – das ist nicht einzusehen.« Sie lacht auf. Verspottet mich. »Sie muss sich ja bedanken bei dir.«
    Diese Dreistigkeit! Tausend Dinare für einen Kuss   – das ist eindeutig überteuert.

25
    MUHDJA.
    Alles, was ich beginne, ist falsch. Der Abgrund hat sich für mich aufgetan, und ich werde abstürzen.
    Ich warte auf meine Prinzessin in jenem schönen Innenhof mit seinen Mosaiken, die sich in plätscherndem Wasser spiegeln, mit seinem Grün, seinen Brunnen und Nischen, diesem Ort der Freude. Warte, und mein Herz ist schwer wie Blei.
    Da habe ich sie nun gestohlen aus dem

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