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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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dient für uns Sevillaner, uns ein bisschen . . . sagen wir . . . auszudehnen?«
    »Das, mein Prinz«, entgegne ich, »soll vorerst noch mein Geheimnis bleiben.«
    Al Mutamid klopft mir freundschaftlich auf die Schulter.
    »Dann warten wir also diese Stunde ab.«
    Er geht, lang und schlaksig und jungenhaft, und man muss sich immer wieder klarmachen, dass dies der nächste Emir ist und das auch selbst sehr genau weiß.   –
     
    Al Mutamid hat etwas angesprochen, das ich »geheimnisvoll« verschwiegen habe   – weil ich selbst die Antwort nicht kenne.
    Ich halte mich für einen Mann mit Verstand. Aber wenn es um diese Person geht, verwirrt sich mein Denken mit dem Fühlen zu einem ungeordneten Knäuel. Erinnerungen an Feuerschlünde körperlicher Lust und Höhenflüge gemeinsamer poetischer Entzückungen durchdringen einander und lähmen meine Einsicht.
    Aber da ist die Genugtuung, scheinbar schnell und in ritterlichem Gehorsam ihre Befehle auszuführen und sie in Wahrheit zu betrügen. Mit jeder neuen Lüge, die ich ihr vorsetze, demütige ich sie einmal mehr, verhöhne sie, trete ihren Stolz mit Füßen.
    Und ich bin gewissenlos genug, zu riskieren, dass man sich die Köpfe einschlägt wegen meiner Hirngespinste.
    So sieht meine Rache aus, dafür, dass sie mich in den Kerker gesteckt hat und verstoßen. Im Augenblick.
    Und dann? Wenn Al Mutadid wirklich mit stürmender Hand Cordoba genommen hat? Wenn er den Hadjib der Banu Jahwar um einen Kopf kürzer gemacht und dessen Herrn verjagt hat, wenn er sich vom Volk von Cordoba huldigen lässt   – ob es da allzu vermessen ist, ihn aufzufordern, mir die aufmüpfige Frau als Kriegsbeute zu überlassen? Zunächst auszukosten, wie sie, flammend vor Zorn und Angriffslust, begreift, dass ich sie geprellt und an der schönen Nase herumgeführt habe, dann zu erleben, wie sie begreift, dass ihr Spiel aus ist, dass sie die längste Zeit die große Herrin gespielt hat. Ihre Niederlage genießen. Sie, endlich einmal, ohnmächtig zu sehen.
    Und dann, wenn sich die Rollen umgekehrt haben, wennich der Herr bin und sie mir gehorchen muss, dann gilt es, irgendwann Frieden zu schließen. Und wieder werden wir gemeinsam Verse machen, die ihresgleichen suchen, und wir werden das Staunen der arabischen Welt sein.
    Das sind meine Fantasien, meine hasserfüllte Liebe, mein liebevoller Hass.
    Aber genauso gut können diese Träume zusammenbrechen wie ein Haus aus Papier im Sturm. Wenn sie nämlich trotz aller Kränkungen und aller Demütigungen beharrt auf ihrem Starrsinn, ihrem Stolz, wenn sie keinen Frieden will? Dann habe ich dies Spiel umsonst gespielt.
    Und kann nur auf die Kraft bauen, die zwischen uns das unsichtbare Band spannt. Die Kraft der Lust. Selbst im Dreck des Kerkers hat sie sich von mir bespringen lassen . . .

30
    VALADA.
    Ich wusste nicht, dass so viel Geduld in mir wohnt. Mein Leben kreist um das Bett der Geliebten.
    Sie gehen im Haus auf Zehenspitzen, so habe ich es angeordnet. Was kann ich tun? Kasmuna weigert sich, jemand anderen als mich an sich heranzulassen, mit jemand anderem als mit mir zu sprechen.
    Kein Arzt. Keine Verwandten, die nur klagen würden . . .
    Die Dienerinnen bringen Speisen und Getränke in den Raum, aber wenn sie sich der Kranken nähern wollen, scheucht Kasmuna sie mit einem »Nicht weiter!« fort.
    Es ist, als seien ihre Lebensfunktionen geschrumpft, hätten sich in einen Punkt zurückgezogen, wie ein Feuer, das fast erloschen ist und nur noch als Glut schwelt.
    Die Speisen werden kaum berührt. Sie trinkt Wasser, viel Wasser, und Mandelmilch.
    Wann schläft sie? Nach dem Erschöpfungsschlaf des ersten Tages, so kommt es mir vor, wohl gar nicht. Jedes Mal, wenn ich zu ihr gehe, liegt sie da und starrt mit weit offenen Augen die Decke des Raumes an.
    Meine Perlen fand ich am nächsten Morgen in ihrem Bett, halb verborgen unter den Kissen, und nicht an ihrem Hals. Ich habe sie zu mir genommen.
    Sie liest nicht. Sie hat die Musikanten mit einem unwilligen Kopfschütteln aus dem Zimmer gewiesen.
    Und natürlich spricht sie nicht über ihre Erlebnisse. Wir alle wissen ja, welch entsetzliches Blutbad in Granada stattgefunden hat   – ein Gemetzel, das sie wie durch ein Wunder überlebte. Aber wie dies Wunder aussah, weiß keiner.
    Trotzdem bin ich guten Mutes.
    Seit ich weiß, dass meine Träume vom Wiedererstehen des Kalifats bald zu greifbarer Wirklichkeit werden, gibt es nichts, was ich nicht in meine Hoffnungen aufnehme. Ich werde mit ihr

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