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Valadas versinkende Gaerten

Valadas versinkende Gaerten

Titel: Valadas versinkende Gaerten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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dort sitzen, in meinem neuen Haus, errichtet auf den Trümmern der az-Zahira. Ja, sie wird mit mir dort sein.
    Jeden Tag steht ihr Vater, Ismael Ibn Jeschulla, auf meiner Schwelle, hin- und hergerissen zwischen Glück und Verzweiflung. Ja, seine Tochter ist am Leben. Und nein, sie will ihn nicht sehen. Weder ihn noch jemand anderen aus der Familie oder aus der jüdischen Gemeinde. Er hat ein Buch mit hebräischen Gebeten für sie mitgebracht, und ich versuche, es ihr zu geben. Aber sie dreht verächtlich den Kopf zur Seite: »Fort damit!«
    Manchmal steht sie auf und geht in dem großen Raum auf und ab, so berichten mir die Dienerinnen, die sie, hinter den mit Schleiern verhängten Bogengängen der Estrade verborgen, beobachten. Dann presst sie die Hände auf diese grausig aussehende Narbe mitten auf ihrer Brust, verharrt, lehnt sich gleichsam gegen ihre Finger, atmet tief. Sicher hat sie dann Schmerzen.
    Immer wieder bringt ihre Familie Dinge an, an denen Kasmuna kein Interesse zeigt   – seien es nun weitere Bücher, seien es rituell zubereitete Speisen oder etwas von den Gewändern, die sie zu Haus getragen hat.
    Aber eines Tages schleppt Ibn Jeschulla unterm Arm einen aufgerollten Teppich an. Er rollt ihn vor mir aus: Es ist ein Schachteppich.
    Natürlich habe ich dergleichen auch im Haus! Aber ich bin nicht darauf gekommen, ihn hervorkramen zu lassen   – meineAbneigung gegen das Spiel ist unüberwindbar; es nervt und langweilt zugleich.
    Anders allerdings, ich erinnere mich nun, war das bei Kasmuna. Oft habe ich lächelnd und ohne wahres Interesse zugesehen, wenn meine beiden Schönen, Muhdja und Kasmuna, sich in eine Partie vertieften.
    »Sayyida, meine Tochter liebt das Königsspiel!«, sagt Ibn Jeschulla eindringlich. »Ich habe es ihr selbst beigebracht, und wir haben manche Stunde, mit gekreuzten Beinen vor diesem Spielteppich hockend, miteinander gekämpft. Wisst Ihr, was das Gute an diesem Spiel ist? Es beschäftigt den Geist, lenkt ihn in strenge Bahnen und lässt keinen Spielraum, abzuschweifen und sich in den Bildern der Vergangenheit zu verlieren. Es könnte zu einer Hilfe für meine arme Tochter werden, zu genesen.«
    Das leuchtet mir ein.
    Und tatsächlich: Als ich den Teppich mit den Feldern und den Zahlen und Buchstaben am Rand vor ihr ausbreite, huscht das erste Mal, seit sie hier bei mir ist, der Schatten eines Lächelns über ihr Gesicht.
    »Wie bist du darauf verfallen?«, fragt sie mich erstaunt.
    »Gar nicht«, erwidere ich. »Dein Vater hat es für dich gebracht.«
    Sie geht nicht darauf ein, nimmt stattdessen die roten und weißen Spielfiguren und platziert sie nach den Regeln auf dem Feld: Bauern und Läufer, Türme und Springer, schließlich den König und seinen Wesir.
    »Welche Farbe möchtest du spielen?«
    Ich lache. »Weiß! Schließlich bin ich die weiße Omayade. Rot für dich. Rot wie das Leben.«
    »Rot wie Blut«, sagt sie mit dumpfer Stimme, irgendwie verändert, und ich höre lieber nicht hin.
    Und dann hocke ich wirklich und wahrhaftig Kasmuna gegenüber vor dem Schachteppich und muss mir zu alledemauch noch Mühe geben. Denn meine Gegnerin kennt keine Gnade. Sie setzt von Beginn an auf Angriff, formiert die Bauern nach den üblichen Eröffnungszügen in schiefer Linie, der rechte Springer davor, die Läufer herausgezogen, der linke Turm neben dem König postiert.
    Verblüfft versuche ich, mich zu verteidigen. Ich hatte nicht erwartet, dass sie dies Spiel so ernst nimmt . . .
    Ich habe nicht den Hauch einer Chance gegen sie. Trotzdem versuche ich, sie anzugreifen, dilettantisch, unüberlegt, sprunghaft.
    Wenige Züge weiter bringt ihr roter Läufer meinen Angriff zum Scheitern. Noch zwei Züge weiter setzt sie meinen König matt   – und sieht mich vorwurfsvoll an.
    »Du spielst nicht ernsthaft!«, sagt sie.
    Ich zucke mit den Achseln, lache. »Du wirst dich daran erinnern, dass ich mit dieser Art des Zeitvertreibs noch nie allzu viel anzufangen wusste. Ich habe dazu nicht die nötige Geduld. Ich werde für dich nach einem anderen Partner Ausschau halten, der sich besser darauf versteht als ich.«
    »Nein.«
    Ein Nein, so scharf wie die Schneide einer Klinge.
    »Kasmuna!«, sage ich so sanft, wie ich es nur fertig bekomme. »Auf die Dauer wirst du auch anderen Personen wieder erlauben müssen, mit dir umzugehen. Du weißt und fühlst, wie sehr ich dich liebe. Aber große Dinge bahnen sich an, und ich muss . . .«
    Sie unterbricht mich. »Ich halte nichts von großen

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